Im Juni ist es endlich soweit: Mit dem Ringschluss der euregiobahn zwischen St. Jöris und Stolberg Hbf ist nach 15 Jahren endlich die komplette Ringbahn wieder in Betrieb. Wir blicken auf die Anfänge der euregiobahn Ende der 90er Jahre zurück.

Im Dezember 1984 endete mit der letzten Fahrt des Akku-Triebwagens auf der Strecke Stolberg – Herzogenrath der Personenverkehr auf der Ringbahn. Es gab Mitarbeiter der damaligen Deutschen Bundesbahn, die bei der letzten Fahrt laut gerufen haben „Wir kommen wieder!“. Sie sollten Recht behalten – auch wenn noch einige Zeit vergehen musste.

Zunächst einmal ersetzt nun der Bus die Bahn und auf der stillgelegten Strecke ruhte für lange Zeit der Personenverkehr. Auf dem Abschnitt von Stolberg Hbf über den heutigen Haltepunkt Stolberg-Altstadt bis nach Walheim wurde der fahrplanmäßige Personenverkehr bereits zum Jahreswechsel 1961/62 eingestellt. Im letzten Fahrplanjahr befuhr nur noch ein Zugpaar die Strecke.

 

Fahrt des letzten Schienenbusses in 1984. Foto: Rolf Beckers
Abschied: Am Abend des 28.12.1984 erreicht der letzte Akku-Triebwagen auf seiner Fahrt von Stolberg nach Herzogenrath den Bahnhof Alsdorf. © Foto: Rolf Beckers

Lange bevor die erste euregiobahn überhaupt ihre Fahrt in der Region aufnimmt, beginnt die eigentliche Geschichte des heutigen Erfolgmodells. Zu Beginn des Jahres 1996 tritt das neue Regionalisierungsgesetz in NRW in Kraft. In diesem wird die Aufgaben- und Finanzverantwortung für den gesamten Nahverkehr (ÖPNV) neu geregelt. Aufgabenträger für den ÖPNV sind nun die kreisfreien Städte und Kreise und für den Bereich des schienengebundenen Personennahverkehrs (SPNV) sind dies zukünftig die Zweckverbände.

So erfolgte 1996 durch den AVV die Anmeldung des „Stadt- und Regionalbahnkonzeptes Aachen“ für den ÖPNV-Bedarfsplan des Landes NRW. Bereits im folgenden Jahr wird eine „Vertiefende Untersuchung zum Ausbau des Schienennetzes im AVV“ in Auftrag gegeben.

Rollout des Talent-Triebwagens. Foto: Klaus Groß
1996: Roll-out des Talent-Triebwagens im Bombardierwerk in Aachen. © Foto: Klaus Groß

Im selben Jahr, am 4. März 1996, wurde im damaligen Bombardierwerk in Aachen der erste Talent-Triebwagen, der Prototyp der euregiobahn, vorgestellt. Nach den üblichen Reden gab es zum „Roll-out“ eine Lasershow – und dazu fuhr der neue Triebwagen in die Halle. Um sich schön fotogen zu zeigen, rollte der in schlichtem Weiß gehaltene Prototyp anschließend ins Freie.

Wegweisend und einmalig ist die Idee, mit einem privaten Investor im Bereich Infrastruktur zu kooperieren. 1998 beginnen die ersten Verhandlungen zwischen dem privaten Investor BSR (der heutigen EVS), der Deutschen Bahn, dem Land NRW und dem AVV zur Übernahme der DB-Nebenstrecken in der Region Aachen durch BSR.

Mit der Unterzeichnung des „Rahmenvertrages zur Sicherung von Schienenstrecken in der Region Aachen und zur Neuordnung der Regionalbahn im AVV“ am 1. September 1999 wurde der zentrale Grundstein für ein integriertes Gesamtkonzept für den zukünftigen Schienenverkehr im AVV gelegt – die euregiobahn. Vorausgegangen waren ausgedehnte Untersuchungen im Gebiet des AVV sowie umfangreiche Verhandlungen zwischen dem AVV und den verschiedenen beteiligten Akteuren mit dem Ziel, den Vorstellungen für die Zukunft des SPNV eine gemeinsame Basis zu geben.

Bauarbeiten am Mühlener Bahnhof
Die Bauarbeiten am Mühlener Bahnhof in Stolberg sind im Jahr 2000 in vollem Gange.

Der 22. September 2000 markiert das wichtigste Datum und die eigentliche Geburtsstunde der euregiobahn. An diesem Tag ist mit der Unterzeichnung des aus insgesamt sieben Einzelverträgen bestehenden Vertragswerks erfolgreich die Übernahme von insgesamt 69 km für den Personenverkehr stillgelegten regionalen Schienennetzes von der Deutschen Bahn AG, der Betrieb und die stufenweise Weiterentwicklung des Projektes geregelt worden.

Betriebsaufnahme der euregiobahn in 2001
Startschuss: Am 7. Juni 2001 wurde das Band feierlich durchschnitten und die euregiobahn nahm Fahrt auf.

Im Jahr 2001 wird die euregiobahn in den ÖPNV-Ausbauplan des Landes NRW aufgenommen und im Juni 2001 wurde schließlich die erste Ausbaustufe mit einem großen Bürgerfest in Stolberg in Betrieb genommen. Die euregiobahn startete ihren Betrieb auf dem ersten Abschnitt von Stolberg-Altstadt über Aachen bis ins niederländische Heerlen. Die Vorhersagung der DB-Mitarbeiter von 1984 hat sich also bewahrheitet. Einige waren mit Freudentränen in den Augen bei der Eröffnung dabei.

Seitdem ist das Netz in der Region Schritt für Schritt weiter gewachsen – ebenso wie die Fahrgastzahlen. Waren es kurz nach der Betriebsaufnahme noch rund 3.000 Fahrgäste pro Tag, so nutzen heute bereits knapp 16.000 Menschen täglich die euregiobahn auf dem Weg zur Arbeit, zur Schule zum Einkaufen oder in die Freizeit.

Die erste euregiobahn erreicht den Mühlener Bahnhof
Während die letzten kleinen Restarbeiten erledigt werden, erreicht die erste – feierlich geschmückte – euregiobahn den neuen Mühlener Bahnhof.