Der öffentliche Nahverkehr ist für viele Menschen eine unverzichtbare Mobilitätslösung. Doch in letzter Zeit sehen sich Verkehrsunternehmen mit einem ernsthaften Problem konfrontiert: Fahrermangel. Ein Teufelskreis aus Fachkräftemangel und einem hohen Krankenstand führt dazu, dass Fahrerinnen und Fahrer fehlen, um den geplanten Fahrplan aufrechtzuerhalten. Die Unternehmen greifen daher zu einer unkonventionellen, aber notwendigen Lösung, um Ausfälle zu minimieren. Wir haben genau diese für euch einmal genauer unter die Lupe genommen…

Hintergründe des Fahrermangels

Die Gründe für den akuten Fahrermangel sind vielfältig. Zum einen herrscht in vielen Branchen allgemein ein Mangel an qualifizierten Fachkräften, was es schwierig macht, offene Stellen zu besetzen. Zum anderen führt ein hoher Krankenstand dazu, dass die verbleibenden Fahrer zusätzliche Schichten übernehmen müssen. Diese Doppelbelastung stellt eine enorme Herausforderung dar. Für die Verkehrsunternehmen ist das natürlich problematisch, da ihre oberste Priorität stets die zuverlässige Fahrgastbeförderung ist.
Der akute Fahrermangel stellt dabei jedoch eine enorme Hürde dar, die nicht einfach zu überwinden ist. Die aktuelle Grippe- und Corona-Welle verschärft die bereits bestehenden Herausforderungen zusätzlich. Der zurzeit vorherrschende hohe Krankenstand unter den Fahrern aufgrund von Grippe- und COVID-19-Infektionen trägt erheblich dazu bei, dass bereits knappe Ressourcen noch stärker belastet werden. Alle Verkehrsunternehmen müssen daher kreative Lösungen finden, um diesen Herausforderungen entgegenzuwirken.

Kreative Lösungen in Zeiten der Not

Angesichts des akuten Fahrermangels setze man bei Rurtalbus auf Kreativität und Flexibilität. Mitarbeiter, die eigentlich in anderen Bereichen der Unternehmen tätig sind, jedoch im Besitz eines Busführerscheins, sprangen ein und übernehmen zusätzlich zu ihren regulären Aufgaben Fahrten im öffentlichen Nahverkehr. Christoph Platzbecker, Ali Güzel und Abdelaziz Zelmant springen seither – neben ihren eigentlichen Aufgaben in der Disposition – ein, um auszuhelfen. Diese unkonventionelle Maßnahme half und hilft dabei, Engpässe zu überbrücken und Ausfälle zu minimieren. Bei der ASEAG übernimmt Ralf Hamacher – genau wie viele weitere Kollegen von ihm aus Werkstatt, Verwaltung und der Disposition – regelmäßig Fahrten. Eigentlich ist Hamacher Teamleiter mit Sonderfunktion und Sicherheitsbeauftragter im Fahrdienst. „Seit ich bei der ASEAG `92 die Ausbildung zum Busfahrer gemacht habe, ist das Busfahren immer meine große Leidenschaft geblieben. Trotz meines mittlerweile anderen Aufgabenfeldes, bin ich immer noch im Besitz meines Busführerscheins. Daher war und ist es für mich selbstverständlich, Fahrten zu übernehmen, wenn Not am Mann ist.“ Zurzeit übernimmt Hamacher mehrfach in der Woche Fahrdienste – und sorgt – wie viele Kollegen aus Werkstatt, Verwaltung und Disposition – mit seinem zusätzlichen Einsatz dafür, dass weniger Fahrten ausfallen.

Auch Maurice Jakob von der WestVerkehr arbeitet eigentlich in der Abteilung Planung und Haltestellenmanagement. Bei der West ist die Lage noch nicht so dramatisch, dennoch übernimmt er regelmäßig Fahrten im Kreis Heinsberg. „Vor allem an Sonn- und Feiertagen komme ich hier zum Einsatz, meine nächste Fahrt wird am Sonntag sein. Auch am 1.1. übernehme ich Schichten. Da mir das Fahren große Freude bereitet, fühlt es sich für mich eigentlich nicht wie eine Verpflichtung an. Aber trotzdem muss man sagen: Würden meine Kollegen und ich nicht einspringen, würden wesentlich mehr Fahrten ausfallen müssen.“ Der hohe Einsatz führt zu Erfolgen – und die vermehrte Einbindung von Mitarbeitern in Doppelfunktionen zahlt sich aus. „Insbesondere bei Schul- und Wochenendfahrten sowie auf wenig befahrenen Achsen, wo ein Ausfall eines Busses schwerwiegender wäre, können so Fahrten aufrechterhalten werden“, erklärt Maurice Jakob.

Der hohe Einsatz aller Mitarbeiter trägt also dazu bei, dass die Auswirkungen des Fahrermangels abgemildert – aber eben nicht verhindert – werden können. Trotz der kreativen, personellen Lösungsansätze ist es leider nicht möglich, alle Ausfälle zu verhindern. Es bleibt eine Tatsache, dass der Fahrermangel zu Beeinträchtigungen im öffentlichen Nahverkehr führt. Insbesondere in Stoßzeiten oder auf stark frequentierten Strecken sind Engpässe kaum zu vermeiden.

Flexibilität als Schlüssel

Die Verkehrsunternehmen ASEAG, WestVerkehr und Rurtalbus stehen vor großen Herausforderungen, die sie mit einer kreativen und flexiblen Herangehensweise zu bewältigen versuchen. Der Einsatz von Mitarbeitern mit Busführerschein in Doppelfunktionen zeigt, dass Flexibilität und Teamgeist in schwierigen Zeiten unverzichtbar sind. Trotz aller Bemühungen stellt der Fahrermangel eine akute Herausforderung dar. Eine langfristige Lösung erfordert daher nicht nur kurzfristige Maßnahmen, sondern auch eine branchenübergreifende Zusammenarbeit, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken und den öffentlichen Nahverkehr nachhaltig zu stärken. Das Recruiting von Personal bildet bei allen drei Verkehrsunternehmen einen Schwerpunkt der Kommunikationsmaßnahmen. Mittels Kampagnen, Infotagen oder dem Besuch von Jobmessen wird nach Personal gesucht. Vor allem für den Fahrdienst, aber auch für sämtliche andere Bereiche wie Werkstatt, Verwaltung oder Kundendienst wird qualifiziertes Personal gesucht oder selbst ausgebildet.

ASEAG

Jobs: https://www.aseag.de/karriere/jobs
Ansprechpartnerin: Sidonja Emmerich| Neuköllner Str. 1 | 52068 Aachen |
Telefon: 0241 181-4224 | aseag.de

WestVerkehr

Jobs: https://west-verkehr.de/index.php/de/ueber-uns/stellenangebote-der-west
Ansprechpartner: Hermann Josef Platzbecker & Heike Schmits
Telefon: 02431 88-6164

 

Auch der Bahnverkehr steht erheblichen Herausforderungen, die sich aus einem akuten Fahrermangel und den Auswirkungen von Gesundheitskrisen ergeben. So fallen derzeit zum Beispiel wegen Personalmangel die Verstärkerfahrten des RE 4 bis auf weiteres aus. Auch hier mangelt es an qualifizierten Triebwagen- und Lokführern und anderem Zugpersonal – eine wachsende Belastung auch für die Bahnunternehmen in ganz Deutschland. Die Suche nach gut ausgebildeten Fachkräften gestaltet sich schwierig, da, ähnlich wie in anderen Branchen, der Bedarf an qualifiziertem Personal zunimmt. Der demografische Wandel und der damit einhergehende Fachkräftemangel bleiben eine zentrale Herausforderung für die Bahnbranche in NRW. 40 Prozent der heute in den Verkehrsunternehmen Beschäftigten gehen bis zum Jahr 2027 in den Ruhestand.Unter Federführung des NRW-Verkehrsministeriums arbeiten die Eisenbahnverkehrsunternehmen und Aufgabenträger in Nordrhein-Westfalen im Programm Fokus Bahn bereits seit 2018 eng zusammen, um sich als Branche den aktuellen Herausforderungen geschlossen zu stellen. Konzepte für eine unternehmensübergreifende Ausbildung und Qualifizierung sowie die begleitende Branchenkommunikation bilden daher eine Kernaufgabe für die Partner von Fokus Bahn NRW.https://www.fokus-bahn.nrw/