Die Oberleitung steht unter Hochspannung von 15.000 Volt – unter normalen Umständen bedeutet das Lebensgefahr, sobald sich ein Mensch bis auf wenige Meter der Oberleitung nähert. Doch manchmal müssen DB-Mitarbeiter ganz nah an die Leitungen, die dann natürlich stromlos und geerdet sind.

Die Bahn schläft nie!

Arbeiten an der Oberleitung.
Mit Hilfe eines Hammers wird der Übergang zwischen zusammengefügten Teilen des Fahrdrahtes gerichtet.

In der Nacht zum Dienstag haben die Leit- und Sicherungstechniker der DB auf der Strecke zwischen Düren und Langerwehe auf einer Länge von 100 Metern den Fahrdraht ausgetauscht.

Um die Einschränkungen für den Kunden so gering wie möglich zu halten, arbeiten die Techniker vor allem nachts, wenn keine oder deutlich weniger Züge rollen. Zu ihren Aufgaben gehört auch die Instandhaltung der Oberleitung, durch die der Strom für die Züge fließt.

Zwischen Düren und Langerwehe war nun in der vergangenen Nacht eine Reparatur nötig: Hier musste der provisorisch instandgesetzte Fahrdraht ausgewechselt werden.

Wie die DB ihre Oberleitungen erneuert

„Hierfür haben wir den alten Fahrdraht herausgeschnitten und durch ein neues Teilstück ersetzt“, erklärt Gerd Glesmann, Bezirksleiter Oberleitung der DB Netz AG. „Die Qualität des Fahrdrahtes ist wichtig für die Befahrbarkeit durch elektrisch betriebene Züge. Im Abschnitt Düren – Langerwehe ist eine Streckengeschwindigkeit von 160 Stundenkilometern möglich.“

Auf der Strecke zwischen Düren und Langerwehe sind im Juni insgesamt drei Brücken erneuert worden. Beim Einheben einer neuen Brücke ist eine Baumaschine gegen den Fahrdraht gestoßen und hat ihn beschädigt. Den Defekt konnten Techniker damals provisorisch beheben, nun musste aber eine dauerhafte Lösung her: ein neuer Fahrdraht ist deshalb in der Nähe der Eisenbahnüberführung Weierstraße in Langerwehe eingebaut worden.

Oberleitungsarbeiten.
Der neu gezogene Fahrdraht wird gespannt.

Tonnenschweres Gerät im Einsatz

Bei den Arbeiten ist schweres Gerät im Einsatz: Ein Instandhaltungsfahrzeug für Oberleitungsarbeiten (IFO) und ein sogenannter „Trommelwagen“ rücken an. Während der Arbeiten ist die Strecke zwischen Düren und Langerwehe für den Zugverkehr gesperrt. Mithilfe des IFO können die Arbeiter in bis zu 20 Metern Höhe an der Oberleitung arbeiten. Der Trommelwagen ist ein Spezialfahrzeug, auf dem eine Vorrichtung für die Fahrdrahttrommel ist und mit dessen Hilfe die Oberleitungen verlegt werden können. Neben der komplexen technischen Herausforderung gibt es für die Experten aber noch eine anderes Problem: Die Zeit. „Unser Ansporn ist es, sicher und qualitativ zu arbeiten und die Arbeiten fristgerecht abzuschließen“, erklärt Glesmann. „Alles wartet darauf, dass wir unsere Arbeiten beenden und die Strecke freigeben. Das ist natürlich ein enormer Druck.“

Denn spätestens wenn in der Hauptverkehrszeit die Züge wieder rollen, müssen die Bauarbeiten fertig sein. Damit der Reisende am Morgen auf dem Weg zur Arbeit so wenig wie möglich von diesen schweren Arbeiten mitbekommt.

Ein Stück Oberleitung
Ein Stück neuer Fahrdraht für die Oberleitung.

5 Fakten zur Ober­leitung

  1. Durch die Oberleitungen am DB-Netz fließt eine Spannung von rund 15.000 Volt. Das ist das 65-fache einer haushaltsüblichen Steckdose. Bei Annäherung an die Oberleitungen besteht Lebensgefahr, daher werden die Leitungen bei Bauarbeiten ausgeschaltet und geerdet, so dass vom Strom keine Gefahr ausgehen kann.
  2. Würde man alle Leitungen des Bahnstromnetzes aneinanderlegen, könnte man München mit Peking verbinden.
  3. Zwischen Düren und Langerwehe sind 100 Meter Fahrdraht ausgetauscht worden. In ganz Deutschland verlegt die DB Netz AG pro Jahr bei Instandhaltungsmaßnahmen ca. 200 Kilometer Fahrdraht.
  4. Der Fahrdraht besteht aus einer speziellen Kupferlegierung und ist daher besonders abriebfest und langlebig. So bleibt der Fahrdraht auch bei großen Belastungen stabil.
  5. Immer auf der Höhe, dank des IFO (Instandhaltungsfahrzeug für Oberleitungsarbeiten): Mithilfe des IFO können die Arbeiter in einer Höhe von 5,00 bis zu 20 Metern an der Oberleitung arbeiten. Das Spezialfahrzeug wiegt rund 81 Tonnen, der Trommelwagen ca. 40 Tonnen.

Fotos: Deutsche Bahn AG