Mensch, nach einem kurzen Sprint zur Haltestelle erreicht man atemlos den Bus und dieser rauscht einem dann direkt vor der Nase weg. Dabei hat man die hintere Türe noch so gerade erreicht. Jetzt heißt es warten. Und das in der Kälte.

Dabei muss der Fahrer mich doch gesehen haben. Und dann ist der auch noch so dreist und gibt Gas. Der bricht sich doch keinen Zacken aus der Krone, wenn er nochmal kurz die Türe aufmacht. Dauert doch höchstens 15 Sekunden und ich bin drin. Und ein bisschen aufs Gaspedal gedrückt und die Zeit hat der locker wieder drin.

Wem von uns ist das nicht schon passiert und wer hat nicht schon so gedacht. Ist aber zu kurz gedacht! Dass der Fahrer nicht wartet, hat wichtige Gründe. Erstens kostet jeder Nachzügler Zeit. Die Türen müssen geöffnet werden, der verspätete Fahrgast muss einsteigen, die Türen schließen sich wieder. Dies dauert seine Zeit. Jetzt denkt man: „Ist doch nur ein kurzer Augenblick, vielleicht 10, 15 oder 20 Sekunden.“

Ja klar, aber dann will noch jemand einsteigen und noch jemand und schon wieder jemand. Und an der nächsten Haltestelle geht’s wieder von vorne los. Irgendwo muss der Fahrer einen Punkt machen und die Türen müssen leider geschlossen bleiben. Denn sonst reihen sich Sekunden an Sekunden, Sekunden werden zu Minuten und der Fahrer kann den Fahrplan nicht mehr einhalten. Auch ärgerlich, oder?

Klar, wenn man selber draußen stehen bleiben muss, wurmt einen das. Aber wenn man das nächste Mal im Bus sitzt und vielleicht die nächste Bahn am Bahnhof bekommen möchte, spielen Minuten in unserem hektischen Alltag oftmals eine Rolle. Und auf den Nervenkitzel, ob die nächste Bahn erreicht wird oder nicht, kann man sicherlich auch gut verzichten. Und die Fahrgäste an den weiteren Haltestellen ärgern sich über die wachsende Verspätung – was auch nicht fair ist, oder?

Aber es gibt noch einen weiteren Grund: Sobald der Fahrer den Blinker gesetzt hat und damit dem fließenden Verkehr signalisiert, dass er sich wieder in diesen einreihen möchte, darf er laut Straßenverkehrsordnung die Türen nicht mehr öffnen.

Dies regt einen dann besonders häufig auf und wird dem Fahrer als Unfreundlichkeit ausgelegt, wenn die Haltestelle vor einer Ampel liegt. Die Türen gehen zu, der Fahrer setzt den Blinker, fährt kurz an um dann an der Ampel zu halten. Und plötzlich kommt seitlich noch ein Fahrgast angerannt, klopft vielleicht sogar noch an die Tür, aber der Fahrer bleibt stur. Sehr ärgerlich! Aber richtig gehandelt.

Denn die Türen darf er jetzt laut Straßenverkehrsordnung nicht mehr aufmachen. Wenn die Ampel auf Grün springt, muss er unverzüglich anfahren, da ansonsten der fließende Verkehr behindert wird. Der Fahrer riskiert sonst ein Bußgeld. Und wer bezahlt dies schon freiwillig?

Wenn ihr das nächste Mal die Beine in die Hand nehmen wollt, ruft euch doch diese Gründe in Erinnerung. Vielleicht erledigt sich dann der Spurt zur Haltestelle und ihr nehmt euch Zeit, den nächsten Bus nicht atemlos zu erreichen.