„Herzlich Willkommen auf der Stella Maris! An Bord begrüßen Sie Ihr Käpt’n & Co. Wir wünschen Ihnen heute eine angenehme und beschauliche Schiffspartie auf diesem wunderschönen Rursee. Lassen Sie sich von uns verwöhnen und genießen Sie die reizvolle Landschaft vom Schiff aus. Sie kreuzen nämlich heute durch eine der schönsten Regionen Deutschlands: dem Nationalpark Eifel – übrigens: dem einzigen Nationalpark in Nordrhein-Westfahlen. Haben Sie noch Fragen? Unsere freundliche Crew ist stets bemüht, Ihre Wünsche zu erfüllen.“ Die letzten Gäste – drei Rentner, eine Familie und zwei junge Paare in Wanderkleidung – betreten die Stella Maris. Auf dem Deck sitzen bereits einige weitere Passagiere, die sich auf einen idyllischen Vormittag in der Eifel freuen. Die Sonne scheint, der Rursee glitzert. Das Schiff legt ab und nimmt an Fahrt zu. Am Steuerrad steht Kapitän Klaus Blumberg, der die Stella Maris heute durch den ruhigen Rursee der Eifeler Seenplatte von Schwammenauel bis Rurberg lenken wird. Wir haben die Fahrt dazu genutzt, um mit ihm über seinen Werdegang, das Leben „an Bord“ als Schiffsführer bei der Rursee-Schifffahrt und seine Rolle als Ehemann und Familienvater zu sprechen.

Klaus Blumberg

Kapitän der Stella Maris

„Gelandet bin ich nach meiner Ausbildung erst einmal in der Materialversorgung bei der Marine.“

Sich auf hohe See begeben, Matrose oder Kapitän werden – der Traum vieler Jungs. Bei Klaus Blumberg sah dies aber eigentlich einmal ganz anders aus. Denn nachdem er in seiner Heimat Heimbach in der Eifel die Schule abgeschlossen hatte, begann er zunächst eine Lehre als Bäcker. Nachdem er eine Zeit lang in verschiedenen Bäckereien in der Heimat gearbeitet hatte, sah er einen Beitrag über die Marine und bewarb sich, um dort als Koch anzufangen. Da die Stellen in der Küche bereits besetzt waren, wurde er stattdessen in der Materialversorgung eingesetzt. Im ersten Jahr besuchte er die Marineversorgungsschule in List auf Sylt, arbeitete dann im Marinefliegergeschwader 2 in Tarp Eggebeck und besuchte anschließend die Unteroffiziersschule in Plön. Danach folgten 3 Jahre auf der „Fregatte Karlsruhe“, auf der er als Versorger eingesetzt wurde und nur knapp einem Einsatz im Golfkrieg entkam. „Wir sollten eigentlich vor Israel Patrouille fahren, wurden auch ausgestattet. Der erste Golfkrieg war aber ja dann im Nu vorbei und wir wurden doch nicht eingesetzt. Zum Glück.“ Statt in den Krieg zu ziehen, lernte Blumberg auf der Fregatte Karlsruhe das Leben auf dem Schiff kennen. „Das hat mir großen Spaß gemacht, weil man gerade auf dem Schiff als Versorger noch andere Dinge zu tun hatte. Da ging es auch um Feuerbekämpfung, Lek-Abwehr, Anlegemanöver, Kraftstoff-Übernahme. Außerdem habe ich lange Zeit das Damage Control Board geführt, auf dem die Schäden des Schiffs aufgeführt werden.“ Eine Zeit, in der Blumberg erste seemännische Erfahrung sammelte. Ein Job und Tätigkeiten, die ihm gefielen – trotzdem kehrte er nach 4 Jahren in die Heimat zurück.

„Was kommt als nächstes, was machst du jetzt?“

Auf die Zeit bei der Marine folgte ein kurzes „Intermezzo“ im elterlichen Betrieb. „Ich habe im Restaurant meiner Eltern gekellnert, in der Küche mitgeholfen, mich um die Einkäufe gekümmert.“ Als das irgendwann nicht mehr gut ging, wurde Blumberg arbeitslos. „Ich sage immer: zu viele Häuptlinge, keine Indianer.“ Heute kann er darüber lachen. Trotzdem war dies damals eine schwere Zeit für ihn, die er aber dennoch nutzte. Er absolvierte seinen Segelschein, ging angeln, verbrachte Zeit mit Freunden. Und die verhalfen Blumberg letztlich auch zu seinem jetzigen Job. „Das ist eigentlich eine lustige Geschichte“, grinst er. „Ich fragte mich damals: Was kommt als nächstes, was machst du jetzt?“ Kurze Zeit spielte er mit dem Gedanken, sich mit einem kleinen Café selbstständig zu machen, doch das Risiko war ihm zu groß.

Und dann kam eins zum anderen. „Ein guter Freund von mir unterhielt hier am Rursee eine Bootsvermietung. Mit ihm verbrachte ich damals sehr viel Zeit. Wir waren oft zusammen angeln, manchmal half ich ihm auch ein paar Stunden in seinem Betrieb.“ Im November 2002 – die Freunde spazierten an diesem Herbsttag am Staudamm in Schwammenauel gerade mit den Hunden – fiel ihnen am Heimathafen der Rursee-Schifffahrt ein Aushang auf. „Schiffsführer und Matrosen für die neue Saison gesucht.“ Als Blumberg und sein Freund sich am nächsten Tag wieder trafen, hatte dieser schon das Telefon gezückt und die Nummer auf dem Aushang gewählt. „Er hat mir einfach den Hörer ans Ohr gehalten. Und so habe ich mich dann vorgestellt. Kurz darauf hatte ich den Job. Zu Beginn der nächsten Saison 2003 habe ich den benötigten Schein abgelegt. Dazu kam das Wasser- und Schifffahrtsamt zum Rursee. Hier wurde die Prüfung dann auch abgenommen“, erzählt uns Blumberg und lächelt verlegen. „Jetzt fahre ich schon meine 16. Saison. Herrlich.“ Mit seinem Schein darf Blumberg Schiffe nur in der Eifeler Seenplatte steuern, das macht ihm aber nichts aus. „Ich will hier ja auch gar nicht mehr weg.“ Er lacht, sagt dann die nächste Haltestelle –Woffelsbach – an, nimmt seinen Walkie Talkie zur Hand und funkt seinen Matrosen an „Haben wir Aussteiger?“

„Manchmal ist es hier so schön, dass ich nicht einmal Fotos machen will, sondern einfach die Kamera liegen lasse und den Moment genieße.“

In seinem Job ist Blumberg glücklich, genießt jede Fahrt. „Die Leute denken immer, die Eifeler Seenplatte und die Umgebung seien eintönig, aber das stimmt überhaupt nicht. Es ändert sich hier alles ständig – mit der Jahreszeit, mit dem Betrieb, mit der Tageszeit. Morgens hat man manchmal einen leichten Dunst auf dem See, dann ist alles still. Manchmal geht ein Wind und manchmal ist das Wasser glatt, dann spiegeln sich die ganzen Segelboote im Wasser. Manchmal ist es hier so schön, dass ich nicht einmal Fotos machen will, sondern einfach die Kamera liegen lasse und den Moment genieße. Dann sage ich mir: Genieß das einfach, den Augenblick vergisst du nicht.“

In seiner Freizeit fotografiert Blumberg gerne. Seine erste Kamera kaufte er sich während seiner Zeit bei der Marine. „Wir sind damals neben einem Flugzeugträger hergefahren, eine Stunde lang und ich konnte die ganzen Starts und Landungen nicht festhalten. Bei der nächsten Fahrt hatte ich dann eine Kamera“, lacht er. Er geht außerdem oft angeln, liebt den Karneval und ist auch im Verein aktiv. Was ihn außerdem glücklich macht? Seine Familie! „Ich habe echt spät geheiratet. Mit 41, das ist jetzt 10 Jahre her. Natürlich haben wir unsere Hochzeit auf der Stella Maris gefeiert.“ Das Ehepaar hat 4 Kinder, lebt in Heimbach. Die Familie baut gerade ein Haus. „Meine Frau kommt aus München und ist für mich hierhergezogen. Und sie will hier auch nicht mehr weg.“

„Jetzt fahre ich schon meine 16. Saison. Herrlich.“

"Wenn es windstill ist, kann man hier auch schonmal Slalom fahren."

Blumbergs Arbeitstag beginnt 1,5 Stunden vor Abfahrt der ersten Schifffahrt, die um 11 Uhr in Schwammenauel ablegt. Dann muss er alle Türen an Bord aufschließen, die Flaggen hissen, das Oberdeck putzen und je nach Wasserstand auch mal Brücken verlegen. Auf dem Boot hat jeder seine Zuständigkeiten. Mit seinen Kollegen – die Matrosen und Kellner des Schiffscafés an Bord – versteht sich Blumberg gut. „Man hilft sich natürlich gegenseitig, das ist bei uns immer ohne Probleme möglich.“ Als Kapitän ist er nicht nur dafür verantwortlich, die Stella Maris zu steuern und die Fahrgäste sicher an Land zu bringen. Er muss auch seine Kollegen koordinieren. Bei Fragen und Problemen, die während des Betriebs aufkommen, wenden sie sich über Walkie-Talkie an ihn. Er ist als Kapitän also auch der Manager des Schiffs.

Im diesjährigen Sommer, in dem es fast jeden Tag heiß war, hatten er und seine Crew alle Hände voll zu tun. „Hier war die ganze Saison die Hölle los. Wir hatten jeden Tag sehr viele Fahrgäste und auch auf dem Wasser tummelten sich viele Boote.“ Bei kräftigem Wind sei hoher Betrieb auf dem See kein Problem, erklärt uns Blumberg. „Aber wenn es windstill ist und die Segelboote nicht vorankommen, kann man hier auch schonmal Slalom fahren.“ Vor allem die unvorsichtigen Segler und Stand-Up-Paddler können den erfahrenen Kapitän dann auch manchmal nervös werden lassen. „Wenn die kleinen Boote einfach auf mein Heck zufahren, wird es schonmal stressig, denn sobald ich eine Kurve einschlage, schert mein Heck aus. Und dann ist mein Schiff blockiert.“ Was ihn außerdem ärgert, sind Eltern, die ihre Kinder im Sommer an den Anlegestellen ins Wasser springen und dort schwimmen lassen. „Das kann ganz schön gefährlich werden, wenn ich mit meinem Schiff dort anlegen will oder zurücksetze.“ Im Großen und Ganzen komme dies aber selten vor. „Die meisten Badegäste, Paddler und Segler sind sehr höflich. Einige von ihnen kenne ich mittlerweile und man grüßt sich auf See.“

Wir nähern uns der Endstation, Klaus Blumberg greift zum Durchsage-Mikrofon. „Nächste Station Rurberg, Rurberg-Endstation. Nächste Rückfahrt: 12 Uhr. Weitere Rückfahrten heute 14 Uhr und 16 Uhr, 16 Uhr die letzte Rückfahrt. Sie haben Anschluss an das Schiff vom Obersee um 12:30 Uhr. Hier ist Rurberg, Rurberg-Endstation.“ Im Laufe des Tages wird Blumberg noch 2 mal die Strecke zwischen Schwammenauel und Rurberg hin- und zurücklegen und es werden immer mehr Gäste an Bord der Stella Maris gehen. Für den Kapitän ein schönes Gefühl. „Egal, ob Kaffee- oder Vereins-Fahrten, Geburtstagsfeiern an Bord, Rentner, junge Familien, Wanderer – ich freue mich, wenn sich die Leute bei uns einen schönen Tag machen.“

Auch du möchtest bei einer Schifffahrt über den Rursee die tolle Aussicht genießen? Kein Problem – die Nebensaison geht noch bis zum bis 28. Oktober 2018 (bei guter Wetterlage sogar bis zum 01. November)!

„Ich habe hier in Heimbach alles. Meine Familie, meine Hobbies, einen Job, der mir Spaß macht und ich muss nicht weit zur Arbeit fahren.“

Wenn er die letzte Strecke zurückgelegt hat, muss das Schiff noch aufgeräumt und geputzt werden. Er überprüft dann zum Abschluss alle Kontrollleuchten, die gehissten Flaggen werden abgehangen und die Türen, die er zu Beginn seiner Schicht aufgeschlossen hatte, wieder abgeschlossen. Dann kehrt Blumberg zu seiner Familie zurück. „Heute Abend muss ich meine Tochter zum Training bei der Garde fahren, sie ist nämlich auch im Karnevalsverein aktiv.“ Sein Leben bezeichnet er als erfüllt. „Ich habe hier in Heimbach alles. Meine Familie, meine Hobbies, einen Job, der mir Spaß macht und ich muss nicht weit zur Arbeit fahren.“ Wir gehen von Bord und blicken vom Ufer auf die Stella Maris, die gleich wieder ablegt, mit glücklichen Fahrgästen an Bord, die die Sonne auf dem Deck genießen oder den leckeren Kuchen in der Cafeteria. Und dabei können sie sich auf eins verlassen: Kapitän Blumberg wird sie sicher über den Rursee lenken.