Da haben wir im Büro Augen gemacht: Unser Kollege Thomas hat über die Feiertage eine Öcher Buttertram aus den 70er Jahren aus Legosteinen gebaut. Grund genug, uns mit Thomas mal über das Modell und sein Hobby zu unterhalten.
Mit Lego hat als Kind fast jeder gespielt. Was du aber nach Feierabend machst, hat mit spielen eher weniger zu tun, oder?
Ich bin Sammler und baue leidenschaftlich gerne verschiedene Szenarien – auch MOC genannt – nach. So habe ich bereits ein Horten-Kaufhaus oder auch den Elchtest von Mercedes-Benz mit Legosteinen nachgebaut.
Stimmt. Ihr „Brickfans“ redet nicht von Modellen, sondern MOCs. Was heisst das?
MOC heißt „my own creation“, auf Deutsch meine eigene Kreation.
Jetzt hast du die Weihnachtsferien genutzt, um ein MOC zu bauen, welches deinen Schreibtisch im Büro ziert. Wie bist du auf die Idee gekommen?
Ein Fahrzeug der 1974 eingestellten Öcher Tram, der Aachener Straßenbahn, sollte als Vorbild dienen. Als Neu-Aachener hatte ich meine erste Bleibe vor 15 Jahren im Aachener Stadtteil Eilendorf. Dementsprechend habe ich mich für die fast ausschließlich auf der Linie 12 Eilendorf – Aachen – Vaals eingesetzten Gelenkzüge entschieden, im Volksmund auch „Buttertram“ genannt.
Erkläre doch mal, woher der Name „Buttertram“ kommt.
Der Name „Buttertram“ rührt von der häufigen Nutzung der Linie für Einkaufsfahrten in das benachbarte niederländische Vaals. Vor allem die sinkenden Butterpreise in den Niederlanden Ende der 1950er Jahre führten zu spürbaren Nachfragesteigerungen auf der Linie.
Was ist das besondere an diesem Fahrzeug?
Diese Fahrzeuge wurden ab 1958 aus 1951 gelieferten Wagen des Verbandstyps umgebaut. Der Beiwagen ist auf den Triebwagen aufgesattelt. Der Motorwagen verfügt über ein starres Fahrgestell, der Beiwagen über ein Drehgestell. Da an den Endhaltestellen Vaals Grenze bzw. Theater Wendeschleifen bzw. in Eilendorf ein Gleisdreieck bestanden, sich die Haltestellen jedoch sowohl in Mittel- wie auch in Seitenlage befanden, handelt es sich um Einrichtungsfahrzeuge mit beidseitigen Türen. Nach der Einstellung der Linie 12 gingen die Züge nach Augsburg, wo ein Fahrzeug museal erhalten geblieben ist.
Hat ein bestimmtes Fahrzeug als Vorbild gedient?
Nein, bei der Umsetzung habe ich mich auf keines der 11 Vorbildfahrzeuge festgelegt und daher die vorbildlose Betriebsnummer 7117 vergeben.
Kann die Tram auch fahren?
Das Fahrzeug würde sowohl mit dem Lego-Standard-Radius als auch mit Kuppen und Wannen zurechtkommen, wenn es geeignete Gleise gäbe. Die Schmalspurkurven überfordern hingegen die Kurvengängigkeit des Fahrzeugs. Mangels geeigneter Gleise ist es dann auch bei einem reinen Standmodell geblieben. Derzeit baue ich an einem normalspurigen Kriegsstraßenbahnwagen, der dann auch motorisiert sein wird.
Eine Haltestelle hast du ja auch gebaut. Handelt es sich um eine bestimmte Haltestelle?
Für den Schreibtisch habe ich eine vollständig eingepflasterte Haltestelle auf 64×24 Noppen gebaut. Die Haltestelle ist zwar vorbildlos, aber nicht ohne Hintergrund.
Erkläre doch zuletzt noch, was es mit den 5 zu 6 im Titel auf sich hat!
Ganz einfach: ein 1×1-Lego-Stein ist 8 mm breit und – ohne Noppe – 9,6 mm hoch. Das Verhältnis von Breite zu Höhe beträgt 5 zu 6.
Die Linie 12 verkehrte am 11. März 1973 zum letzten mal. Einen Winter und zwei Sommer später, am 29. September 1974, wurde mit der „Verkraftung“ der Linie 15 – also der Umstellung auf den Busbetrieb – das Ende der Aachener Straßenbahn eingeläutet.