Vor 3 Jahren entscheidet sich die 73-jährige Luise* dazu, auf regelmäßiges Autofahren zu verzichten und dafür öfter auf Bus und Bahn umzusteigen. Wir haben sie in ihrer Heimat Walheim getroffen und mit ihr bei selbst gebackenem Kirschkuchen und frisch aufgebrühtem Kaffee über ihr Leben als Rentnerin und Nutzerin öffentlicher Verkehrsmittel gesprochen.

Luise

Rentnerin & Nutzerin öffentlicher Verkehrsmittel

„Busfahren heißt für mich, Zeit für sich selbst zu haben. Die Fahrtzeit nutze ich dazu, um zur Ruhe zu kommen, zu beobachten und meine Gedanken schweifen zu lassen.“

Luise lebt zusammen mit ihrem Mann in Walheim. Beide sind bereits im Renten-Alter, doch von „Alters­wehwehchen“ ist bei beiden noch keine Spur. Dafür sorgt ihr gemein­sames Engagement in der katholischen Kirche und für die Caritas, das beide sowohl körperlich als auch geistig fit hält. Da Luises Mann ehrenamtlich aktiv ist, unterstützt sie ihn bei or­ganisa­to­rischen An­gelegen­heiten – auch am PC. „Dafür habe ich mich vor kurzem extra mit der Computerwelt vertraut gemacht“, lacht sie. Täglich beantwortet sie also vor dem gemeinsamen Frühstück E-Mails und Anfragen, die ihr Mann erhält. Aber nicht nur diese Tätigkeit hält sie jung. Als Mutter von 4 Kindern und Oma von 6 Enkeln weiß sie – das erklärt sie uns stolz – was es heißt, rund um die Uhr aktiv zu sein.

Vor einigen Jahren merkt Luise, dass sie mit dem Autofahren prinzipiell zwar noch zurecht kommt, Bus und Bahn ihr aber immer mehr Vorteile bieten. Denn gerade bei Fahrten in die Stadt, wo die Verkehrs­lage hektischer und die Straßen voller sind, fühlt sie sich im Bus wohler und sicherer. Öfter auf das Auto zu verzichten, bedeutet für Luise keine Ein­schränkung, denn die Busfahrten genießt die Rentnerin. „Busfahren heißt für mich, Zeit für sich selbst zu haben. Die Fahrtzeit nutze ich dazu, um zur Ruhe zu kommen, zu beobachten und meine Gedanken schweifen zu lassen.“

„Der Mittwoch ist immer unser gemeinsamer Tag.“

Einmal in der Woche – mittwochs – fahren Luise und ihr Mann nach Aachen. Dafür nutzen sie allerdings das Auto, Luise ist dann Beifahrerin. „Mit diversen Einkaufstüten im Schlepptau ist es dann doch die flexibelste und angenehmste Möglichkeit“, erklärt sie uns. Und diese Mittwoche genießt die Rentnerin in vollen Zügen. „Wenn man ausgeht, dann redet man anders miteinander als zu Hause. Man kann sich hübsch anziehen – man begegnet sich anders. Der Mittwoch ist einfach unser gemeinsamer Tag.“

„Wir waren fast über eine Stunde mit der Parkplatzsuche beschäftigt – das machen wir garantiert kein zweites Mal mehr. Busfahren ist da einfach die bequemere und stressfreiere Alternative, vor allem für uns ältere Menschen.“

Luise nutzt den öffentlichen Nahverkehr an den anderen Tagen der Woche vor allem für Krankenhausbesuche. Nicht nur für die eigenen Termine und Untersuchungen, sondern auch für Genesungsbesuche bei Freunden. Und wenn sie mit ihrem Mann im Auftrag der Caritas unterwegs ist, greifen die beiden für diese Fahrten ebenfalls auf Bus und Bahn zurück. „Das ist für uns einfacher. Als wir einmal dachten, es ginge mit dem Auto schneller, waren wir fast über eine Stunde mit der Parkplatzsuche beschäftigt – das machen wir garantiert kein zweites Mal mehr. Busfahren ist da einfach die bequemere und stressfreiere Alternative, vor allem für uns ältere Menschen.“ Luises Fahrten sind zwar manchmal mit Umstiegen verbunden, den Anschlussbus hat sie jedoch bisher nur selten verpasst. „Außerdem kommen die Linien, die ich brauche, alle zehn Minuten und bringen mich bei meinen Krankenhausfahrten bis vor die Haustür des Klinikums.“ Das Auto öfter stehen zu lassen und dafür den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen, bereut die Rentnerin bisher nicht. „Ich fühle mich damit auch einfach sicherer.“

Auch nach Brand fährt Luise regelmäßig. Hier befindet sich ihr Orthopäde, ihr Frauenarzt und ihr Lieblings-Drogeriemarkt. Zu Tee und Kaffee trifft sie sich dort außerdem gerne mit Freundinnen und ihren Geschwistern. Einen Haken haben diese Fahrten für Luise allerdings doch. Da ihre Zielhaltestelle die „Vier-Stationen-Marke“ überschreitet, bleibt es nicht bei einem Kurzstrecken-Ticket. „Als Rentnerin muss ich gucken, wo ich bleibe. Da überlege ich es mir manchmal zweimal, ob ich für 5,40€ die Busfahrt antrete. Dann greife ich ab und zu doch nochmal auf das Auto zurück.“

Um sich über Busverbindungen und die Fahrpläne zu informieren, erkundigt sich Luise bei ihrer Nachbarin oder notiert sich die Zeiten direkt vom Fahrplan ihrer Haltestelle. Sie grinst: „Super wäre es, im Radio, postalisch per Flyer oder in der örtlichen Zeitung informiert zu werden – aber das ist natürlich auch unrealistisch.“

„Wenn man selbst bereit ist, viel zu helfen, dann bekommt man auch die nötige Gegenleistung.“

Früher, als Luise noch als Arzthelferin tätig war, ist sie bereits täglich mit dem Bus zur Arbeit gefahren, denn das war damals für sie der einfachste Weg. „Ich bin aber schon zu dieser Zeit mit den Busverbindungen sehr zufrieden gewesen.“ Veränderung gibt es in ihren Augen trotzdem: „Die Busse sind moderner und vor allem bequemer ausgestattet. Heutzutage gibt es ja sogar Hebebühnen (Anmerkung der Redaktion: gemeint sind Rampen) – die gab es vor zehn Jahren noch nicht. Außerdem sind die Sitze gepolstert und man hat viel Beinfreiheit.“ Nur eine Sache stört Luise: „Als ich damals noch mit beiden Beinen im Berufsleben stand, hat eine Fahrt 2,00€ gekostet – nun sind wir bei 2,70€ angekommen. Aber zum Glück vollzieht sich dieser Prozess ja schleichend.“

Natürlich dauern die Fahrten für sie aus Walheim manchmal etwas länger. „Das fällt mir besonders auf, wenn meine Enkel mich zu Kaffee und Kuchen besuchen wollen. Aber solange man Zeit mitbringt und sicher von A nach B kommt, ist doch alles in Ordnung.“ Situationen, in denen sie nicht weiß, wie sie ohne Auto an ihr Ziel kommt, kennt Luise nicht. Wenn eine Fahrt mit dem Bus nicht möglich ist und ihr Mann gerade mit dem Auto unterwegs ist, dann greift Luise auf Freunde, Bekannte und ihre Familie zurück. „Wenn man selbst bereit ist, viel zu helfen, dann bekommt man auch die nötige Gegenleistung.“ Und Luise fühlt sich weiterhin flexibel. Als sie letztens eine Untersuchung im Krankenhaus hatte und im Bus bemerkte, dass sie zwei wichtige Dokumente zu Hause liegen gelassen hatte, reichte ein kurzer Anruf bei ihrem Mann aus. „Er ist dann kurzerhand hinter dem Bus hergefahren und konnte mir die notwendigen Unterlagen bringen. Da hat sich die Bus- und Autofahrt doch als super Teamwork herausgestellt“, grinst sie.

„Wir haben dem Busfahrer einen Puffel hingelegt, um ihm auch eine kleine Freude zu bereiten.“

So wie die meisten Öcher, ist auch Luise ein absoluter Karnevals-Narr. An Weiberfastnacht fährt sie jedes Jahr zusammen mit ihrer Freundin nach Burtscheid – natürlich mit dem Bus. „Das ist schon fast zu einem Ritual über die Jahre geworden und auch für solche Anlässe eignen sich die öffentlichen Verkehrsmittel einfach am besten.“ Am schönsten findet sie dabei, dass sich die Busfahrt an solchen Tagen nicht wie eine gewöhnliche Fahrt anfühlt. „An Karneval wird man schon mal von Leuten umarmt, die man gar nicht kennt. Und letztes Jahr haben wir im Bus Frikadellen gegen kleine Feiglinge getauscht. Und wir haben dem Busfahrer einen Puffel hingelegt, um ihm auch eine kleine Freude zu bereiten.“

Und auch generell hat sie den Eindruck, dass gerade bei Menschen in ihrem Alter während der Fahrt mit Bus und Bahn große Gesprächsbereitschaft herrscht – auch neben der Karnevalsaison. Das genießt Luise. „Ob neue Kochrezepte oder Pfefferminzbonbons – ich habe schon so einiges von meinen Fahrten mit nach Hause gebracht“ sagt sie und lacht.

Neben ihren Freizeitaktivitäten, ihren ehrenamtlichen Tätigkeiten und ihrer Familie ist das Kochen Luises großes Hobby. Morgen feiert eine gute Freundin von Luise Geburtstag. Um nicht (wie jeder) mit Blumen und Pralinen zu kommen, kocht Luise nach unserem Interview jetzt noch ihre weltberühmte Waldschratsuppe.

Du möchtest Luises Suppe nachkochen?Das ist das Rezept!

Zutaten

  • 2 große Zwiebeln
  • 2 rote Paprikaschoten
  • 500g Hackfleisch
  • 1 TL Sambal Olek
  • 1 Dose geschälte Tomaten mit Saft
  • 1 kleine Dose Champignons
  • 1 große Dose Pfirsiche
  • 500ml Ketchup
  • etwas Curryketchup
  • eine Prise Salz und Pfeffer
  • Paprikapulver
  • Knoblauch
  • Öl

Zubereitung

  1. Zwiebeln in Öl mit dem Hackfleisch anbraten
  2. Paprika in kleine Stücke schneiden und hinzufügen
  3. Danach alle weiteren Zutaten dazugeben und zum Kochen bringen
  4. So viel Wasser dazugeben, bis es eine sämige Suppe ist
  5. 15 Minuten köcheln lassen

Am besten schmeckt die Suppe, wenn sie bereits einen Tag kräftig „durchgezogen“ ist! 😉