Das Hobby eines im Jahr 1988 in Aachen geborenen Mannes? Die meisten denken da wohl an Fußball, die Alemannia vielleicht, oder doch der Lieblingsverein der Bundesliga. Kunstaustellungen, wilde Parties? Nein – leider kalt! 
Jens Hufnagl ist der lebende Beweis dafür, dass Interessen manchmal außergewöhnlicher nicht sein könnten. Dass er – im Alter von 30 Jahren – in seiner Freizeit nämlich nicht die Alemannia anfeuert oder wilde Partynächte feiert, sondern Oldtimer-Busse sammelt – darauf wäre wohl so schnell niemand gekommen. Auch wir nicht. Und genau deshalb haben wir Jens Hufnagl getroffen und mit ihm über sein besonderes Hobby gesprochen.

Jens Hufnagl

Leidenschaftlicher Sammler von Oldtimer-Bussen & Inhaber vom „Reisedienst Hufnagl“

Seine Leidenschaft für Busse und ausgefallenem Zubehör erkannte Hufnagl schon früh. Sein Vater fuhr in den 60er Jahren Postbus und so war er schon als Kind fasziniert von manuell einstellbaren Fahrzielanzeigen. Genau so eine erhielt er eines Tages von einem Subunternehmen der ASEAG – „und dann fehlte eigentlich nur noch der Bus“, lacht er.

„Dann fehlte eigentlich nur noch der Bus.“

„Ich hatte zwar noch keinen Führerschein, aber Hauptsache einen Bus!“

Mit 18 Jahren und noch ohne Führerschein kaufte er sich dann seinen ersten – einen SL200 von MAN. „Ich hatte zwar noch keinen Führerschein, aber Hauptsache einen Bus.“ Das Glück sollte damals aber nicht lange währen, denn der Bus überlebte die Überführung nicht. Auch beim zweiten Buskauf hatte Hufnagl Pech: Getriebeschaden, ebenfalls bereits auf der Überführung. Heute kann er darüber lachen. Schließlich sollte es bei seinem dritten Buskauf auch endlich klappen! Genau diesen fährt er noch heute und nennt ihn liebevoll die „weiße Lady“ – seinen absoluten Liebling.

„Wenn die zukünftigen Bräute das „Mäxchen“ entdecken, da hat der Verlobte nicht mehr viel mitzureden.“

Unter der Woche fährt er – wie sollte es auch anders sein – moderne Busse für ein Aachener Subunternehmen. Am Wochenende kümmert er sich dann um seine Busse, fährt Sonderfahrten mit seinem Reisedienst Hufnagl oder wird dem Motto „der etwas andere Reisedienst“ treu und vermietet seine alten Schätze für Eventfahrten, Vereins­ausflüge oder Filmdreh­arbeiten. Besonders gefragt sind seine Busse für Hochzeitsfahrten – und dabei ist meist der Doppeldecker Bus „Mäxchen“ hoch im Kurs. „Wenn die zukünftigen Bräute das „Mäxchen“ entdecken, da hat der Verlobte nicht mehr viel mitzureden. Der ist dann so gut wie gebucht.“

„Da kann immer etwas kaputt gehen, aber eigentlich haben meine Busse mich bisher selten im Stich gelassen.“


Jens Hufnagl

Und das Mäxchen habe AVV-Geschichte, ergänzt Hufnagl. „Als Ausflugslinie war der Doppeldecker zwischen Schwammenauel und Heimbach im Kreis Düren unterwegs.“ Eine Kundin, die bei ihm einen Bus für die Hochzeit mietete, erzählte, sie habe ihren zukünftigen Ehemann auf genau so einer Busfahrt kennengelernt, als man sich durch abruptes Bremsen ungewollt näher gekommen war. Hufnagl lacht – seine Freundin habe er aber nicht auf einer Busfahrt kennengelernt.

Die skurrilste Anfrage, die Hufnagl erhielt, war die eines Mannes, der mit einem der über 30 Jahre alten Modelle den Gardasee bereisen wollte. Das musste Hufnagl ablehnen – zu hoch die Gefahr, dass auf der langen Strecke ein Schaden entstehen könne. „Meine Busse haben mit den ersten Getrieben teilweise über eine Million Kilometer auf dem Tacho. Da kann immer etwas kaputt gehen, aber eigentlich haben meine Busse mich bisher selten im Stich gelassen.“

Wer ebenfalls eine Vorliebe für Oldtimer-Busse hegt oder auch einfach mehr über diesen „etwas anderen Reisedienst“ erfahren möchte, kann sich hier ein genaueres Bild verschaffen.

„Komplett restauriert nimmt man dem Bus seine Geschichte!“

Zu seinen Bussen pflegt Hufnagl ein besonderes Verhältnis. Das erkennt man nicht nur daran, dass alle Busse einen eigenen Namen haben. „Jeder Bus hat bei mir einen Namen, den ich gemeinsam mit meiner Freundin aussuche.“ Wenn es an die Restaurierung geht, versucht er alles, was machbar ist, selber auszuführen – bis ihm das passende Gerät oder Werkzeug fehlt. In jedem seiner Busse hängt ein Traumfänger – eine Art Talisman.

Einen seiner Busse hat er kürzlich an einen anderen Sammler verkauft, der den Oldtimer wohl in ein Wohnmobil umbauen wird. Da blute ihm schon ein wenig das Herz. „Komplett restauriert nimmt man dem Bus seine Geschichte. Auf der anderen Seite weiß ich so aber auch, dass der Bus nicht auf dem Schrott landet.“ Viele Ersatzteile sind aber heutzutage schwierig zu beschaffen, sodass Hufnagl oft Jahre braucht, um seine Busse zu restaurieren. An das passende Material für Sitzpolster komme man beispielsweise nicht mehr so leicht heran – da half ihm kürzlich der Kontakt, den er zu einem anderen Sammler pflegt. Da Hufnagl ein Ersatzteil in seinem Lager hatte, das dieser benötigte und im Gegenzug noch passendes Polstermaterial beherbergte, konnte einfach „fluchs getauscht werden.“

„So wie andere mit ihrem PKW eine Ausfahrt machen, mach ich das eben mit meinen Bussen.“

In jedem seiner Busse stecken viel Arbeit und Liebe und auch der ein oder andere Euro. „Das ist schon ein sehr zeitintensives Hobby, da kommt meine zweite Leidenschaft – eine Modelleisenbahn – oft zu kurz. Und meine Freundin und mein kleiner Sohnemann möchten ja auch noch etwas von mir haben.“ Mit seiner Freundin teilt er die Liebe zu seinen Bussen – auch sie begeistert sich für die alten Schätze, pflegt auf Hufnagls Hof sogar einen eigenen Bus namens „Kätzchen“.

In der gemeinsamen Freizeit fahren die beiden dann auch mal mit der „weißen Lady“ zum Einkaufen. „So wie andere mit ihrem PKW eine Ausfahrt machen, mach ich das eben mit meinen Bussen.“ Er ergänzt: „Ich wollte einfach schon immer einen alten Bus haben, auch wenn es die ersten beiden Male schief gegangen ist. Dass es dann so groß geworden ist, war vorher nicht geplant.“

Als wir uns von Hufnagl verabschieden, wird uns klar: Unser Treffen war wie eine kleine Zeitreise in die Vergangenheit.