Unterwegs im AVV heißt für die meisten Fahrgäste: ab in eine 5er-Linie und einmal quer durch Aachen oder mit der 401 einmal von West nach Ost durch das Kreisgebiet Heinsberg oder – wer in Düren wohnt – in einem Bus der 211 oder 221 auf der nachfragestarken Achse zwischen Düren und Kreuzau unterwegs zu sein.
Aber neben den meist bekannten und langen Buslinien gibt es auch einige kurze Linien, die weniger bekannt sind. Auch wenn sie mit wenigen Minuten Fahrzeit nur eine Handvoll Haltestellen bedienen, erfüllen sie für die Fahrgäste auf ihrem kurzen Weg ihren Zweck. Wir stellen euch die Kurzen kurz vor – in unserer Kurzgeschichte. 🚌😉
Mit der 204 ans Band
Als am 22. Juli 1968 Ford mit der Produktion von Achsen für die deutschen Werke in Düren begann, musste eine Busverbindung her. Auf dem 1965 von Ford erworbenen 326.000 Quadratmeter großen Grundstück am südlichen Rand von Düren entstand auf Feldern zwischen 1965 und 1968 ein Werk, in dem mit 850 Arbeiten die Produktion von Achsen, Antriebswellen und Lenksystemen startete. Und motorisiert waren nicht alle Arbeiter.
Die Linie 4 auf dem Werksgelände von Ford in den 1970er Jahren. © Foto: DKB
Also musste eine Buslinie her. Die Linie 4 verbindet seit Eröffnung der Ford-Werke im Juli 1968 den Kaiserplatz als zentralen Verknüpfungspunkt in der Dürener Innenstadt mit den Ford-Werken an der Henry-Ford-Straße. Für die 9 Haltestellen benötigt der Bus zwischen 12 und 15 Minuten – je nach Tageszeit und Verkehrsaufkommen.
Bereits im Dezember 1969, knapp anderthalb Jahre nach Produktionsbeginn, lief die 500.000 Achse vom Band – zeitgleich wurde mit den Bauarbeiten zur Erweiterung des Werks begonnen. So waren zu Spitzenzeiten in den 1970er Jahren bis zu 2.000 Leute in den Dürener Fordwerken beschäftigt. Und etliche davon brachte die Linie 4 an den Arbeitsplatz.
Ford gründete 1997 die eigene Komponenten-Division Visteon. Dieses Unternehmen wurde im Jahre 2000 von Ford unabhängig und schließlich am 1. Mai 2007 von Tedrive übernommen. Nach der Insolvenz von Tedrive wurde das Werk 2009 von Neapco Europe übernommen und ist mit 1.000 Beschäftigten der größte gewerbliche Arbeitgeber in Düren. Seit Mai laufen dort mit dem an der RWTH Aachen entwickelten Streetscooter Elektrofahrzeuge vom Band.
Wie die Fordwerke hat auch die Linie 4 in den letzten 50 Jahren einige Änderungen erfahren. Seit Umstellung der Liniennummern zum Fahrplanwechsel im Juni 2001 – der Kreis Düren bekam die 2 vorangestellt – ist die Linie als 204 unterwegs. Mit der steigenden Motorisierung kamen auch immer mehr Arbeiter mit dem eigenen PKW zur Arbeit, so dass der Fahrplan angepasst wurde. Heute enden Fahrten am Zülpicher Platz oder im Gewerbegebiet Weyerfeld. Aber abgestimmt auf die Arbeitszeiten bringt die Linie 204 etliche Arbeiter immer noch zum Werksgelände an der Henry-Ford-Straße – zuverlässig wie in den vergangenen 50 Jahren.
Mit der 219 zur Forschung
Acht Minuten – acht Haltestellen. Die Buslinie 219 verbindet das Forschungszentrum in Jülich mit dem gleichnamigen Haltepunkt der Rurtalbahn. Die Bahnverbindung ist für viele Beschäftigte und Gäste des Forschungszentrums ein zentrales Verkehrsmittel. Vor allem Mitarbeiter aus Aachen und Köln, aber auch aus dem Jülicher Stadtgebiet nutzen sie regelmäßig für ihren Arbeitsweg. Wichtig ist daher eine gute und regelmäßige Anbindung des Zentrums an den öffentlichen Nahverkehr, auch zur Steigerung der Attraktivität des Forschungsstandorts Jülich für wissenschaftlichen Nachwuchs aus den Hochschulen der Region.
Die Vorstellung der neuen Verbindung im November 2014. © Foto: Forschungszentrum Jülich
Um dies zu realisieren, wurde im Dezember 2013 ein Pendelbus zwischen dem Forschungszentrum und dem Haltepunkt der Rurtalbahn eingerichtet. Anfänglich in den Fahrplan der damaligen Linie SB11 zwischen Aachen und Jülich integriert und seit Dezember 2014 als eigenständige Linie 219, sind alle zwischen 6 und 19 Uhr am Haltepunkt Forschungszentrum haltenden Züge mit einem Pendelverkehr an den Campus des Forschungszentrums angebunden.
Im Forschungszentrum Jülich, mitten im Staatsforst Stetternich gelegen, forschen fast 6.000 Mitarbeiter interdisziplinär in den Bereichen Gesundheit, Energie und Umwelt sowie Informationstechnik. Dafür steht ihnen mit JUWELS auch ein Supercomputer zur Verfügung, welcher zu den schnellsten Rechnern der Welt gehört. Gegründet wurde das Forschungszentrum Ende der 1950er Jahre als Atomforschungsanlage mit zwei Forschungsreaktoren, die seit 1985 bzw. 2006 abgeschaltet sind. Von der Vergangenheit zeugt noch heute die Haltestelle „Forschungszentrum Strahlenschutz“.
Der Zugang zum Forschungszentrum ist nur nach vorheriger Zugangsgenehmigung möglich, so dass Fahrgäste ohne Zugangsgenehmigung vom Haltepunkt aus nur eine Haltestelle weit bis zur „Wilhelm-Johnen-Straße“ fahren können. An den sechs Haltestellen auf dem großen Gelände des Forschungszentrums können daher nur Mitarbeiter oder Gäste mit Zugangsgenehmigung ein- und aussteigen.
Bereits zum Fahrplanwechsel 2007 wurden einzelne Fahrten der Linie SB11 über Jülich hinaus in das Forschungszentrum verlängert. Ein Jahr später wurde zusätzlich für ein Jahr der sogenannte „JARA-Express“ als schnelle Direktverbindung zwischen der RWTH Aachen und dem Forschungszentrum in Jülich eingerichtet.
In der Jülich Aachen Research Alliance (JARA) bündeln die RWTH Aachen und das Forschungszentrum Jülich ihre exzellenten Kompetenzen in sechs Forschungssektionen. Die beiden renommierten Wissenschaftseinrichtungen verfolgen mit der Allianz das Ziel, ein Modell einer international hoch angesehenen Partnerschaft zwischen universitärer und außeruniversitärer Forschung zu schaffen. JARA ist eine der wichtigsten Maßnahmen des Zukunftskonzeptes „RWTH 2020 – Meeting Global Challenges“, das im Rahmen der Exzellenzinitiative ausgezeichnet wurde.
Die anfangs zunächst für ein Jahr als Pilotprojekt eingerichteten Fahrten sind mittlerweile zu einem unverzichtbaren Angebot für die vielen Bediensteten und Gäste des Forschungszentrums geworden.
Mit weiteren Linien kurz unterwegs
Es gibt auch weitere Linien, mit der ihr von der Anfang- bis zur Endstation nur kurz unterwegs seid, die aber als Bedarfsverkehr nur nach vorherigem Anruf unterwegs sind und auf denen ein Linientaxi verkehrt. So benötigt die Linie 59 von Duffesheide nach Bardenberg zwölf Minuten für ihre sieben Haltestellen, ist aber auch nur zwei Mal täglich je Richtung unterwegs. Und die EW6, die Fahrgäste von Hehlrath und Kinzweiler zur euregiobahn nach St. Jöris bringt, bedient sogar nur sechs Haltestellen in 10 Minuten.