Was Tetris und der Job von Sergej Matuschewski gemeinsam haben? Wohl einiges, denn in der riesigen Wagenhalle der ASEAG sorgt der Wageneinweiser täglich dafür, dass alle Busse an der richtigen Stelle geparkt werden. Und dahinter steckt ein System. Defekte Busse, Gelenkbusse, Doppelgelenkbusse, kleine Busse, Fahrzeuge, die die Waschanlage passieren müssen, die eine elektrische oder mechanische Reparatur benötigen, die, die einen Unfall hatten – alle müssen in unterschiedlichen, eigens dafür vorgesehenen Reihen von den Fahrern abgestellt werden. Den Überblick verliert dank Matuschewski niemand.

Sergej Matuschewski

WAGEN­EINLENKER BEI DER ASEAG

„Einer steht da, einer steht da – und ich mache hier Ordnung.“


Matuschewski

Vor der Einfahrt wartet er, inspiziert mit schnellem, fachmännischem Blick die Busse, hält kurze Rücksprache mit den Fahrern und weist diesen anschließend schnell die entsprechende Reihe zu. Bis vor kurzem prüfte er jeden Bus noch händisch auf Schäden, heute übernimmt dies größtenteils ein integrierter Bus-Computer. Ein typischer Arbeitstag von Matuschewski beginnt um 7 Uhr morgens, dann bekommt er einen Plan, auf dem aufgelistet ist, wo die Busse abends stehen müssen. Und dafür sorgt er dann.

„Toll, dass es bei der ASEAG eine solche Lösung gab!“

Ein Job also, der Strukturiertheit und Schnelligkeit erfordert. Fähigkeiten, die Matuschewski mitbringt. Als Wageneinweiser arbeitet er seit 6 Jahren, davor war er als Busfahrer angestellt – ein Beruf, der ihm ebenfalls große Freude bereitet hat. Aus medizinischen Gründen musste er nach 15 Jahren seine Tätigkeit als Fahrer aufgeben. „Ich bin 15 Jahre Bus gefahren, das war natürlich auch sehr interessant. Aber Busfahrer sein ist auch anstrengend. Es bedeutet, sehr viel Verantwortung tragen zu müssen – und man muss wirklich immer voll konzentriert sein“, resümiert Matuschewski.

Über das Sozialprogramm der ASEAG kam er dann an seinen jetzigen Job. „Toll, dass es bei der ASEAG eine solche Lösung gab.“

Das Navigationstalent und die Fähigkeit, stets den Überblick zu behalten, hat er aber wohl nicht nur in seiner Tätigkeit als Busfahrer gelernt. Bevor er 1994 nach Deutschland kam, war er russischer Offizier und Navigator der Luftstreitkräfte der UdSSR. Ein Foto seiner Lieblings­maschine, das in seiner Aufenthalts­kabine hängt, erinnert ihn auch heute noch an diese Zeit.

„Man macht dort Schluss, komplett - und fängt dann ein neues Leben an.“

Das erste deutsche Wort, das Matuschewski 1994 lernte, war „Kugelschreiber“. Das klang für ihn so komisch, da habe er sich schlapp gelacht. Als er uns diese Geschichte erzählt, lachen wir herzhaft mit. Nach Deutschland kam er nach dem Zerfall der Sowjetunion zunächst alleine, seine Familie zog erst 2 Jahre später nach. Seine Tochter Vera war zu diesem Zeitpunkt schon in Odessa in der Ukraine geboren. „Das war damals die schlimmste Zeit.“ Seine erste Station in Deutschland war Würzburg, dort fühlte er sich aber nicht wohl. Also nahm er – ohne lange zu überlegen – einen Atlas zur Hand, öffnete eine Deutschlandkarte, schloss die Augen und ließ den Zufall entscheiden. Sein Zeigefinger landete ziemlich weit im Westen der Karte und Matuschewski kurze Zeit später in Aachen.

„Ich bin nach hier gekommen mit einer kleinen Tasche. Man macht dort Schluss, komplett – und fängt dann hier ein neues Leben an.“ Und das baute er sich erfolgreich in Aachen auf, schloss zunächst eine Weiterbildung im Bereich Elektronik ab – das lag ihm, denn beim Militär hatte er vorher viel mit Elektronik zu tun. Seit 1998 arbeitet er bei der ASEAG – bis heute. In dieser Zeit kommen noch zwei weitere Kinder zur Welt, er baut ein Haus. „Manchmal ist es schwer ein neues Leben anzufangen, für mich war es kein Problem.“

„Mein Baum, mein Auto, mein Haus – und meine Kinder.“


Matuschewski

Am liebsten hätte er studiert. Doch dazu blieb keine Zeit. Während seine Frau ihren Hochschulabschluss in Deutschland abschließt, arbeitet er, um die Familie zu ernähren. Das sei für ihn aber in Ordnung gewesen, für ihn zählte damals bis heute nur eins: „Hauptsache meine Kinder haben ein gutes Leben.“ Auf seine drei Kinder und sein Leben, das er sich in Deutschland aufgebaut hat, ist er – zurecht – stolz. „Wissen Sie, ich bin sehr zufrieden. Es ist natürlich schade, dass ich nicht studiert habe, aber ich bin genug ausgebildet. Ich lese viele Bücher. Und ich bin zufrieden mit meinen Kindern.“

Seine älteste Tochter Vera ist heute 26, studiert in Köln, spricht mehrere Sprachen und fliegt in ihrer Freizeit oft in die Ukraine. „Es kommt die Zeit, da dürfen Eltern den Kindern nicht mehr vorschreiben, was sie machen sollen. Meine Tochter hat das natürlich selbst entschieden.“ Er selbst habe seiner Tochter den Rat gegeben, nach dem Abitur im Büro zu arbeiten. Entgegnet habe sie ihm, dass sie ihm irgendwann einmal ein kleines Flugzeug kaufen möchte. Stolz zitiert er daher einen berühmten Werbeslogan „Mein Baum, mein Auto, mein Haus…“ und ergänzt „…und meine Kinder.“

Wer ebenfalls Teil des Teams der ASEAG werden möchte, kann sich auf der Webseite über das Unternehmen sowie die vakanten Job- und Ausbildungsangebote informieren.

„Man muss keine Angst davor haben, etwas Neues anzufangen. Einfach ein Ziel haben und dann machen!“

„Wir sind alle Menschen – das ist meine Meinung.“

In der riesigen Wagenhalle, die mit grellem Kunstlicht beleuchtet ist und trotzdem dunkel erscheint, wirken Matuschewski und seine Kabine wie ein heller Zufluchtsort.

Mit jedem einkehrenden Fahrer stimmt er sich freundlich ab. Er lächelt, wenn man zu ihm herüber schaut. Man kann Matuschewski zweifelsohne als einen Sympathieträger beschreiben. Das Team bei der ASEAG sei mittlerweile sehr international. Als er in den 90er Jahren kam, sei er der zweite Russe gewesen. Aber für ihn steht fest: „Wir sind alle Menschen, das steht an erster Stelle.“ Ein spezielles Erfolgsgeheimnis habe er nicht. „Einfach Mensch sein. Immer freundlich – bloß nicht zu viel reden.“

Wir fragen, wie sein Arbeitstag nach unserem Interview weitergeht, er lacht: „Ich mache erstmal einen Kaffee. Dann kontrolliere ich natürlich weiter, ob alles richtig abgestellt wird.“

Am Ende des Tages muss jeder Bus an der richtigen Stelle stehen – sonst herrscht Chaos. Und das weiß bei der ASEAG keiner besser zu verhindern als der Wageneinweiser Matuschewski.