Die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel ist für viele von uns ein fester Bestandteil des Alltags, und dabei kommen häufig Fragen und Wünsche auf, die die Qualität des Angebots betreffen. Hier setzt im Raum Aachen der Fahrgastbeirat der Stadt Aachen an – ein Gremium, das die Interessen der Fahrgäste gegenüber der Stadt, dem Aachener Verkehrsverbund und der ASEAG, dem Verkehrsunternehmen der Stadt Aachen, vertritt. Für diesen Beitrag hat Judith Lohner, Verantwortliche für den Fahrgastbeirat seitens des AVV, die Fragen rund um die Arbeitsweise des Gremiums beantwortet. Sie ist beim AVV für die Bereiche „Tarif und Vertrieb“ sowie „Mobilitätskonzeption“ verantwortlich und kennt die Struktur und Ziele des Fahrgastbeirats bestens. Durch ihre Antworten erhaltet ihr spannende Einblicke in die Funktion, Zusammensetzung und konkrete Arbeit des Beirats.

Was ist der Fahrgastbeirat und wie funktioniert er?

Der Fahrgastbeirat ist ein beratendes Gremium, das sich aus Vertreter:innen unterschiedlicher Fahrgastgruppen zusammensetzt. Er wurde ins Leben gerufen, um die Bedürfnisse und Anliegen der Fahrgäste aktiv in die Verkehrsplanung und -gestaltung einzubringen. Seit seiner Gründung auf Basis eines Ratsantrags der Stadt Aachen von 2018 existiert der Fahrgastbeirat offiziell seit 2021, wobei eine Amtszeit für die Mitglieder regulär drei Jahre beträgt.

Die Hauptaufgabe des Beirats liegt darin, die Perspektiven der Fahrgäste zu sammeln und in regelmäßigen Sitzungen an die Verantwortlichen weiterzugeben. Es handelt sich um eine beratende Funktion ohne bindende Entscheidungskraft, aber durch die Nähe zu den Verkehrsverantwortlichen hat der Beirat die Möglichkeit, wichtigen Einfluss auf die Themen zu nehmen, die für die Fahrgäste von Bedeutung sind.

Die Zusammensetzung des Fahrgastbeirats

Um eine möglichst breite Vertretung der Bevölkerung zu gewährleisten, setzt sich der Fahrgastbeirat aus 15 ehrenamtlichen Mitgliedern zusammen. Diese Mitglieder decken verschiedene gesellschaftliche Gruppen ab, sodass Senioren, Schüler*innen, mobilitätseingeschränkte Personen und weitere Fahrgastgruppen alle repräsentiert sind. Ziel ist es, eine möglichst große Vielfalt aller Fahrgäste und einen Querschnitt durch die Bevölkerung abzubilden und so die Bedürfnisse aller Menschen in die Diskussionen einzubringen.

Ein dreiköpfiges Sprecherteam, bestehend aus einer Vorsitzenden und zwei Stellvertretern, führt den Beirat an und koordiniert die Arbeit mit dem Organisationsteam. Dieses Team, bestehend aus einem Vertreter der Stadt Aachen, einem Vertreter der ASEAG und einem Vertreter des AVV, zu dem Judith Lohner gehört, bereitet die Sitzungen gemeinsam mit dem Sprecherteam vor und legt Schwerpunktthemen fest, die dann intensiv in den Sitzungen des Beirats bearbeitet werden. „Es ist uns wichtig, dass der Fahrgastbeirat ein aktiver Raum für Austausch ist, in dem nicht nur Probleme angesprochen, sondern auch konkrete Vorschläge zur Verbesserung eingebracht werden“, erklärt Lohner.

Die Arbeitsweise und die Struktur der Sitzungen

Der Fahrgastbeirat trifft sich viermal im Jahr. Meist haben die Sitzungen ein oder zwei Schwerpunktthemen, dazu kommen kleinere aktuelle Themen, die die Mitglieder einbringen. Einzelne Sitzungen können Workshops ähneln, da die Mitglieder aktiv ihre Vorschläge einbringen und gemeinsam Lösungen erarbeiten. Um den Austausch über die Sitzungen hinaus zu intensivieren, wurden zwei Arbeitsgruppen eingerichtet, die in den spezifischen Themenbereichen „Tarif, Infrastruktur und Qualität“ sowie „Angebot und Fahrplan“ tiefer arbeiten.

Besonders wichtig ist dem Beirat ein konstruktives Arbeitsklima. Die Mitglieder versuchen, nicht nur Probleme aufzuzeigen, sondern vor allem Lösungsansätze vorzuschlagen, die realistisch umsetzbar sind. In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass die Mitglieder so zu wertvollen Partnern der ASEAG, des AVV und der Stadt geworden sind. Sie liefern durch ihre Mitarbeit in den Sitzungen nämlich konkrete Impulse, die von den Verantwortlichen aufgegriffen werden können.

Die Bedeutung des Fahrgastbeirats für den öffentlichen Verkehr

Der Fahrgastbeirat hat sich als ein wichtiges Sprachrohr etabliert, das die Kundenzufriedenheit steigern und eine positive Außenwirkung erzielen möchte. Dies zeigt sich in zahlreichen Themen, die durch die Arbeit des Beirats auf den Weg gebracht wurden. Ein konkretes Beispiel? Die Verbesserung der Informationen auf den Haltestellenschildern, um den Fahrgästen die Orientierung bei der Nutzung des ÖPNVs zu erleichtern. Die Haltestellenschilder waren oft nicht mit den entsprechenden Haltestellennummern ausgestattet und auch weitere relevante Informationen waren lückenhaft, was den Fahrgästen die ÖPNV-Nutzung sehr erschwert hat. Aus diesem Grund hat sich der Fahrgastbeirat dafür eingesetzt, dass nach und nach mit den kommenden Fahrplanwechseln die Nummern der Haltestellen sowie weitere relevante Informationen auf die Haltestellenschilder mitaufgenommen werden. Dieser sichtbare Fortschritt geht auf die Initiative des Fahrgastbeirats zurück und zeigt, wie konstruktive Anregungen zu spürbaren Verbesserungen im Nahverkehr führen können.

Ein weiteres Beispiel für die praktische Arbeit des Fahrgastbeirats sind Hinweise auf kleinere Details wie das Aktualisieren von Netzplänen in der App. Solche Anliegen können oft direkt weitergegeben und kurzfristig umgesetzt werden, sofern sie auf direktem Weg an die zuständigen Personen gelangen. Je nach Größe des Themas variiert die Bearbeitungszeit, doch gerade diese unkomplizierte Kommunikation ermöglicht es, auch kleine Verbesserungen zeitnah umzusetzen. Die Themen im Fahrgastbeirat sind äußerst flexibel, da jedes Mitglied vorab Anliegen einbringen kann, die ihm oder ihr wichtig erscheinen. Dadurch entsteht eine breite Palette an Diskussionspunkten, die von der Digitalisierungsstrategie im AVV und Qualitätsthemen im ÖPNV bis hin zu umfassenden Projekten wie dem Liniennetz-Gutachten der Stadt reichen. Diese Vielfalt sorgt dafür, dass eine Vielzahl von Interessen und aktuellen Themen der Fahrgäste berücksichtigt und besprochen werden kann.

Die Zusammenarbeit mit der Stadt Aachen, AVV und ASEAG

Die Mitglieder des Beirats stehen im regelmäßigen Austausch mit den Vertretern der Stadt Aachen, dem AVV und der ASEAG und nutzen offizielle E-Mail-Adressen sowie Bildschirmwerbung in den Bussen – vielleicht habt ihr sie gerade erst auf euren Fahrten gesehen? –, um auf ihre Arbeit aufmerksam zu machen und Anliegen der Fahrgäste entgegenzunehmen. Trotz der ausschließlich beratenden Funktion zeigt die bisherige Arbeit, dass einige Anregungen des Beirats aufgenommen und wirklich umgesetzt wurden. Sicherlich könnt ihr euch vorstellen, dass größere strukturelle Herausforderungen – wie zum Beispiel der Personalmangel im öffentlichen Nahverkehr – nicht einfach zu lösen sind. Das liegt schlicht und einfach an der Natur des Problems.

Die Mitglieder des Fahrgastbeirats sind in ihrer Rolle aber oft im direkten Kontakt mit den Fahrgästen. Und diese Nähe ermöglicht es, wertvolle Einblicke in die tatsächlichen Bedürfnisse der Nutzer*innen des öffentlichen Nahverkehrs zu gewinnen und diese in die Beratung einzubringen. Dies schafft nicht nur ein besseres Verständnis für die alltäglichen Herausforderungen der Fahrgäste, sondern sorgt auch dafür, dass ihre Stimme bei den Verantwortlichen Gehör findet.