Die roten Züge von DB Regio NRW haben in 2017 ihren Stromverbrauch um rund 25 Millionen Kilowattstunden gesenkt. Dies entspricht der Menge Strom, die eine Kleinstadt mit etwa 5.000 Vier-Personen-Haushalten durchschnittlich pro Jahr benötigt.

„Das beeindruckende Ergebnis verdanken wir vor allem unseren Lokführern und Kundenbetreuern, die beim Fahren und Abstellen der Züge umsichtig handeln und unsere Energiesparvorgaben konsequent umsetzen“, sagt Anna Elsinghorst, Leiterin des Projekts Energieeffizienz bei DB Regio NRW. „Mit diesem Erfolg rückt unser langfristiges Ziel näher, den Energieverbrauch bis zum Jahr 2020 um sieben Prozent zu reduzieren.“

Ein besonders effektiver Hebel zur Senkung des Energieverbrauchs ist eine energiesparende Fahrweise. Wie effizient ein Triebfahrzeugführer fahren kann, hängt vor allem von der Beschaffenheit der jeweiligen Strecke ab. In NRW sind diese sehr unterschiedlich: So gibt es energieintensive Linien mit starken Steigungen oder besonders vielen Halten, die ein ständiges Anfahren und Abbremsen notwendig machen. Für jeden Streckenabschnitt gibt es spezifische Fahrempfehlungen.

Förderung energiesparendes Fahren

Im Handbuch „Energieeffizientes Fahren“ für Lokführer der DB Regio NRW sind Fahrempfehlungen für die Streckenabschnitte jeder Linie enthalten. Diese wurden gemeinsam mit Lokführern erarbeitet: Lokführer, die sich besonders für das energieeffiziente Fahren engagieren, haben diese linienspezifische Fahrempfehlungen für Kollegen erstellt.

Das Energiesparkonzept setzt sich aus vielen weiteren kleinen Bausteinen zusammen: So sorgen praktische „Energiespar-Coachings“ für Lokführer auf dem Führerstand für eine kontinuierliche Sensibilisierung und die Lokführer erhalten ein monatliches Feedback zu einzelnen Zugfahrten des vergangenen Monats. Außerdem werden die Mitarbeiter regelmäßig geschult – das gesamte Thema ist Bestandteil der Ausbildung und der betrieblichen Weiterbildungen.

Fahrassistenzsytem in der Lok des Typs 146

Die elektrische Lokomotive des Typs 146 setzt DB Regio in NRW auf vielen Regionalexpresslinien in Kombination mit Doppelstockwagen ein. Die Lok zieht oder schiebt die Wagen.

Die Loks und Steuerwagen sind mit einem Fahrassistenzsystem ausgestattet. Dieses erfasst Position und Geschwindigkeit des Zuges, gleicht dies mit dem Fahrplan ab und gibt Abschaltempfehlungen.

Die Lok kann pneumatisch – mit Druckluft – oder elektrisch, heißt der Motor fungiert als Generator, bremsen. Bei elektrischem Bremsen wird die Energie zurück in die Oberleitung gespeist. So können bis zu 30 Prozent der bezogenen Energie zurückgespeist werden.

Auf einem Display – wie hier in einer Lok der Baureihe 146 – kann der Lokführer die Energieeinsparung ablesen. Die blaue Zahl auf der rechten Seite zeigt den Energiebezug, die gelbe Zahl die Energierückspeisung. In diesem Falle wurde also mehr als ein Drittel der bezogenen Energie wieder in das Netz zurück gespeist.

Umwelteffekt einer Million Buchen

Allein durch den Einsatz unserer Lokführer konnten wir rund 22,5 Millionen Kilowattstunden Strom einsparen“, resümiert Elsinghorst. „Das spart nicht nur Kosten, es ist auch gut für die Umwelt. Denn wir haben damit den CO₂-Ausstoß um 12.400 Tonnen reduziert. Um diese Menge Kohlendioxid aus der Luft zu filtern, wäre ein Wald von fast einer Million Buchen nötig gewesen.“

Grundsätzlich ist es beim Zug ähnlich wie beim Auto: Der Fahrer hat erheblichen Einfluss darauf, wie viel Diesel bzw. Strom er verbraucht. Rund 75 Prozent der Varianz im Energieverbrauch auf einer Strecke hängt vom Verhalten des Lokführers ab. Das Ziel des energiesparenden Fahrens: Die vorgegebene Strecke sicher, pünktlich und gleichzeitig mit minimalem Energieverbrauch zurückzulegen.

Die Ankunftszeit wird durch die Energiespar-Offensive nicht beeinträchtigt. „Unsere Priorität ist natürlich weiterhin, pünktlich anzukommen und im Verspätungsfall Minuten aufzuholen“, betont Elsinghorst. „Aber auch geringe Verzögerungen lassen sich mit einigen Maßnahmen oft energieeffizient wieder einholen. Der Lokführer kann dann etwa im unteren Geschwindigkeitsbereich zügig beschleunigen, weil sich hier besonders viel Zeit aufholen lässt. Fährt er hingegen kurze Geschwindigkeitsspitzen aus, macht dies nur wenige Sekunden gut – verbraucht aber viel Energie.“

„Seit 2006 hat DB Regio die CO2-Emissionen bereits um über ein Viertel reduziert.“


Anna Elsinghorst, Leiterin der Projekts Energieeffizienz bei DB Regio NRW

Einen beachtlichen Effekt in der Energiebilanz erzielten auch die Kundenbetreuer: Sie konnten bereits 2,7 Millionen Kilowattstunden einsparen, indem sie die Klimatisierung der Doppelstockwagen reduzieren, bevor die Züge in die Abstellanlage fahren. Für die Umwelt heißt das: rund 550 Tonnen CO₂ jährlich weniger in der Luft.

Seit 2006 hat die DB Regio die CO2-Emissionen bereits um über ein Viertel reduziert. Und auch ein neues Ziel ist ausgegeben: Der Verbrauch soll langfristig um weitere rund 7 Prozent reduziert werden.

So sind für die Zukunft bereits weitere Energiesparmaßnahmen in Vorbereitung. „Auch im Bereich unserer Dieselfahrzeuge wollen wir das energiesparende Fahren vorantreiben“, so Elsinghorst. „Dazu werden wir nach und nach Telematik-Systeme in die meisten Fahrzeuge einbauen, die den aktuellen Kraftstoffverbrauch erfassen und in einem weiteren Schritt Echtzeit-Fahrempfehlungen geben sollen.“

Fotos: Deutsche Bahn AG