Engagierte Verkehrserziehung mit Erlebnisfaktor, das bieten die Busschulen der Verkehrsunternehmen im AVV. Gerade nach den Sommerferien, wenn viele Kinder zum ersten Mal mit Bus und Bahn zur Schule fahren, ist für sie Vieles neu. Die verschiedenen Verkehrsunternehmen im AVV bieten unterschiedliche verkehrspädagogische Programme an, die den jungen Fahrgästen das richtige Verhalten bei der Fahrt mit Bus und Bahn erläutern. Wir haben zwei Busschulen begleitet.

»Der entscheidende Moment des Experiments dauert vielleicht 30 Sekunden«, so Udo Schüler und beschleunigt den Bus. Er steuert den Bus auf eine ca. 40 Meter vor ihm liegende Haltestelle zu. Eine blaue Regentonne auf dem Bordstein simuliert einen warten den Fahrgast. Beim Anfahren der Haltestelle erwischt der Bus die Tonne mit der vorderen rechten Ecke. Die Tonne fliegt mit voller Wucht durch die Luft und landet erst vor dem Bus, rutscht dann unter diesen und wird einige Meter mitgeschleift – trotz geringer Geschwindigkeit.

Genau diese 30 Sekunden des Experiments bleiben in den Köpfen der kleinen Zuschauer präsent. »Dann wäre das Ziel erreicht«, sagt Udo Schüller. Den Erst- und Zweitklässlern aus einer Schule in Düren will er keine Angst machen, weshalb er den Kindern vorher im Klassenraum ganz genau erklärt hat, was gleich passieren wird. Er hat sie außerdem in einem ausreichenden Sicherheitsabstand zur »Unfallstelle« postiert. Anschließend bespricht er das Geschehene mit den von der Vorführung beeindruckten Kindern. Udo Schüller ist als Lehrer der Busschule im Auftrag der Dürener Kreisbahn GmbH (DKB) im Einsatz. Er will auf die Gefahren aufmerksam machen, die im Verkehr lauern: »Gerade an der Haltestelle geht es manchmal drunter und drüber.« Und die Lektion des heutigen Tages lautet: Abstand halten von der Bordsteinkante!

Seit einigen Jahren veranstalten die DKB im Kreis Düren sowie die Regionalverkehr Euregio Maas-Rhein GmbH (RVE) in der Stadt Monschau, der Gemeinde Langerwehe und in Jülich ihre sogenannten Busschulen. Verkehrserziehung von der praktischen Seite aus. Die vor einigen Jahren sehr erfolgreich in Zusammenarbeit mit der Polizei und den Schulämtern vor Ort ein
geführten Projekte verfolgen das Ziel, Kinder zu mit verantwortlichen Verkehrsteilnehmern zu erziehen. Die Busschule wird vor Ort in den Schulen durchgeführt und besteht aus zwei Teilen: praktischer Anschauungsunterricht im Linienbus, der durch einen theoretischen Teil im Klassenzimmer ergänzt wird.

Holger David sitzt hinter dem Lenkrad seines Busses und gibt Gas. Die im Bus sitzenden Fünftklässler des Monschauer Gymnasiums blicken gespannt auf Odo. »Festhalten!« schallt es durch den Bus. Jens Schmitz tritt in die Eisen, der Bus kommt zum Stehen. Odo, die in der Mitte der letzten Reihe sitzende Stoffpuppe, hebt ab, wird durch den Bus geschleudert und macht eine harte Bruchlandung im Gang. Der Effekt ist beeindruckend. Obwohl der Bus nur mit Tempo 30 unterwegs war, sind die Auswirkungen für Odo doch sehr gefährlich. »Deshalb ist es wichtig, dass sich jeder im Bus gut festhält«, erläutert Holger David den Mädchen und Jungen.

Schwerpunkt der Busschule ist es, den Kindern z. B. die Gefahren beim Warten und Einstieg an der Haltestelle zu demonstrieren. Besonders spannend sind die Bremsproben, bei denen beobachtet werden kann, wie eine Bremsung schon bei langsamer Fahrt Gegenstände im Bus zum Rollen bringt. Dabei wird stets auch die Sichtweise des Fahrers erklärt, um die Kommunikation zwischen Fahrer und Schülern zu verbessern.

»Besonders vor und hinter dem Bus ist es gefährlich«, erklärt Holger David. Wo die Gefahren liegen, macht er den Kindern anhand von Beispielen aus der Praxis deutlich. Jeder Teilnehmer darf einmal während der Veranstaltung auf dem Fahrersitz Platz nehmen. Der »tote Winkel« wird so anschaulich und begreifbar. Währenddessen erklärt einer seiner Kollegen den Schülern die Fahrpläne und zeigt ihnen, wo die Busse abfahren.

Der Bedarf für den Unterricht ist groß, denn weit mehr als die Hälfte aller Erstklässler kommen heute schon mit dem Bus zur Schule. Die Erfolge der Busschule, dies bestätigen sowohl Holger David als auch Udo Schüller, machen sich im täglichen Schülerverkehr bemerkbar, auch wenn mit zunehmendem Alter der Schüler das Gelernte aus der Busschule leicht in Vergessenheit gerät.