Was passiert eigentlich, wenn ein Bus einmal eine Reifen-Panne hat, der Motor plötzlich nicht mehr anspringt oder das Fahrzeug mitten auf der Strecke liegen bleibt? Dann kommen Tim Aretz und seine Kollegen ins Spiel. Denn Tim, 28 Jahre alt, ist KFZ-Mechatroniker für Nutzfahrzeuge beim Busverkehr Rheinland (BVR). Er weiß also, was bei einem Schaden am Bus zu tun ist. Dann fährt er in Notfällen entweder direkt zu den betroffenen Fahrzeugen, um vor Ort eine Lösung zu finden, oder leitet die Fahrer telefonisch an. Im schlimmsten Fall muss ein liegengebliebener Bus in die Werkstatt abgeschleppt werden, aber meistens schaffen er und seine Kollegen es, den Bus vor Ort oder per telefonischer Anweisung wieder zum Laufen zu bringen.

Tim Aretz

TECHNISCHER BETRIEBSLEITER & STELLVERTRETENDER WERKSTATTLEITER BEIM BVR

„Mein Job ist eigentlich eine Mischung aus 50% Handwerk und 50% Management.“

Seine Ausbildung begann er 2008 bei der ASEAG. 4 Jahre später, im Jahr 2012, wechselte er dann zum BVR. Als er dort gerade die stellvertretende Werkstattleitung übernommen hatte, begann er neben seinem normalen Job – einer Vollzeitstelle – einen Meisterlehrgang an der Abendschule. Und das erfolgreich. Seit einem Jahr ist Tim nun KFZ-Technikmeister, stellvertretender Werkstattleiter und technischer Betriebsleiter beim BVR. Seine Aufgaben liegen dabei nicht nur in der handwerklichen Instandhaltung des BVR-Fuhrparks. Er ist außerdem dafür verantwortlich, dass alle Sicherheitsprüfungen und Hauptuntersuchungen von Bussen und Dienstfahrzeugen durchgeführt werden. Zusätzlich koordiniert er die Arbeit in der Werkstatt. „Mein Job ist eigentlich eine Mischung aus 50% Handwerk und 50% Management.“

Neben der Werkstattplanung, Koordination und Instandhaltung bildet Tim Azubis aus. Denn während seines Meisterlehrgangs legte er parallel die Ausbildereignungsprüfung ab. Seit seiner Meisterprüfung im April 2017 ist der BVR-Standort Aachen nun auch Ausbildungsbetrieb und Tim wickelt seitdem die Bewerbersuche, Auswahl, Einstellung und übergeordnete Betreuung der Azubis sowie die Planung und Organisation der Ausbildung ab. Und das alles mit 28 Jahren! Für Tim ist das aber nichts Besonderes. „Früher wäre das so nicht möglich gewesen, denn man brauchte ein gewisses Pensum an Berufserfahrung, um den Meisterlehrgang zu belegen. Heute kann man diesen quasi direkt nach der Gesellenprüfung machen. Früher wäre ich ein Jungspund gewesen, aber mittlerweile ist es fast normal, in meinem Alter Meister zu sein.“ Tims Weg bis dahin? „Ganz schön anstrengend. Die Abendschule findet nicht nur abends, sondern auch samstags statt und nicht alle behandelten Bereiche in der Schule hatten etwas mit meiner heutigen Tätigkeit zu tun.“ Eine Anstrengung, die sich für Tim ausgezahlt hat.

„Während meiner Ausbildung zum Meister habe ich Bücher gewälzt, die waren dicker als die Bibel.“

Tim Aretz

„Wenn man dann auch noch eine Tochter hat, die ein Papa-Kind ist, gibt es nichts Schöneres.“

Als Tim seinen Meisterlehrgang beginnt, ist er frisch gebackener Vater. Damals stellte sich für ihn natürlich die Frage, ob Familie, Abendschule, Hauptjob und 24-Stunden Bereitschaftsdienste überhaupt miteinander vereinbar seien. Es funktionierte. Und seine kleine Tochter ist heute 5 Jahre alt. Freizeit verbringt er am liebsten mit der Familie. „Es gibt Leute, die kommen von der Arbeit und verschwinden direkt wieder in der privaten Garage. 7 Tage die Woche an Autos schrauben ist aber nicht mein Ding. Ich verbringe am liebsten Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden.“ Und die Beziehung zu seiner kleinen Tochter ist eine ganz besondere: „Man hört ja von vielen Vätern, dass die Liebe, die einem das eigene Kind gibt, durch nichts zu ersetzen ist. Wenn man dann auch noch eine Tochter hat, die ein Papa-Kind ist, gibt es nichts Schöneres.“ Neben seiner Familie ist der Öcher Karneval Tims privates Hobby. Als Mitglied der Stadtgarde „Oecher Penn“ ist er im Spielmannszug tätig.

„Es gibt Leute, die nicht mit Druck umgehen können. Ich persönlich habe da aber eine ziemlich hohe Toleranzgrenze.“


Tim

Tims Arbeitstag beginnt um 6:30 Uhr. Die Leitstelle aus Münster schickt jeden Morgen eine Einteilung, aus der er entnehmen kann, ob etwas Besonderes anliegt. Im Instand­haltungs­programm SAP schaut er sich außerdem bereits registrierte Mängel an. „Da steht dann zum Beispiel, ob irgendwo ein Fahrzeug stehen geblieben ist, das ausgetauscht werden muss.“ Oft kann Tim schon am Vorabend einen Plan erstellen, was am nächsten Tag zu tun ist. „Koordination ist mein Arbeitsalltag.“ Doch dann kommt natürlich noch das Tagesgeschäft dazu. „Morgens treten meistens die ersten Ausfälle ein. Es ist ein sehr situations­bedingtes Geschäft.“ Wenn es zu solchen Ausfällen kommt, ist bei Tim und seinem Team Eile gefragt. „Da gibt es einige Tricks und Kniffe, die man auch telefonisch vermitteln kann. Dann geht’s schneller. Außerdem muss ich erfragen, was genau los ist, damit ich weiß, welches Werkzeug ich mit zur Einsatzstelle bringen muss. Dafür gehe ich mit dem Fahrer alles Schritt für Schritt durch. Aber unser Wagen ist eigentlich mittlerweile für alle Eventualitäten ausgestattet.“

An seinem Job gefällt Tim vor allem die Abwechslung und die Tatsache, dass er alles andere als monoton ist. So wird ihm nie langweilig, auch wenn – oder gerade weil – er sehr viel Verantwortung trägt. „Ich muss oft haargenau gucken, wie ich manche Aufgaben timen kann. Und dann darf nichts mehr schiefgehen.“ Für Tim aber kein Grund zur Panik: „Es gibt Leute, die nicht mit Druck umgehen können. Ich persönlich habe da aber eine ziemlich hohe Toleranzgrenze.“

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„In meinem Job kann man einen Terminplan nur mit derheißen Nadel stricken.“

„Als ich klein war, wollte ich Koch werden.“

Als Kind träumte Tim noch von einem ganz anderen beruflichen Werdegang. Weil er seinen Eltern schon in jungen Jahren oft in der Küche assistierte, lernte er früh das Kochen. Für ihn eine zweite Leidenschaft – neben dem Karneval. „Mein Vater hat dann gesagt, dass wir ein Restaurant eröffnen können. Ich sollte die Küche machen, er den Weinkeller.“ Tim grinst. Letztlich entschied er sich doch gegen eine Ausbildung zum Koch: „Immer dann zu arbeiten, wenn andere frei haben – das wäre nicht das Richtige für mich gewesen, weil es auch nicht mit der Familie vereinbar ist.“ So blieb das Kochen ein Hobby und die KFZ-Mechanik wurde zu seinem Beruf – zum Glück. Denn gerade die Arbeit im Bus-Bereich erfüllt ihn. „Busse sind in meiner Freizeit nicht mein Hobby, ich finde sie nicht wunderschön und als Kind wollte ich auch nicht ständig Bus fahren. Aber mein Job mit ihnen macht mir riesigen Spaß und ich bin froh, dass ich meine Ausbildungsstelle damals hier gefunden habe. Ich habe das nie bereut und ich glaube, ich werde es auch nie bereuen!“
Wer sich für eine ähnliche Ausbildung interessiert, rät Tim sich über Folgendes im Klaren zu sein: „Es ist großteils eine körperliche Arbeit. Man muss dafür zwar keine 120 kg auf der Bank drücken können, aber so ein Reifen wiegt 80 – 90 kg und den muss man natürlich heben können. Einen PKW-Reifen ziehst du mit 120 Newton-Metern an, einen Bus-Reifen mit 600. Außerdem…“ lacht er und ergänzt: „Man muss auch Spaß am Duschen haben!“

„Hier tauscht man nicht nur Teile aus oder wechselt Reifen. Manchmal muss man auch 3 - 4 Stunden nach der Ursache eines Problems suchen. Und am Ende macht es einen natürlich stolz, wenn man diese Ursache gefunden hat.“

Tim Aretz