Sie sind euch bestimmt auch schon mal aufgefallen, die Rillen an Bahnhöfen, Haltepunkten oder Bushaltestellen. Als sehender Mensch achtet man vielleicht gar nicht so auf die taktilen Leitsysteme, wie die Rillen auch genannt werden. Das ertastbare Leitsystem hilft blinden und sehbehinderten Fahrgästen, sich mittels Tastsinn ohne fremde Hilfe zurechtzufinden, auch wenn es keine anderen Orientierungshilfen, wie etwa durchgängige Mauern, gibt.
Wir möchten euch heute, am „Tag des weißen Stockes“ auf die Bedeutung der Bodenleitsysteme aufmerksam machen. Der „Tag des weißen Stockes“ findet in diesem Jahr zum 50. Mal statt. Jährlich am 15. Oktober machen Blindenverbände weltweit auf die Situation blinder und sehbehinderter Menschen aufmerksam. Die Idee, die blinden Menschen mit einem weißen Stock als Schutz- und Erkennungszeichen zu versehen, entstand 1930 in Paris und wurde 1931 in die Tat umgesetzt.
Wer sieht, ist oftmals unaufmerksam. So werden die Leitstreifen häufig durch Gepäck blockiert, was blinde und sehbehinderte Menschen zu Umwegen zwingt, die gefährlich werden können. Denn die im Boden verlegten Platten mit Noppen und Rillen haben verschiedene Funktionen: Sie leiten, warnen und stoppen.
Die Rillen können mit dem weißen Stock – auch Langstock genannt –, den Blinde zur Orientierung nutzen, ertastet werden. Sie verlaufen immer mit ausreichendem Abstand zur Bahnsteigkante oder Straße. Durch den Kontrast zwischen den Rillen und restlichen Bodenplatten können sich auch Fahrgäste, die schlechter sehen, besser orientieren. Der taktile Leitstreifen ist erhaben genug, um ihn mit dem Blindenstock zu erfühlen und trotzdem flach genug, damit andere Fahrgäste, die mit Rollstuhl, Kinderwagen oder Rollator unterwegs sind, in ihrer Mobilität nicht beeinträchtigt werden.
Dort, wo man besonders aufmerksam sein muss, werden als Aufmerksamkeitsfelder Platten mit „Noppen“ eingesetzt. Sie lassen sich nicht nur mit dem Langstock, sondern auch mit den Füßen ertasten und sind deshalb zur Warnung besonders geeignet. Sie zeigen den tastenden Fahrgästen: Achtung, hier muss ich aufmerksam sein! Sie finden sich etwa an der Bahnsteigkante oder vor Treppen, wo besondere Vorsicht geboten ist. Oder es steht eine Abzweigung an. In diesem Fall spricht man von Abzweigfeldern. Je nachdem, in welcher Position die Rillen auf dieses Feld hinführen – mittig oder links bzw. rechts des Abzweigfelds –, zeigt es die verschiedenen Abbiegemöglichkeiten an.
Darüber hinaus erleichtern kontrastreiche Schilder und Markierungen sowie teilweise Beschriftungen in Prismen- oder Brailleschrift die sichere und schnelle Orientierung. Auch die Eingangstüren der Züge sind kontrastreich hervorgehoben. In den nächsten Jahren muss weiter daran gearbeitet werden, mobilitätseingeschränkten Fahrgästen den Zugang zu Bahnsteigen, Zügen und Bussen zu erleichtern. Von 76 Bahnhöfen und Haltepunkten im AVV sind 11 sowie Gleis 21/23 im Bahnhof Düren noch nicht barrierefrei.
Sehenden fallen die taktilen Leitsysteme kaum auf – es sei denn man ist mit Rollkoffer oder Kinderwagen unterwegs. Allerdings stellen sie für alle Fahrgäste mit eingeschränktem Sehvermögen eine unverzichtbare Hilfe dar, sich auch alleine zurechtzufinden. Bitte achtet darauf bei eurer nächsten Fahrt mit Bus oder Bahn.