Das Exekutivorgan des Staates, die Augen des Gesetzes, die Hüter des Rechtes, unsere Freunde, unsere Helfer – die Polizei können wir rufen, wann immer wir sie brauchen. Die 1-1-0 ist gewählt, da ertönt irgendwo in der Ferne auch schon ein Martinshorn. Die Rettung naht, die Ordnung wird wieder hergestellt, wenn die Polizei im Einsatz ist. Auch im Busverkehr sorgen sogenannte Verkehrsmeister für Ordnung, wenn es mal brenzlig wird. Die Sheriffs des ÖPNVs sozusagen. Die 1-1-0 von Bus & Bahn. Egal, ob es um das Disponieren von Fuhrpark und Fahrern, die Überwachung des Fahrbetriebs, steuernde oder disziplinarische Eingriffe geht – der Verkehrsmeister ist in seinem Betrieb für einen (möglichst) geregelten Ablauf verantwortlich. Wir haben zwei Verkehrsmeister der WestVerkehr getroffen und ihnen bei ihrer alltäglichen Arbeit über die Schulter geschaut. Obwohl sie kein Rangzeichen an der Dienstkleidung tragen, sind die Werte, die dafür stehen (wie zum Beispiel Wissen, Höflichkeit, Charakter, Loyalität, Urteilsvermögen) durchaus auf sie übertragbar. Wir erklären, wieso.
Wissen – ein Verkehrsmeister ist Herr der Lage
Die Aufgaben eines Verkehrsmeisters? Die Ordnung und den geregelten Betrieb sicherzustellen. Da es dafür einer Kombination aus Koordination und schnellem Eingriff bedarf, ist die Arbeit in einen Innen- und einen Außendienst unterteilt. Der Innendienst, also die Leitstelle, bildet die Basis der Arbeit. Von hier werden Fahrzeuge sowie Personal koordiniert, der Verkehrsraum überwacht und anfallende Aufgaben an den Außendienst verteilt. Hierzu zählen dann wiederum die Strecken-, Personal- und Vorschriftenkontrolle oder die Unfallbearbeitung.
Der Verkehrsmeister im Innendienst kontrolliert zum einen, ob das Fahrpersonal pünktlich den Dienst antritt und zum anderen in regelmäßigen Abständen, ob die Führerscheine ordnungsgemäß vorliegen. Haben Fahrer vor Dienstantritt Fragen – also zum Beispiel, welche Fahrzeuge oder Linien sie zu bedienen haben – können sie sich an den zuständigen Verkehrsmeister wenden. Denn der weiß, dank verschiedener Organisationsprogramme und etlicher Unterlagen, die er „im Blick“ hat, was die Disposition vorsieht.
Und auch während des Dienstes ist der Verkehrsmeister im Innendienst der erste Ansprechpartner, wenn es zu Fragen oder Unklarheiten kommt. Außerdem muss er die Fahrzeuge, die bereits im Verkehr sind, auf Bildschirmen beobachten. Hier kann er ablesen, ob alles regelkonform läuft (die Fahrzeuge sind dann grün markiert), ein Fahrzeug mit Verspätung (gelbe Markierung) oder – und dann muss er eingreifen – verfrüht (rote Markierung) unterwegs ist. Der entsprechende Fahrer erhält dann entweder per Bordcomputer oder Funkspruch den Hinweis, an der nächsten Haltestelle eine Wartezeit einzuhalten.
Der Verkehrsmeister im Außendienst ist auf der Straße unterwegs. Im Notfall ist er neben Polizei und Feuerwehr als erstes vor Ort, wenn ein Unfall passiert oder eine Störung vorliegt. Seine Aufgabe ist es dann, sich schnell einen Überblick zu verschaffen und sicherzustellen, dass der Verkehrsraum so wenig wie möglich beeinflusst und der Einsatz reibungslos koordiniert wird. Aber nicht nur solche Ereignisse, die hoffentlich möglichst selten eintreten, gehören zu den Aufgaben im Außendienst. Der ordnungsgemäße Betriebsablauf kann auch durch spezielle Events aus der Balance geraten und dann muss der Verkehrsmeister wissen, wie er für einen geordneten Ablauf sorgt. In vielen Fällen kann das durch VORsorge gewährleistet werden. So stellt er vor großen Feiern – wie zum Beispiel dem Oktoberfest in Haaren Waldfeucht, bei dem die west den Shuttle-Verkehr einsetzt – Ersatzhaltestellen auf.
Was während eines Einsatzes genau passiert, kann natürlich nie geplant werden. Und so muss der Verkehrsmeister stets Herr der Lage sein und wissen, wie unterschiedlichste Herausforderungen zu lösen sind. Dann kann es auch schon einmal dazu kommen, dass ein Verkehrsmeister zum Ersatz-Feuerwehrmann wird und ein Fahrzeug, das sich im Schlamm festgefahren hat, aus seiner misslichen Lage befreit.
Höflichkeit – „Freundlich bleiben, Pit!“
Als Freund, aber vor allem auch als Helfer, ist Höflichkeit natürlich das A & O. Für den Verkehrsmeister ist es also eine der wichtigsten Prämissen, stets freundlich zu bleiben – egal, wie heikel die Situation ist. Wenn im Innendienst das Telefon klingelt und “Pit“, ein Fahrer, einen Falschparker meldet, der den Wendekreis eines Busses blockiert, handelt der zuständige Verkehrsmeister natürlich umgehend. Er bittet seinen Kollegen zunächst darum, die Situation zu beschreiben und bietet dann an, das Ordnungsamt zu kontaktieren. Pit übernimmt die Lösung der Situation aber lieber selbst, schließlich ist er ohnehin vor Ort. Der Verkehrsmeister beendet das Gespräch mit der Bitte um ein zeitnahes Status-Update, um zu prüfen, ob er doch eingreifen muss. Und mit folgendem Hinweis: „Freundlich bleiben, Pit!“
Charakter & Loyalität – man ist und bleibt Kollege
Vor allem im Außendienst gilt es, anzupacken. Ein Verkehrsmeister darf sich dazu nicht zu schade sein. Auch ein stabiles Nervenkostüm ist wichtig, denn gerade bei Unfällen gilt es, Ruhe zu bewahren und vernünftig zu handeln. Außerdem ist der Verkehrsmeister der Vorgesetzte der Fahrer und greift disziplinarisch ein, wenn dies nötig ist. So gibt es 2 mal pro Jahr Testfahrten, bei denen kontrolliert wird, ob die Fahrer ihre Dienstkleidung ordnungsgemäß tragen und sich an die Höflichkeits-Etikette halten. Ist dies nicht der Fall, muss der Verkehrsmeister das Gespräch suchen, das entsprechende Fehlverhalten rügen und auf das adäquate Verhalten hinweisen. Es kann auch zu externen Kunden-Beschwerden kommen, wenn ein Bus beispielsweise einfach an den Haltestellen durchfährt, weil er voll ist. Auch dann kommt der Verkehrsmeister ins Spiel und weist den entsprechenden Fahrer auf das Fehlverhalten hin. Wichtig dabei: Charakter zu zeigen und stets verständnisvoll mit den Kollegen umzugehen, ohne sich dabei auf der Nase herumtanzen zu lassen.
Urteilsvermögen – mit Struktur zur Problemlösung
Egal, ob Unfälle, Straßensperren, Falschparker, Dienstantrittskontrollen, Probleme mit Fahrzeugen oder Kundenbeschwerden – ein Verkehrsmeister ist täglich mit vielen unterschiedlichen Aufgaben konfrontiert. Dabei haben Unfälle und Straßensperrungen natürlich stets die höchste Priorität. Aber jede Situation benötigt ein individuelles Urteil, das der Verkehrsmeister sowohl im Innen- als auch im Außendienst treffen muss. Dann klingelt schonmal im Sekundentakt das Telefon und die Ereignisse im Außendienst überschlagen sich. Es gilt dann, durch Erfahrung und mit übergreifenden Kenntnissen den Überblick und einen kühlen Kopf zu bewahren. Die Belohnung? Langeweile gibt es nicht, denn als Ordnungshüter des Verkehrs ist kein Tag wieder der andere.