Seit 65 Jahren rollen die weißen Busse von Taeter durch Alsdorf. Alles begann 1952 mit sieben Bussen.
Rauchende Schlote über Alsdorf, in der Grube Anna werden pro Tag 6.500 Tonnen Steinkohle gefördert. Es sind die frühen 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts, in der jungen Bundesrepublik läuft das Wirtschaftswunder an.
Die Kohleförderung in den Revieren läuft auf Hochtouren – die boomende Wirtschaft benötigt immer mehr Energie. Auch im Wurmrevier fördern die Steinkohlebergwerke Jahr für Jahr mehr Kohle. Und auch die Zahl der Beschäftigten wächst rasant – fast 7.000 Menschen arbeiteten 1952 in der Grube Anna in Alsdorf, dem größten Bergwerk im Wurmrevier.
Mit dem Notizblock durch die Straßen
Zu dieser Zeit hatte Peter Taeter die zündende Idee, in Alsdorf einen Stadtbus ins Rollen zu bringen, denn schließlich mussten die „Kumpels“ schneller zur Zeche kommen. Doch zunächst war „Marktforschung“ angesagt. Taeter war ganz pragmatisch: Er lief mit einem Notizblock durch die Straßen Alsdorfs und zählte die Menschen, die von Ofden und anderen Stadtteilen zur Grube liefen.
Aus diesen privaten Verkehrszählungen entstanden dann verschiedene Linien und der Stadtverkehr Alsdorf war geboren. Mit sieben 90-PS-Bussen ging Peter Taeter 1952 in Alsdorf auf Linie.
Der Erfolg war vorprogrammiert. Die Busse waren voll, die Einwohnerzahl der Stadt stieg Jahr für Jahr. Für den Bergbau wurden immer mehr Beschäftigte benötigt, es entstanden neue Wohnsiedlungen wie die Bergarbeitersiedlung in Ofden.
Mitte der 1950er Jahre waren über 8.000 Menschen im Alsdorfer Bergbau beschäftigt, das Bergwerk Anna war eine der größten Steinkohlengruben Deutschlands. Dazu kamen die Großkokerei und ein modernes Kraftwerk sowie zahlreiche weitere Betriebe wie ein Gaswerk oder die Teerverwertung.
Das Liniennetz wurde weiter ausgebaut und expandierte auf die damals noch selbstständige Nachbargemeinde Merkstein. Auch dort gab es mit der Grube Adolf ein großes Steinkohlebergwerk.
Ausbau des Linien-netzes
Taeter wird Mitglied im AVV
Nachdem der Aachener Verkehrsverbund bereits 1971 von ASEAG und der Bundespost gegründet wurde, wurde der gemeinsame Tarif am 1. April 1978 auch auf die Linien von Taeter ausgedehnt und seit Januar 1979 ist Taeter auch Mitglied im AVV. Die Linien in Alsdorf und Merkstein erhalten zur Unterscheidung mit anderen Linien im Verbund neue Nummern. Statt wie bisher mit den Linien 1 bis 9 sind die Alsdorfer jetzt mit den 9er-Linien unterwegs.
Die nächste große Änderung stand zum Fahrplanwechsel im Juni 1996 an. Mit Einführung der Stadtbuslinien in verschiedenen Städten des Aachener Nordkreises erhielten auch die Stadtbuslinien in Alsdorf neue Linienbezeichnungen. Und so sind die Alsdorfer bis heute mit Ihren AL-Linien unterwegs.
Bis zur Eröffnung der euregiobahn-Strecke in 2005 war der Denkmalplatz der zentrale Verknüpfungspunkt. Heute sind die Linien am Haltepunkt Annapark auf historischem Boden verknüpft. Genau dort, wo bis in die 80er Jahre noch Kohle gefördert wurde. Von den vergangenen Bergbauzeiten in Alsdorf kündet heute noch der weithin sichtbare Förderturm.
Ich wohne erst seit kurzem in Alsdorf und das ist eine wahnsinnig spannende Historie, wie Bergbau und Stadtverkehr zusammenhängen. Kann mir jemand ein interessantes Buch empfehlen, wo man mehr darüber erfahren kann?