Der AVV möchte sich durch die Integration diverser Mobilitätsdienstleistungen wie Carsharing, Fahrradverleih, Mitfahrbörsen etc. mittelfristig von einem Verkehrs- zu einem Mobilitätsverbund entwickeln. Den Weg dorthin ebnen zwei im Jahr 2012 gestartete Projekte.

Die Entwicklung des AVV vom reinen Verkehrsverbund zu einem Mobilitätsverbund wird einer der Schwerpunkte der nächsten Jahre sein. Verkehrsdienste in der Region sollen in Bezug auf Information, Tarif und Vertrieb künftig stärker gebündelt und vernetzt werden. Letztlich soll dem Kunden der Zugang zu den Mobilitätsdiensten erleichtert werden mit dem Ziel, die Mobilität auch unabhängig vom privaten PKW-Besitz zu erhöhen. Der AVV engagiert sich deshalb in zwei Projekten, die in den kommenden Jahren die Voraussetzungen dafür schaffen sollen.

»DYN@MO« im Rahmen von »CIVITAS«

Im Rahmen der »CIVITAS-Initiative«, einer Initiative zur Verbesserung des städtischen Verkehrs, gefördert durch Mittel der Europäischen Union, entstand das Projekt »DYN@MO – DYNamic Citizens for sustainable MObility«.

Übersicht über die Dynamo-Arbeitspakete.
»DYN@AMO«: Übersicht über die Arbeitspakete.

Leadpartner ist die Stadt Aachen, die gemeinsam mit 27 lokalen Partnern aus weiteren drei europäischen Städten dieses Projekt koordiniert. Insgesamt sieben Arbeitspakete umfasst »DYNA@MO« in der Stadt und Region Aachen, die auch in der Abbildung links zu sehen sind:

  • Entwicklung eines dynamischen regionalen Verkehrsentwicklungsplans (»Dynamic Regional Sustainable Urban Transport Plan/SUMP«, Federführung: StädteRegion Aachen),
  • Förderung von E-Mobilitätsangeboten an drei Wohnstandorten der gewoge (Federführung: cambio GmbH)
  • Verkehrsanbindung und Mobilitätskonzept für den neuen RWTH Aachen Campus (Federführung: RWTH Aachen),
  • Integration umweltfreundlicher Fahrzeuge (Federführung: Stadt Aachen),
  • Erprobung elektrischer Busse bzw. Hybridbusse (Federführung: ASEAG),
  • Entwicklung von Informationstechnologie-basierten Mobilitätsdiensten und Entwicklung eines Geschäftsmodells für den Mobilitätsverbund (Federführung: AVV)
  • Entwicklung individueller Meldesysteme im ÖPNV unter Berücksichtigung von »User Generated Content« (Federführung: AVV).

Der AVV koordiniert die Arbeitspakete, die sich an der Schnittstelle zwischen Kunde und innovativen Mobilitätsdienstleistungen bewegen. Mit Hilfe moderner Technologien und unter Einsatz neuer Medien sollen bestehende wie neu entwickelte Dienste gebündelt werden. Dabei werden dynamische Informationen wie z. B. Echtzeitdaten im öffentlichen Verkehr, die Verfügbarkeit von Carsharing-Fahrzeugen oder das Vorhandensein aktueller Mitfahrangebote auf einer Informationsplattform integriert.

Im Rahmen von »DYN@MO« werden zunächst konzeptionelle Vorbereitungen getroffen, wie die Marktanalyse, die Entwicklung mulimodaler Tarifprodukte und die Entwicklung eines Geschäftsmodells. Parallel dazu wird eine multimodale Informationsplattform aufgebaut und die bestehende elektronische Fahrplanauskunft um inter- und multimodale Auskunftsfunktionen erweitert.

Die anspruchsvollste Aufgabe besteht darin, ein Kundenmedium mit dem entsprechenden Tarifhintergrundsystem zu entwickeln, das sowohl den Zugang als auch die Abrechnung der Mobilitätsdienste gewährleistet. Es wird ein technologisches Konzept für das Kundenmedium sowie für die vertriebliche Integration über eine Mobilitätsplattform erarbeitet. Im Rahmen der Pilotprojekte werden hier ggf. alternative Vertriebstechnologien genutzt oder es wird auf den Input aus Projekten mit ähnlicher Aufgabenstellung zurückgegriffen.

Die Erweiterung des elektronischen Auskunftssystems um individualisierte Meldungen bildet einen zweiten Schwerpunkt. Zunächst erfolgt eine wissenschaftliche Analyse über Nutzergruppen, die Bedeutung einzelner Informationselemente sowie des gewünschten Informationsumfangs. Im Weiteren wird die Möglichkeit zur Integration von sogenanntem User Generated Content untersucht. In einem Testsystem sollen Umfang und Zuverlässigkeit von Eingaben untersucht sowie der Einfluss auf die Auskunftsqualität analysiert werden. Die Erweiterung von individualisierten Informations- bzw. Benachrichtigungsdiensten sowie die Entwicklung eines Fahrtassistenten, der über die reine Anzeige von dynamischen Verspätungsinformationen hinaus eine alternative Routenberechnung auf Grundlage von Ereignismeldungen vornimmt, sind weitere Maßnahmen, die bis 2016 zur Umsetzung anstehen.

Forschungsprojekt »eMoVe«

Neben dem Projekt »DYN@MO« ist der Aachener Verkehrsverbund mit vielen Partnern der Region am Forschungsprojekt »eMoVe« beteiligt, einem Forschungsprojekt des Bundes im Rahmen der »Modellregion Rhein Ruhr – Phase 2«. Die RWTH Aachen – Institut für Stadtbauwesen und Stadtverkehr (ISB) – ist Leadpartner, daneben sind die Stadt Aachen, die cambio Mobilitätsservice GmbH & Co KG, die EcoLibro GmbH, die Fachhochschule Aachen (FB Gestaltung & Information und Communication Technology), Probst &Consorten Marketing-Beratung und die Stadtwerke Aachen Aktiengesellschaft (STAWAG) Partner im Projekt.

Übersicht über die emove-Arbeitspakete.
»emove«: Übersicht über die Arbeitspakete.

»eMoVe« betrachtet die Einführung der Elektromobilität aus einer integrierenden Perspektive mit konkreten Umsetzungsoptionen in Städten und Regionen. In der Städteregion Aachen werden der Einsatz von 20 Elektrofahrzeugen und die Wirkung von vier neuen Mobilitätsstationen auf das Verkehrsverhalten von Probanden untersucht. Ähnlich dem Projekt arbeitet der AVV an einer verkehrsmittelübergreifenden Integration von Elektro-Mobilitätsdienstleistungen, die das ÖPNV-Angebot, E-Car-Sharing-Angebote, Pedelec-Verleihsysteme u. a. berücksichtigt. Im Unterschied zu »DYN@MO« liegt der Fokus von »eMoVe« auf Kooperationsmodellen mit Arbeitgebern. Es wird untersucht, ob die Einrichtung von Mobilitätsstationen an Arbeitgeberstandorten und die kombinierte Nutzung des Fahrzeugpools für dienstliche und private Fahrten eine Nachfrage erfährt und zu einem veränderten Mobilitätsverhalten beiträgt. Dabei steht die Analyse von Nutzerbedürfnissen und die Zahlungsbereitschaft im Vordergrund. Im Weiteren werden tarifliche Lösungen im Sinne einer multimodalen Weiterentwicklung des Job-Tickets erarbeitet und im Rahmen eines Pilotbetriebes erprobt und evaluiert. ✜

Foto: R. Schulteis