Reifenwechsel, Überprüfung der Bremsanlage, Flüssigkeiten-Check. Jeder, der mit seinem PKW schon einmal eine KFZ-Werkstatt aufgesucht hat, kennt es wohl. Doch nicht nur unsere eigenen Gefährte müssen regelmäßig gewartet oder repariert werden. Auch Busse und Bahnen besuchen regelmäßig die Werkstatt. In Düren kümmern sich Karsten Irmer, Leiter der betriebseigenen Werkstatt der Rurtalbahn GmbH, und sein Team darum, dass durch konstante Wartungsarbeit möglichst wenige Schäden an Fahrzeugen entstehen oder diese – falls dann doch einmal eine Tür defekt ist oder ein Motor streikt – schnellstmöglich behoben werden. Wie der Werkstatt-Alltag bei 70 zu wartenden und reparierenden Bussen und 23 Zügen pro Jahr aussieht? Wir haben die Werkstatt besucht.

Alltag: Werkauftrag – Umsetzung – Abnahme

Die Rurtalbahn-Werkstatt zählt 35 Mitarbeiter, die unter anderem als Meister, Mechatroniker, Azubis oder im Ersatzteil-Einkauf für einen sicheren Verkehr in der Region Düren sorgen. Ihr Arbeitstag beginnt um 7 Uhr. Der erste Step? Ein Check darüber, ob und welche Störungen vom Ende des Vortages bis zum morgendlichen Dienstbeginn neu angefallen sind. Bei Bedarf fährt das Außendienst-Team dann zu den Fahrzeugen, um Schäden direkt vor Ort zu reparieren. Das passiert ungefähr zwei Mal pro Woche. Für Fälle außerhalb der Werkstatt-Öffnungszeiten gibt es hierfür auch einen Bereitschafts-Dienst, der 7 Tage pro Woche im Einsatz ist und nach Dienstschluss anrückt.

Nach dem morgendlichen Störungs-Check, erfolgt die klassische Arbeitsaufteilung. Die Meister der Werkstatt erstellen hierzu Werkaufträge, in denen aufgelistet ist, welche Arbeiten pro Bus oder Zug anfallen. Sie delegieren diese Aufgaben dann an die Werkstatt-Mitarbeiter und Azubis, denen das zur Arbeit benötigte Material im werkstatteigenen Magazin zur Verfügung gestellt wird. Die Zeit, die zur Wartung oder Reparatur benötigt wird, scannt der zuständige Mitarbeiter. Sobald der Dienstauftrag abgearbeitet ist, kann der Meister die Arbeiten kontrollieren. Was folgt, ist der nächste Dienstauftrag. Vor allem bei den Wartungsarbeiten wiederholen sich die Tätigkeiten eigentlich zyklisch: Bremsen-, Türen-, Klimaanlagen- und Motorwartung, Öl- und Filter-Wechsel – alle Systeme, bei denen eine Wartung die Lebensdauer verlängert und die vom Regelwerk vorgeschrieben sind, werden in der Rurtalbahn-Werkstatt regelmäßig gecheckt. Stellt der zuständige Mitarbeiter bei der Wartung über seinen eigentlichen Dienstauftrag hinaus fest, dass etwas nicht in Ordnung ist, teilt er dies seinem Meister mit, der ihm dann wiederum einen neuen Dienstauftrag erteilt. Das ist wichtig, weil Material- und Zeitaufwand ganz genau bemessen werden müssen. Und so schrauben bei der Rurtalbahn täglich knapp 20 Mann an Bussen und Zügen.

Trotz Routine herrscht bei der Arbeit aber viel Abwechslung. „Bei uns wird es nie langweilig, die Anforderungen wechseln immer – das ist bei uns anders, als in einer klassischen KFZ-Werkstatt“, erklärt uns Werkstattleiter Irmer. Wichtig ist ihm vor allem, dass sein Team nicht unter übermäßigem Zeitdruck arbeiten muss.

Von der Waschanlage für Triebfahrzeuge bis zum gleisebenen Standplatz für Güterzüge

Die Werkstatt kombiniert die Instandsetzung von Bus und Schienenfahrzeugen und ist daher in verschiedene Bereiche eingeteilt. Denn um Busse und Züge adäquat in Schuss zu halten, gibt es verschiedene Anforderungen.

In einer dreispurigen Halle befinden sich die zweispurige Wasch- und die werkstatteigene Diesel-Tankanlage. Hier sorgt ein eigens für diesen Bereich abgestellter Mitarbeiter für saubere Busse und volle Tanks. Gereinigt wird hier aber ausschließlich von außen. Die dritte Spur dient speziellen Tests an den Bussen, wie zum Beispiel der Bremsen, der Tachometer und der Beleuchtung.

An die Waschanlage schließt die Werkstatt, eine riesige Halle, in der an dutzenden Hebe-und Grubenständen Busse und Züge in Stand gehalten werden, an. Die Halle ist unterteilt in einen Bus- und einen Schienenfahrzeug-Bereich, denn für den Umgang mit den Fahrzeugen sind unterschiedliche Ausrüstungen gefragt. Im Schienenbereich ist der Umfang der Arbeiten und der dafür erforderlichen Qualifikationen höher, weswegen die Werkstatt in feste Teams für Bus- und Schienen-Instandhaltung aufgeteilt ist.

Unter einem der Züge schraubt ein Mitarbeiter, der uns erklärt, dass an diesem gerade eine Hauptuntersuchung durchführt wird. Dazu bauen er und seine Kollegen die Power-Packs auf beiden Seiten aus, tauschen die Drehgestelle, überholen die Bremse und die Luftdruckanlage, kontrollieren sämtliche Leitungen, prüfen die Druckluftbehälter und die Ventile. Daran arbeiten sie im Schnitt fünf bis sechs Wochen, sodass der Zug letztlich komplett überholt und fit für die Abnahme ist. Da arbeiten dann auch schonmal fünf Mitarbeiter gleichzeitig dran. „Eigentlich arbeiten wir hier auch samstags“, erklärt uns Irmer. „Diesen Freitag steht aber ein gemeinsamer Besuch in der Kart-Bahn an. Da wollen die meisten natürlich am Samstag frei haben. Deswegen habe ich gesagt: Wenn der Zug da drüben bis Freitagmittag fertig ist, gibt es Samstag frei.“ Ein Ansporn, der für Zusammenhalt und Team-Spirit sorgt. Und einen perfekt überholten Zug – pünktlich zum Wochenende.

Und auch auf das Bus-Team wartet eine Belohnung. „Meine Bus-Jungs haben in einer super Leistung SCR-Katalysatoren bei 14 Bussen eingebaut. Das haben sie so gut gemacht, dass ich das Team zur Belohnung zum Essen einlade. Ich finde, besondere Leistungen müssen auch anerkannt werden.“
Die reibungslose Arbeit ist aber nicht nur auf die Expertise der Mechatroniker, sondern auch auf das große und gut ausgestattete Ersatzteillager zurückzuführen. Sind Materialien nicht vorrätig, ordert der Einkauf diese. Die Zusammenarbeit in der Werkstatt läuft trotz der unterschiedlichen „Mannschaften“, wie Leiter Irmer sie nennt, reibungslos.

Die reibungslose Arbeit ist aber nicht nur auf die Expertise der Mechatroniker, sondern auch auf das große und gut ausgestattete Ersatzteillager zurückzuführen. Sind Materialien nicht vorrätig, ordert der Einkauf diese. Die Zusammenarbeit in der Werkstatt läuft trotz der unterschiedlichen „Mannschaften“, wie Leiter Irmer sie nennt, reibungslos.

An die große Werkstatt-Halle, in der auch die Büros von Irmer, des Arbeitsvorbereiters, der Meister sowie das Magazin bzw. der Einkauf ihren Platz haben, grenzt der Güterwagen-Bereich. Denn auch die Radsätze, Bremsen, und Ventile der Schüttgut-Wagen, die bei der Rurtalbahn zum Einsatz kommen, wollen gewartet werden. Die Werkstatt verfügt über einen Gleisanschluss bis zum Dürener Bahnhof, über den die Fahrzeuge die Werkstatt erreichen. Um die Stahl-Riesen kümmert sich ebenfalls eine eigene „Mannschaft“, die aus 2 Güterwagen-Experten besteht.

So wartet das Werkstatt-Team täglich, was eben gewartet werden muss – dazu gehören auch die Zug-Toiletten. Und die kommen, im Falle einer Reparatur, auch schonmal prall gefüllt in der Werkstatt an. Doch Irmer nimmt es gelassen. „Was muss, dass muss. Wie Sie sich vorstellen können, kommt es gar nicht so selten vor, dass wir erst einmal den Inhalt leeren müssen.“ Die Wartung erfolgt an einem speziell dafür konstruierten „Toiletten-Prüfstand“. „Sonst müssten wir die Toiletten ja immer wieder in den Zug einbauen und checken, ob sie funktionieren. Hier können wir das einfach simulieren und justieren, wenn etwas nicht passt. Geprüft wird übrigens mit Wasser, nicht mit echten Exkrementen.“

„Eine Frau hält im Magazin die Stellung.“

Unser Resümee? Schrauben und Ölen – ja, das ist hier wirklich an der Tagesordnung. Aber viele andere Klischees bleiben in der Rurtalbahn-Werkstatt unerfüllt. Die Stimmung ist fröhlich, der Umgangston freundlich, viele Bereiche der Werkstatt sind wirklich sauber. „Aufräumen und Kehren haben bei mir hohe Priorität. Wer das vergisst, kriegt Ärger“, lacht Irmer. Doch mit einem Klischee kann auch hier nicht aufgeräumt werden: In der Werkstatt arbeiten 34 Männer und nur eine Frau. Sie kümmert sich um den Einkauf im Magazin. „Es haben hier schon mehrere Frauen Praktika gemacht, aber wirklich angefangen hat noch keine. Schade, aber das bleibt bisher einfach noch Ausnahme“, resümiert Irmer, für den der Tag nach unserem Interview nun mit der Personalführung weitergeht. Urlaubsplanung und Ausschreibungen stehen auf dem Programm. Und wer weiß, vielleicht bewirbt sich auf eine der neuen Stellen ja dann doch noch eine Frau…

Wer sich für eine Ausbildung in der Werkstatt der Rurtalbahn interessiert, kann jederzeit ein Tagespraktikum absolvieren, um ebenfalls einmal in den Alltag rund um Wartung und Reparatur von Bussen und Zügen zu schnuppern.