Sieben Bildschirme türmen sich auf einem langen Schreibtisch – jeder einzelne davon hat eine spezifische Funktion. Konzentriert und in seine Arbeit vertieft sitzt Erwin Hettwer davor, überwacht aufmerksam die Programme und sendet einen Funkspruch an seinen Kollegen: „Linie 41, Kurs 35 im Bereich Liebigstraße für die Leitstelle bitte kommen.

Hettwer arbeitet als Disponent. Wie er zu diesem Beruf kam, was seine täglichen Aufgaben sind und wie er es schafft, den Überblick zu behalten, wollten wir genauer wissen.

Erwin Hettwer

DISPONENT

1989 absolvierte Erwin Hettwer die Ausbildung zum Busfahrer bei der ASEAG. Nach einiger Zeit bewarb er sich dann aufgrund einer internen Ausschreibung als Verkehrsmeister im Außendienst – und bekam die Stelle. Daraufhin kam einige Jahre später die Anfrage, ob er sich auch vorstellen könne, in der Leitstelle zu arbeiten. „Da musste ich erstmal drüber schlafen“, verrät er. „Ich habe die Zeit im Außendienst nämlich echt gerne gemocht.“ Schlussendlich entschied er sich aber dazu, die Stelle anzutreten. Und das war genau die richtige Entscheidung: „Ich bin sehr glücklich und zufrieden in meinem jetzigen Job. Ich mag die Bandbreite, mit der man es hier zu tun hat. Hier kommt man morgens an und weiß nicht, was der Tag bringt. Dieser Überraschungseffekt ist spannend und macht richtig Spaß“, lächelt er.

„Ich kann genau sehen, wo die jeweiligen Busse gerade sind, wer fährt und in welche Richtung sie sich bewegen.“

Aber wie genau läuft Erwin Hettwers Job eigentlich ab? Die Mitarbeiter der ASEAG-Leitstelle sind für den Busverkehr unersetzlich. Sie kümmern sich rund um die Uhr um die organisatorische Kommunikation mit den Busfahrerinnen und Busfahrern auf den Straßen und koordinieren Umleitungen, Ausfälle oder Verspätungen. Möglich ist das Dank einer Vielzahl von Bildschirmen, einem eingespielten Team und jahrelanger Erfahrung. „Im Moment sind insgesamt 229 Fahrzeuge im Einsatz. Dass da nicht immer alles reibungslos abläuft, ist klar“, erklärt Hettwer. „Straßensperrungen, Verspätungen und Unfälle lassen sich schließlich leider nicht vermeiden.“

Um dennoch einen flüssigen Busverkehr gewährleisten zu können, bewahren er und seine Kollegen von der Leitstelle aus den Überblick. „Ich kann genau sehen, wo die jeweiligen Busse gerade sind, wer fährt und in welche Richtung sie sich bewegen.“

Die Anzeigen der Busse sind dabei übrigens farbig hinterlegt. Grün bedeutet, dass eine Verspätung ab einer Minute besteht. „Das ist recht gering. Bei Verspätungen über zwei Minuten ist die Anzeige blau eingefärbt. Ist sie rot, heißt das, dass der Bus zu früh dran ist. Das ist nicht gewünscht. In solchen Fällen weise ich den Kollegen auf seine Verfrühung hin, damit er an der nächsten Haltestelle wartet und seine Abfahrtszeit wieder planmäßig einhält.“

Wenn ein Bus eine so große Verspätung hat, dass diese nicht mehr aufzuholen ist, dann gilt es eine Lösung zu finden. In solchen Fällen wird die Fahrt, falls möglich, frühzeitig beendet. Das bedeutet konkret, dass ein Bus, der beispielsweise gerade zum Waldfriedhof unterwegs ist, bereits am Hauptbahnhof seine Route stoppt und dort wendet. Der Fahrer tritt dann umgehend die Rückfahrt an und ist somit „wieder in der Zeit“. „Die Weiterfahrt in Richtung Waldfriedhof wird dann durch zahlreiche andere Linien gewährleistet. Die Fahrgäste werden informiert und gebeten umzusteigen.“

„Ich war selbst einmal Busfahrer bei der ASEAG. Nach all den Jahren habe ich die Strecken und Wege auf jeden Fall im Kopf.“

Auch in Fällen von Straßensperrungen muss Erwin Hettwer eingreifen. „Wenn ich die Meldung kriege, dass ein Streckenabschnitt gesperrt ist, dann gebe ich den Fahrern durch, welche Umleitung sie fahren sollen.“ Dafür muss er sich selbstverständlich sehr gut auskennen. „Ich war selbst einmal Busfahrer bei der ASEAG. Nach all den Jahren habe ich die Strecken und Wege auf jeden Fall im Kopf“, grinst er.

Neben Verspätungen und Straßensperrungen, die Hettwer und seine Kollegen koordinieren müssen, kommt es manchmal aber auch zu ernsten Vorfällen: „Vorhin hatten wir zum Beispiel eine Unfallaufnahme am Elisenbrunnen. Der Kollege hat sich mit dem Unfallruf bei uns gemeldet. Daraufhin habe ich ihn umgehend kontaktiert – solche Fälle haben oberste Priorität.“ Werden Polizei oder Rettungswagen gebraucht, benachrichtigt er diese. Außerdem schickt er einen Funkwagen der ASEAG zur Unfallstelle. Dieser hilft bei der Abwicklung und sorgt unter anderem dafür, dass die Passagiere sicher aus dem Bus steigen können.

Die Zusammenarbeit funktioniert also nicht nur unter den Mitarbeitern innerhalb des Leitstellen-Büros. Die Kommunikation zwischen Leitstelle, Fahrern und Außendienstmitarbeitern muss ebenfalls reibungslos funktionieren, um in Ernstfällen schnell und effizient eine Lösung zu finden. Solch eine Zusammenarbeit schweißt zusammen – trotz der großen Anzahl an Kollegen: „Wir von der Leitstelle müssen uns über 490 Gesichter der Fahrer merken, da kann das schon mal schwierig sein. Aber Ich habe hier eine Namensanzeige von den Kollegen, die im jeweiligen Bus sitzen und zu den meisten Namen habe ich auch ein Gesicht“, erzählt er uns und lächelt.

Eine weitere wichtige Aufgabe von Erwin Hettwer ist die Koordinierung des so genannten Reservepersonals gemeinsam mit dem Wagenmeister. Dabei handelt es sich um Busfahrer, die zum Einsatz kommen, wenn der Planfahrer ausfällt oder seine Fahrt nicht fortsetzen kann.

„Wir müssen schon auf die Funkdisziplin achten. Nur rumalbern, das geht einfach nicht. Dafür ist unsere Aufgabe zu wichtig.“

All diese Abläufe sind sehr vielseitig, komplex und werden von den Mitarbeitern der Leitstelle sehr ernst genommen. Und trotzdem bleibt ab und zu Zeit für andere Themen: „Wenn beispielsweise ein Heimspiel der Alemania Aachen stattgefunden hat, dann geben wir schon mal kurz den Spielverlauf per Sammelruf an alle durch“, lacht Hettwer. Dennoch ist er sich seiner Verantwortung aber sehr bewusst: „Wir achten schon auf die Funkdisziplin. Nur rumalbern, das geht einfach nicht. Dafür ist unsere Aufgabe zu wichtig.“

Wichtig ist sie zum Beispiel auch in der Vorweihnachtszeit. Dann sind nämlich vermehrt Taschendiebe unterwegs. In solchen Fällen gibt Erwin Hettwer entsprechende Warnungen an die einzelnen Fahrzeuge raus. Er kann übrigens nicht nur mit dem Busfahrer sprechen, sondern auch gleich eine Durchsage im ganzen Bus machen. „Das gewährleistet zum einen Sicherheit für die Fahrgäste. Zum anderen schreckt es aber auch die Langfinger ab.“

Erwin Hettwer lächelt und während wir uns verabschieden, richtet sich seine Aufmerksamkeit nun wieder auf die sieben Bildschirme auf seinem langen Schreibtisch. Der nächste Funkspruch an seine Kollegen wird wohl nicht lange auf sich warten lassen.