„Gesundheit und froher Mut, das ist des Menschen höchstes Gut.“ Das besagt nicht nur ein deutsches Sprichwort, auch Elisabeth Krichel weiß davon ein Lied zu singen. Nicht nur, weil sie vor 20 Jahren krankheitsbedingt eine Umschulung zur Bürokauffrau absolvieren und so ihren damaligen Beruf als Konditorin aufgeben musste. Sie ist außerdem mittlerweile Fachfrau für betriebliches Gesundheitsmanagement bei der WestVerkehr GmbH (west) und sorgt sich dabei um die Gesundheit ihrer Kollegen. In ihrem Job ist sie seit Jahren voll und ganz angekommen. „Ich bin glücklich in meinem Job. Den Mitarbeitern eine angenehme und gesunde Arbeitsgrundlage schaffen zu können und immer neue Herausforderungen zu haben – das macht mir Spaß.“ Doch wie sieht eigentlich der Alltag einer „Gesundheitsmanagerin“ aus? Wir haben Elisabeth Krichel getroffen und mit ihr über ihren Beruf, die damit verbundenen Herausforderungen und ihren Werdegang gesprochen.

Elisabeth Krichel

Fachfrau für betriebliches Gesundheitsmanagement bei der WestVerkehr GmbH

Das Wohlbefinden der Mitarbeiter sollte stärker in den Fokus gesetzt werden."

Als Elisabeth Krichel vor 20 Jahren anfing, als Bürokauffrau bei der WestVerkehr GmbH zu arbeiten, ahnte sie sich noch nicht, dass sie hier eines Tages auch einmal die „Gesundheitsmanagerin“ des Hauses sein würde. In ihrer Funktion als Sekretärin der Geschäftsführung war sie eigentlich ausgelastet – und glücklich. „Im Rahmen einer Umstrukturierung vor etwa 10 Jahren hat man versucht, sich intensiver mit dem Thema Gesundheit zu befassen. Das Wohlbefinden der Mitarbeiter sollte stärker in den Fokus gesetzt werden.“ Das Ziel? Den Krankenstand bei der west zu senken oder zumindest konstant zu halten.“ Frau Krichel unterstützt ihren Chef seitdem in Sachen Gesundheit im Unternehmen. Zunächst wurden zum Beispiel Kurse zur Raucherentwöhnung, autogenes Training, Nordic Walking oder eine Ernährungsberatung organisiert.

Dann kam ihr Chef vor 2 Jahren mit einem besonderen Anliegen auf sie zu. Sie erhielt die Aufgabe, das Thema Gesundheitsmanagement noch intensiver als zuvor zu durchleuchten. Das funktionierte so gut, dass sie sich entschloss, eine zweijährige Weiterbildung zur Fachfrau für betriebliches Gesundheitsmanagement zu absolvieren. „Es hat mich interessiert und mir Spaß gemacht. Ich fand es spannend und es war etwas Neues. Eine Herausforderung, wieder etwas auf die Beine zu stellen, das einen Wert hat“, erzählt sie uns stolz. Seitdem hat sich bei der west einiges getan. Neben der Einführung von höhenverstellbaren Schreibtischen – so wird durch abwechselndes Stehen und Sitzen der Rücken entlastet – wurde den Mitarbeitern kürzlich auch ein „Rückenscreening“ angeboten. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit für die Mitarbeiter, sich am reichhaltigen Obstkorb zu bedienen oder sich zwei Mal im Monat – von einem professionellen Masseur – massieren zu lassen. Vor allem das Massage-Angebot kommt bei den Mitarbeiten gut an.

Den Hauptteil der Kosten für die Gesundheitschecks und -maßnahmen übernimmt der Betrieb, bei bestimmten Angeboten muss der Mitarbeiter einen kleinen Eigenanteil beisteuern. „Das erhält die Wertschätzung gegenüber unseren Angeboten“, erklärt uns Elisabeth Krichel. Damit die Mitarbeiter der west die Gesundheitsangebote individueller ihren Bedürfnissen anpassen können, wurde das sogenannte Gesundheitsticket ins Leben gerufen. So erhält jeder Mitarbeiter einen jährlichen Betrag, mit dem er eine Fitnessstudio-Mitgliedschaft, Sportkurse der Krankenkasse oder Massagen außerhalb des Betriebes finanzieren kann. „Und wer erfolgreich sein Sportabzeichen ablegt, kriegt sogar einen Tag Sonderurlaub“, ergänzt sie lächelnd. Die Kurse und Seminare führt die Firma SKOLAWORK durch. Terminplanung, Organisation und Kommunikation der Angebote liegen in der Verantwortung von Frau Krichel. Einmal im Quartal trifft sie sich zudem mit der Geschäftsführung, dem Betriebsrat, der Betriebsärztin, der Fachkraft für Arbeitssicherheit und der Jugendvertretung, um gemeinsam neue Maßnahmen zur Gesundheitssicherung und -förderung zu konzipieren. „In diesem sogenannten Steuerkreis sind dann alle Generationen vertreten und jeder kann Ideen einbringen. Gemeinsam diskutieren wir dann, was man anbieten kann oder verändert werden muss.“

„Weil wir den Krankheitsstand nicht merkbar senken konnten, standen wir damals sogar kurz davor, das Gesundheitsmanagement aufzugeben."

Doch trotz aller Arbeit und kreativer Ideen – es gab Zeiten, da hatten Elisabeth Krichel und der dafür gegründete Arbeitskreis das Gefühl, dass ihr Gesundheitskonzept nicht fruchtete. „In der Woche war es schwer, jemanden für einen Kurs zu motivieren. Wir haben gemerkt, dass wir uns da sehr schwer getan haben. Weil wir den Krankheitsstand nicht merkbar senken konnten, standen wir damals sogar kurz davor, das Gesundheitsmanagement aufzugeben.“ Doch eine Mitarbeiterbefragung ergab kurz darauf, dass das umfassende Gesundheitsangebot trotz der geringen Teilnahme gut ankommt. „Ich bin froh, dass wir das Angebot dann weitergeführt haben.“ So erarbeiteten sie damals Alternativen, um die Mitarbeiter besser anzusprechen. Da Frau Krichel merkte, dass sich vor allem die Fahrer nicht ausreichend informiert fühlten, erstellt sie seither gemeinsam mit den Abteilungsleitungen einen Newsletter, der u. a. über neue Gesundheitsmaßnahmen berichtet. Außerdem sorgt sie dafür, dass Listen und Info-Schreiben aushängen, damit sich jeder Kollege ausreichend über die Gesundheits-Angebote informiert fühlt. Da viele Fahrer nur am Wochenende Zeit haben, kümmert sich Frau Krichel darum, dass Kurse am Samstag stattfinden, damit möglichst viele Mitarbeiter teilnehmen können.

„Wir hatten mal einen Mitarbeiter, der nannte mich immer Gesundheitsministerin.“

„Ich habe mein ganzes Leben darauf geachtet, mich weiterzubilden.“

Als junges Mädchen wäre sie eigentlich am liebsten Chemie-Laborantin geworden. Doch weil ihr Vater eine Bäckerei und Konditorei besaß, entschloss sie sich für die Ausbildung zur Konditorin und arbeitete sich in den darauffolgenden Jahren bis zur Leiterin einer Backstube in einem gut situierten Restaurant hoch. „Das war für mich wirklich sehr interessant. Die ganze Organisation machte mir viel Spaß.“ Und auch in ihrem damaligen Job bedeuteten Frau Krichel Eigeninitiative und Weiterbildung viel. „Ich habe mein ganzes Leben darauf geachtet, mich weiterzubilden.“ Als sie damals auf einer Konditoren-Messe zum ersten Mal Marzipanfiguren entdeckte, vereinbarte sie sofort einen Termin mit einem erfahrenen Konditor, der ihr dieses Handwerk beibringen sollte. „Mir dauerte das aber alles zu lange, also habe ich es einfach so lange alleine ausprobiert, bis ich es mir selbst beigebracht habe. Neues zu lernen, finde ich spannend.“

Deswegen war es für sie auch keine Option, den Kopf in den Sand zu stecken, als sie den Beruf der Konditorin nicht weiter ausüben konnte. „Ich wusste nicht genau, was ich machen sollte, denn ich hatte ja nur handwerkliche Erfahrung. Trotzdem habe ich dann eine kaufmännische Ausbildung und ein Praktikum bei der west absolviert. Darauf folgte – nach abgeschlossener Ausbildung – ein Jahresvertrag und anschließend die Festanstellung.“ Abläufe zu planen, zu organisieren und zu strukturieren, lernte sie schon damals und kann diese Fähigkeiten heute in ihren Beruf einbringen. „Vielleicht fand ich deswegen direkt auf Anhieb das Gesundheitsmanagement so spannend“, lacht sie.

„Da kommen Kollegen, die mir sagen, dass wir etwas Tolles auf die Beine stellen. Das ermutigt einen doch, immer weiter zu machen.“

Elisabeth Krichels Arbeitstag beginnt meist gegen sieben. Morgens kommt sie dann ihren Tätigkeiten als Sekträtin nach, bereitet Meetings vor, kümmert sich um Telefongespräche und die Post, plant Betriebsfeiern etc. Im Anschluss kann sie sich ihrer Tätigkeit als „Gesundheitsmanagerin“ widmen, setzt die Info-Schreiben auf, koordiniert Seminar-Termine, informiert sich über neue Angebote, erstellt die Massage-Pläne, denn vor allem hier gibt es eine hohe Nachfrage. Ihr Ansporn? „Alle unsere Kollegen sollten später einmal gesund ins Rentenalter gehen können, alle sollen sich wohl und wertgeschätzt fühlen.“ Für viele ihrer Kollegen ist Elisabeth Krichel eine Vertrauensperson, fragen sie in Gesundheitsangelegenheiten um Rat. Und sie nehmen das Programm, das die Gesundheitsmanagerin mit ihrem Team erarbeitet, an. „Da kommen Kollegen, die mir sagen, dass wir etwas Tolles auf die Beine stellen. Das ermutigt einen doch, immer weiter zu machen.“ Abschließend fragen wir sie, was sie ihrem jugendlichen Ich raten würde. Sie schaut uns zufrieden an: „Mach einfach das, was dir Spaß und Freude macht, du kriegst das schon alles hin!“