Ob als leidenschaftlicher Eisenbahnfan oder als regelmäßiger Fahrgast: Bestimmt habt ihr euch schon einmal gefragt, wie der hohe Sicherheitsstandard der Züge gewährleistet wird. Die Antwort darauf ist ganz einfach: Im DB-Werk in Aachen.

Alle Züge, die Tag für Tag Tausende Fahrgäste sicher zu ihren Zielen bringen, werden regelmäßig in vorgegebenen Intervallen gewartet und instandgesetzt. Die sogenannte „Nachschau“ geschieht für die meisten im AVV eingesetzten Fahrzeuge im Betriebswerk Aachen, in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof.

Vielfältige Aufgaben

1000 km legt beispielsweise ein Elektrotriebzug im Durchschnitt täglich auf der Linie RE 9 zwischen Aachen, Köln und Siegen zurück. Mindestens alle 27.000 km, spätestens aber alle 30 Tage heißt es dann auch für die modernsten Fahrzeuge: rauf auf den Wartungsstand zur sogenannten „Nachschau“. Die ist am ehesten mit der jährlichen Inspektion beim Auto zu vergleichen, erfolgt aber eben wesentlich häufiger. Sicherheit steht schließlich an oberster Stelle. Geprüft werden zum Beispiel die Bremsen sowie Funk- und Sicherungssysteme.

Ein Elektrotriebwagen Talent 2 im DB Werk
Spätestens alle 30 Tage muss ein Elektrotriebwagen zum Boxenstopp.

Das DB-Werk Aachen ist nicht nur dafür optimal und auf dem technisch neuesten Stand ausgerüstet. Denn für die Werkstattmitarbeiter gibt es noch viel mehr zu tun. Die anfallenden Arbeiten sind äußerst vielfältig, reichen Sie doch von komplexen technischen Anpassungen über Standardreparaturen von Türen und WCs über Ausbesserungen von Polstern bis hin zur täglichen Reinigung des Fahrgastraums und sicherheitstechnischen Überprüfungen des ganzen Fahrzeuges.

Teamleiter Rolf Weishaupt, seit 35 Jahren im Konzern, weiß die Vielfalt seiner Aufgaben zu schätzen. „Es wird hier nie langweilig. Und man hat die Gelegenheit, sich ständig auszutauschen und auf Experten zurückzugreifen.“ Werksleiter Eberwald begeistern die „tolle Qualität der Ausbildung und die Zufriedenheit der Mitarbeiter“.

Jedes Fahrzeug wird wie das eigene Baby gehegt und gepflegt. Insgesamt 180 Doppelstockwagen, 24 Talent-Dieseltriebwagen der euregiobahn und 15 E-Talent 2 des RE 9 sind in Aachen stationiert. Traurig: Jährlich werden dort – fast ausschließlich wegen Vandalismus – 6.500 Sitze ausgetauscht! Allein in den 180 Doppelstockwagen müssen pro Jahr 300 Toiletten ersetzt werden. Krasse Zahlen, oder?

Blick ins DB Werk Aachen
In den Hallen des DB Werk Aachen können dank leistungsfähigenr Hebebockanlagen und Dacharbeitsbühnen

Team im Außeneinsatz

Zudem gibt es die mobile Instandhaltung, die ausrückt, falls Fahrzeuge doch einmal auf der Strecke liegen bleiben sollten. Diese ist auch nachts unterwegs, um in Aachen stationierte Züge an ihren Endpunkten zu warten und die Fahrzeuge so schnell wie möglich wieder bereit für ihren regulären Einsatz zu machen. Die mobile Instandhaltung führt vor Ort kleinere Arbeiten durch und erspart damit den Fahrzeugen einen Werkstattbesuch. Die Kollegen dieser mobilen Instandhaltung teilen sich die 24-Stunden-Bereitschaft und können bei Bedarf jederzeit ausrücken.

In Aachen sind neben den euregiobahnen auch die eingesetzten Züge des RE 1, RE 4, RE 5 und RE 9 beheimatet und müssen gewartet werden. So kommt es vor, dass die mobile Instandhaltung bis Koblenz ausrückt. Dort endet der RE 5. Stellt beispielsweise ein Treibfahrzeugführer beim Abstellen seines Zuges nach Fahrtende in Koblenz fest, dass die Beleuchtung nicht einwandfrei funktioniert, gibt er dem Team in Aachen Bescheid. In diesem Fall ist es sowohl zeitsparender als auch wirtschaftlicher, wenn die mobile Instandhaltung mit dem Werkstattwagen anrückt und sich liebevoll um Reparaturen an „ihrem“ Fahrzeug kümmert.

Scheibenlager im DB Werk Aachen.
Im Lager werden zahlreiche verschiedene Scheiben vorrätig gehalten.

Manchmal verschlägt es die Werkstattmitarbeiter dann auch in den Norden bis nach Emmerich, dem anderen Endpunkt des RE 5. Meistens führen kaputte Scheiben zu diesen nächtlichen Einsätzen.

Für eine unplanmäßige Zugfahrt in die Werkstatt und zurück müsste hingegen ein Lokführer bestellt und jeweils eine Trasse gemietet werden. Für die Zeit in der Werkstatt müsste zudem ein Ersatzfahrzeug eingesetzt werden. Hier haben sich die mobilen Teams sehr bewährt.

Wartungsarbeiten am Stromabnehmer
Dacharbeitsbühnen ermöglichen Arbieten an den Stromabnehmern.

Vorsicht Hochspannung!

Ganz besondere Sicherheitsvorkehrungen sind bei Arbeiten an den Stromabnehmern auf dem Dach zu beachten. Die Gleise in der Werkstatt sind mit Oberleitungen ausgestattet, so dass die elektrischen Züge problemlos in die Hallen fahren können. Stehen Wartungsarbeiten auf dem Dach an, muss natürlich sichergestellt sein, dass kein Strom durch die Leitungen fließt. Dies geschieht mittels eines komplizierten Schließsystems – damit auch niemand versehentlich unter Strom gesetzt wird.

Unterflurdrehbank im DB Werk Aachen
Die Maschine ermöglicht die Wartung ganzer Achsen und das Schleifen der Eisenbahnräder.

Die Werkstatt ist mit leistungsfähigen Hebebockanlagen, Dacharbeitsbühnen, einer Radsatzsenke und einer Unterflurdrehbank ausgerüstet. So können große Fahrzeugkomponenten – beispielsweise Radsätze, Klima- oder Antriebsanlagen – schnell und sicher ausgetauscht werden.