Wer kennt sie nicht, die kleinen und großen Aufreger bei der täglichen Nutzung von Bus und Bahn: Der Bus sollte vor drei Minuten kommen, zu sehen ist er aber nicht. Oder noch besser: Die Türen schließen sich vor der Nase, obwohl man noch so gerade nach einem kleinen Spurt die hintere Türe erreicht hat. Und warum hält eigentlich der verdammte RegionalExpress heute an einem anderen Bahnsteig als ursprünglich vorgesehen?

Wir gehen den Ärgernissen auf den Grund. Denn oftmals gibt es eine einfache Erklärung für diesen kleinen Missverständnisse, an die ihr vielleicht gar nicht denkt. Und so ist die Aufregung vielleicht beim nächsten Mal in Bus oder Bahn sowie am Bahnhof oder an der Haltestelle nicht so groß.

Mensch, der Bus kommt ja immer zu spät!

Dies ist mitnichten so! Kein Busfahrer freut sich über eine Verspätung oder verursacht diese absichtlich. Ein Bus ist immer nur so schnell, wie der Straßenverkehr es zulässt. Staus, Baustellen und Falschparker bremsen ebenso wie den Autoverkehr auch die Busse aus. Und dann geraten sie aus dem im Fahrplan vorgesehen Takt. Dies ist insbesondere im Berufsverkehr der Fall, aber auch bei Straßensperren, Unfällen oder verengten Fahrbahnen.

Mensch, ich warte aber an der Haltestelle und auf der Fahrbahn herrscht gähnende Leere und trotzdem ist weit und breit kein Bus zu sehen. Dann denkt bitte, bevor ihr euch ärgert, dass die Linienwege die Busse über mehrere Kilometer quer durch die Stadt, verschiede Stadtteile oder Orte führen. Läuft es dann irgendwo nicht rund, wirkt sich das auf die ganze Linie aus.

Warum fährt mir der Bus vor der Nase weg? Kann der Fahrer nicht noch warten?

Kennt fast jeder: Nach einem kurzen Sprint zur Haltestelle erreicht man so gerade noch den Bus und dieser rauscht einem dann direkt vor der Nase weg. Der Puls steigt, die Halsschlagader schwillt an: Kann der Fahrer denn nicht noch warten? Leider nicht immer! Denn jeder Nachzügler kostet Zeit. Die Türen müssen geöffnet werden, der verspätete Fahrgast muss einsteigen, die Türen schließen sich wieder. Dies dauert seine Zeit. Und von Haltestelle zu Haltestelle werden aus Sekunden Minuten und der Fahrer kann den Fahrplan nicht mehr einhalten.

Außerdem sind die Vorrangschaltungen an den Ampeln eng getaktet, damit auch der fließende Verkehr nicht zu lange aufgehalten wird. Nutzt der Fahrer nicht sein enges Zeitfenster an der Ampel, muss er entsprechend warten, bis nacheinander alle anderen Grün hatten und er wieder dran ist – und zack, wächst die Verspätung weiter. Und dies ist für alle anderen Fahrgäste ärgerlich – also bleiben die Türen besser zu.

Warum hält die Bahn an einem anderen Bahnsteig?

Ein Klassiker: Man sitzt an Bahnsteig 1 gemütlich auf der Bank und wartet auf den Zug. Dann hört man schon von weitem den einfahrenden Zug, also steht man auf und um die Kurve kommt der RegionalExpress gefahren. Irritiert schaut ihr ein zweites Mal hin, denn irgendwas ist anders. Der Zug hält nicht an Bahnsteig 1, sondern gegenüber an Bahnsteig 2. Also sprintet ihr wie von der Tarantel gestochen zum anderen Bahnsteig. Warum?

Die Gleisbelegungen werden für eine Fahrplanperiode festgelegt, verschiedene Störungen können aber zu einer kurzfristigen oder sogar längerfristigen Änderung führen. Gerade Baustellen können eine längerfristige Änderung der Gleisbelegung nach sich ziehen. Dies wird durch Aushänge, Ansagen etc. angekündigt.

Zu mehr Stress führen kurzfristige Änderungen. Die Züge werden in den verschiedenen Stellwerken überwacht. Dort wacht ein Fahrdienstleiter über den Verkehr und sorgt für einen sicheren Betriebsablauf. Dieser kann durch unvorhergesehene Dinge gestört werden: Weichenstörung, ein verspäteter vorausfahrender Zug, ein Unfall oder auf den Gleisen spielende Kinder – die Gründe sind vielfältig und führen dann unter Umständen auch kurzfristig dazu, dass der Zug auf ein anderes Gleis ausweichen muss. Und manchmal ist die Störung so kurzfristig, dass die Ansage oder Anzeige erst mit dem einfahrenden Zug erfolgt. Ärgerlich, aber leider nicht immer zu vermeiden.

Hilfe! Schienenersatzverkehr! Muss das sein?

Schienenersatzverkehr oder SEV – immer ein Ärgernis. Aber genauso wie das Straßennetz nutz sich auch das Schienennetz ab und muss auch regelmäßig erneuert werden. Und dies geht oftmals am schnellsten, wenn ein entsprechender Abschnitt gesperrt wird. Und für die täglichen Pendler ist es sicherlich auch ärgerlich aber angenehmer, einmal eine komplette Sperrung mit SEV durchzustehen, als dass die entsprechende Strecke sogar über mehrere Jahre immer wieder gesperrt werden müsste. Außerdem bündelt die Bahn ihre Baumaßnahmen und nutzt eine Streckensperrung gleich dazu, mehrere Dinge mit einem Wisch zu erledigen.

In diesem Jahr investiert die Bahn rund 1 Milliarde Euro in das Schienennetz in NRW. Es werden etwa 570 Weichen, über 400 Kilometer Schienen und 16 Brücken erneuert. 232.000 Schwellen und über 480.000 Tonnen Schotter werden ausgetauscht. Insgesamt gibt es über 1.000 größere und 7.995 kleinere Baustellen. Beeindruckende Zahlen, oder?

Mein Rad muss mit! Warum lässt mich der Fahrer nicht in den Bus?

Ganz einfach: Der Platz im Bus ist sehr beschränkt. Daher ist die Fahrradmitnahme im Bus klar geregelt: Montags bis freitags könnt ihr ab 19 Uhr, samstags ab 15 Uhr und an Sonn- und Feiertagen ganztägig ein Fahrrad mitnehmen. Übrigens könnt ihr neben „klassischen“ Fahrrädern auch elektrobetriebene Fahrräder, sogenannte Pedelecs und E-Bikes, mitnehmen. Bitte beachtet, dass Fahrgäste mit Kinderwagen und Rollstuhlfahrer jederzeit Vorrang vor Radfahrern haben.

Der Fahrer trägt die Verantwortung dafür, dass alle Fahrgäste sicher das Ziel erreichen. Daher hat er das letzte Wort, d. h. er entscheidet im Einzelfall über die Fahrradmitnahme. Die Ein- und Ausstiegswege dürfen vom Rad nicht versperrt werden. Lässt die Platzsituation im Fahrzeug eine Mitnahme nicht zu, heißt es leider: Ab auf den Sattel und in die Pedale treten.

PS: Kennt ihr schon den Fahrradbus Eifel? Der bringt euch bis zum Ende der Herbstferien jeden Sonn- und Feiertag zu den Ausgangspunkten der schönsten Radtouren an Rur, Kall, Urft und im Nationalpark Eifel.

Eine Linie, zwei Busse hintereinander. Was soll das?

Gerade in der Rushour ab und an zu beobachten: An der Haltestelle kommen direkt zwei oder sogar mehr Busse der gleichen Linie kurz hintereinander an. Wozu? Dies lässt sich ganz leicht erklären: Irgendwo gibt es eine Verkehrsbehinderung, in die die Busse hintereinander reinfahren. Es staut sich. Haben sie das Hindernis überwunden, fahren sie mit Verspätung weiter. Der erste Bus sammelt an jeder Haltestelle die Fahrgäste ein, im Bus wird es zunehmend eng, der Ein- und Ausstieg dauert länger, der Bus wird langsamer. Der nachfolgende Bus, der vielleicht gar nicht im Stau steckte, wird immer schneller, weil kaum jemand an den Haltestellen steht oder bleibt ganz einfach im Takt und trifft irgendwann auf den vorausfahrenden Bus. Übrigens, je höher die Taktfrequenz, desto stärker ist der Dominoeffekt im Falle einer Behinderung.

Die Bahn immer mit ihrer „Störung im Betriebsablauf“. Das nervt!

Verständlich, aber leider nicht vermeidbar. Störungen aller Art bringen so ein hochsensibles System wie den Taktfahrplan leider immer wieder durcheinander. Der geregelte Betriebsablauf wird gestört und das heißt für den Fahrgast: Verspätung! Störungen im Betriebsablauf gibt es zahlreiche: Ihr wisst gar nicht, wie oft beispielsweise Kinder auf den Gleisen spielen. Oder es kommt zu einem Notarzteinsatz entlang der Strecke. Oder eine Weiche ist defekt. Oder, oder, oder. Die Gründe sind vielfältig.

Kommt es zu größeren Störungen oder wird die Verspätung zu groß, entscheidet die Transportleitung, dass ein Zug vorzeitig wendet. Beispiel: Die RB 33 von Duisburg nach Aachen hat in Herzogenrath so eine hohe Verspätung, dass sie auch bei einer regulären Wendezeit in Aachen Hbf von 12 Minuten in der Gegenrichtung weiter unpünktlich wäre. Also endet die Fahrt vorzeitig in Herzogenrath, die Fahrgäste müssen in einen nachfolgenden Zug umsteigen und die RB 33 macht sich von Herzogenrath wieder auf den Weg nach Duisburg. Dies führt natürlich zu einer Lücke im Fahrplan und ist für die betroffen Fahrgäste ärgerlich. Die Entscheidung ist Abwägungssache: Entweder die Verspätung weiter durchschleppen und zahlreiche Anschlüsse verpassen – oder einmal die Fahrgäste auf einem Teilabschnitt stehen lassen und dafür pünktlich durch den Rest des Tages kommen. Denn große Chancen, Zeit aufzuholen, hat der Fahrer sonst nicht.

Noch so ein Ärgernis: Verfrühung!

Noch größer als bei einer Verspätung ist der Ärger bei einer verfrühten Abfahrt. Verständlich, denn eine Verfrühung sollte möglichst nicht vorkommen, auch wenn es im Fahrplan eine Toleranz gibt. Die Busse werden elektronisch erfasst und in der Leitstelle sekundengenau überwacht, Halte und Abfahrten aufgezeichnet. Steuert der Fahrer seinen Bus deutlich zu früh als im Fahrplan angegeben von der Halltestelle weg, bekommt der Fahrer dies im Bordcomputer angezeigt.

Manchmal kommt es auch zu Missverständnissen. So kommt es öfters vor, dass der Bus nicht zu früh, sondern zu spät ist. Beispiel: Bei einem 10-Minuten-Takt ist der Bus nicht drei Minuten zu früh, sondern sieben Minuten zu spät. Denn der Bus ist, ja ihr wisst es schon, nur so schnell, wie der Straßenverkehr es zulässt.

Vielleicht habt ihr nach Lesen unseres Blogbeitrags ein wenig mehr Verständnis für das Fahrpersonal dort draußen und schafft es, euch was weniger zu ärgern. Lasst lieber etwas mehr Platz für Frühlingsgefühle. 😉