Auftauen in der Waschanlage, Lok-Rock für das Fahrwerk: Wie die Straßendienste rüstet sich auch die Deutsche Bahn für den Winter. Wie die DB ihre Winteroffensive angeht, haben wir uns mal näher angeschaut.

Deutschlandweit stehen etwa 28.000 Mitarbeiter in ständiger Einsatzbereitschaft gegen die Kälte, um Schienen, Anlagen und Bahnsteige von Schnee und Eis freizuhalten. Daneben hat die Bahn weiteres Geld investiert, um winterbedingte Störungen zu verringern. Allein in den Nahverkehr in NRW wurden rund acht Millionen Euro dazu investiert.

So ist unter anderem die komplett neu entstandene Außenreinigungsanlage in Aachen mit zusätzlichen Heizungsanlagen, Dämmungen und Enteisungsvorrichtungen ausgestattet worden, damit die Züge schneller von Schnee und Eis befreit werden können. Ebenso gilt dies für die beiden neuen „Waschstraßen“ in Köln Nippes und Deutz, die sich derzeit im Testlauf befinden und diesen Winter in Betrieb gehen sollen. Die Fahrzeuge können dort nicht nur gereinigt, sondern bei Kälte auch mit speziellen Warmwasser-Sprenklern abgetaut werden. Nun können sämtliche eingehausten Außenreinigungsanlagen in NRW auch zur Enteisung genutzt werden.

Auftauen in der „Waschanlage“

Empfindliche Fahrzeug-Bauteile liegen meist an der Unterseite der Züge, wo diese Schnee und Eis besonders stark ausgesetzt sind. Sind Arbeiten an diesen Teilen erforderlich oder ist ein kompletter Austausch nötig, müssen die betroffenen Teile zunächst abgetaut werden. Vor allem an den Achsen, Bremsanlagen und dort, wo die Züge gekuppelt werden, verdichtet sich Schnee und Eis zu hartnäckigen Blöcken. Dies geschieht oft auch bei Tauwetter: Dann bildet sich ein klebriger Schneematsch, der an den Zügen herunter läuft und durch den Fahrtwind wieder einfriert. Die entstehende Eisschicht ist oft mehrere Zentimeter dick, so dass das Abtauen einige Stunden dauert. Um die elektronischen Bauteile nicht zu beschädigen, darf aber auf keinen Fall kochend heißes Wasser verwendet werden. Optimal zum schnellen und gleichzeitig schonenden Abtauen sind Temperaturen um 40°C.

„Lok-Rock“ für das Fahrwerk

Zum Enteisen der Züge werden neben Warmwasser-Sprenklern auch Heißluft-Gebläse genutzt, deren Einsatz optimiert wurde: Am Werk in Köln ist der sogenannte „Lok-Rock“ eingeführt worden. Rund um das vereiste Fahrwerk des Zuges wird eine Plane mit Magnetstreifen befestigt. Unter diesen „Rock“ wird ca. 40°C warme Luft geblasen, die sich unter der Plane sammelt und nicht entweichen kann. So wird die Enteisungsdauer deutlich verringert. Der letzte Winter war zwar lang, die Temperaturen bei uns in NRW waren aber insgesamt so mild, dass ein Enteisen der Züge nur selten nötig war.

Die Erfahrungen zeigen: Der Winter ist in jedem Jahr und in jeder Region anders. Den eigenen Erfahrungsschatz erweitern die Mitarbeiter von DB Regio in unserer Region daher im Austausch mit den Kollegen aus anderen Regionen sowie mit Ingenieuren anderer Bahn-Unternehmen. So findet auch ein Austausch mit Experten aus den skandinavischen Ländern statt.

Bewegung gegen Froststarre

In den letzten Jahren haben sich bereits etliche Mittel zur Bekämpfung winterbedingter Störungen bewährt. Darunter fällt beispielsweise die Frostwache, die das Einfrieren abgestellter Züge verhindert. Bei sehr niedrigen Temperaturen kann die Mechanik der Stromabnehmer während der Standzeiten vereisen und festfrieren. Die Frostwache verhindert dies, indem sie die Züge kurzzeitig startet und bestimmte Teile „bewegt“. Des Weiteren kommen mobile Instandhaltungs-Teams zum Einsatz, um unterwegs kleinere Reparaturen durchzuführen. Durch ihren Einsatz muss der betroffene Zug in vielen Fällen gar nicht erst aus dem Verkehr genommen werden.