Die ersten Assoziationen mit dem Thema „Hobby“? Für Viele sind das wahrscheinlich Freizeitbeschäftigungen wie Lesen, Reiten, Kochen, Malen oder Fußballspielen. Bereits der erste Teil der Reihe „Unser Hobby? Busse!“ – der Name verrät es – beschäftigt sich aber mit einem Hobby, das den meisten wohl so zunächst nicht in den Sinn käme. Es ist ein Interesse der ganz besonderen Art: Genau wie alle Menschen, die ihrem Hobby nachgehen, begeistern Bus-Fans sich in unterschiedlicher Ausprägung für alle Facetten rund um Busse. Das reicht vom Aussehen oder der Beklebung, über das Alter des Fahrzeugs, der Faszination für das Geräusch dessen Motors, bis hin zur Dokumentation der Fahrgestellnummern. Manche schreiben über Busse, andere besitzen eigene, die einen interessieren sich eher für Young-, die anderen für Oldtimer-Busse. Für den zweiten Teil unserer Reihe haben wir Ralf Heinzel, Christoph Beckmann und Sascha Wassen getroffen. Auch sie leben ihre Leidenschaft – wie fast alle Bus-Hobbyisten – durch die Fotografie der Fahrzeuge aus. Was sie außerdem an Bussen begeistert und was die drei verbindet? Wir haben nachgefragt.

"Das Schlüsselerlebnis gab es bei mir schon mit 5 Jahren."

Dass Ralf Heinzels Hobby einmal Busse sein würden, erkannte der Bonner Werkzeugbauer schon im frühen Kindesalter. „Das Schlüsselerlebnis gab es bei mir schon mit ungefähr 5 Jahren. Meine Eltern haben sich relativ spät ein Auto gekauft, daher bin ich eigentlich in Bus und Bahn groß geworden. Als der Fahrer eines Busses mich dann einmal gefragt hat, ob ich mich mal ans Lenkrad setzen möchte, war das damals das Größte für mich.“ Ungefähr 15 Jahre später entschließt sich Heinzel dazu, bei der Bundeswehr einen LKW-Führerschein zu machen und legt damit den Grundstein für eine bestimmte Ausprägung seines Hobbys: Das Busfahren, denn der LKW-Führerschein war damals noch Voraussetzung, um einen Busschein machen zu dürfen. „Vor 20 Jahren habe ich dann nach der Trennung von meiner damaligen Freundin statt eines Segelscheins, wie sie es sich gewünscht hätte, einen Busführerschein gemacht. Es war für mich damals meine Art, mich abzureagieren“, lacht Heinzel.  Seitdem arbeitet er neben seinem eigentlichen Job auch als Aushilfsfahrer bei einem privaten Busunternehmen und verdient so mit seinem Hobby sogar Geld. Im Schnitt fährt er ein bis zwei Mal pro Monat Bus und wenn er das tut, ist für ihn eins klar: „Ich trage als Fahrer immer Krawatte. Das ist für mich eine Form der Wertschätzung meiner Leidenschaft, aber auch der Fahrgäste.“

Außerdem ist Heinzel Mitglied des Historischen Vereins Stadtwerke Bonn – ein Verein für Bus-Fans. Für die Vereinszeitung schreibt er als Teil des Redaktionsteams. „Ich hatte schon immer Interesse an Omnibus-Fachzeitschriften, die übrigens über die Jahre immer professioneller wurden. Anfangs war das der einzige Weg, sich über das Hobby Busse zu informieren und innerhalb einer Community auszutauschen, durch das Internet hat man dann aber irgendwann gemerkt, wie viel wirklich dahinter steckt und wie viele Menschen es gibt, die dieses besondere Interesse teilen. Das ist schön und verbindet.“ Heinzels Interesse an Bussen endet aber auch mit seinem Engagement bei der Zeitschrift noch nicht. Heinzel ergänzt und lacht: „Modellbusse zu sammeln, das gehört glaube ich bei fast jedem von uns dazu.“ Und er ergänzt eine Anekdote aus seiner Kindheit: „Meine Eltern haben sich früher die Fahrzeiten des Fahrplans immer aufgeschrieben. 1974 konnte ich sie endlich überreden, auch mal einen Fahrplan zu kaufen und seitdem sammle ich sie – meine persönliche Abzweigung des Hobbys,“ grinst Heinzel. „Ich pflege inzwischen ein richtiges Archiv.“

"So kam eins zum anderen und seine Schwester ist jetzt meine Frau."

Wie groß und vernetzt die Bus-Community ist, zeigt sich auch an der Freundschaft von Ralf Heinzel und Christoph Beckmann, denn diese entstand – richtig – aufgrund ihres gemeinsamen Hobbys. „Ungefähr 2002 fing es bei uns mit dem Internet an, damals gab es eine Plattform namens Stadtbus, auf der sich Bus-Fans über ihr Hobby austauschen und so auch vernetzen konnten.“ Beckmann lebte damals in Düsseldorf, Heinzel, zu diesem Zeitpunkt noch ein Fremder mit dem gleichen Hobby, in Bonn. „Dann hat man sich irgendwann einfach mal zum gemeinsamen „Bus-Spotting“ verabredet. Bei uns beiden war es damals sogar ein Treffen, bei dem wir die Busse rund um den Aachener Weihnachtsmarkt festhalten wollten. Unsere erste persönliche Begegnung gab es dann am Kölner Hauptbahnhof, von da ging es gemeinsam weiter nach Aachen. Das Internet hat uns gezeigt, dass die Community größer ist, als man dachte.“ Doch am Aachener Weihnachtsmarkt wurde nicht nur der Grundstein für eine enge Freundschaft gelegt. Aus den beiden Fremden wurden dank des gemeinsamen Hobbys nicht nur Freunde, sondern auch Schwäger. „Ralf hat mir irgendwann mal ein Foto seiner Schwester gezeigt, bei dem ich mir dachte: Oh sympathisch!“, grinst Beckmann. „So kam dann eins zum anderen und seine Schwester ist jetzt meine Frau.“

Der gelernte Speditionskaufmann Beckmann, der seit 2013 in der Busbranche in Gemünd arbeitet, hat in seinem Job die goldene Mitte zwischen Hobby und Beruf gefunden. „Ich arbeite bei einem privaten, familiär geführten Busbetrieb. Hier kann ich sowohl im Büro arbeiten, aber auch einen Teil der Zeit Bus fahren.“ Einen Aspekt, den er an seinem Beruf genießt, auch wenn er hierbei manchmal in einen inneren Konflikt gerät. „Ich fahre in Schleiden zum Beispiel viele Schulbusse. Wenn ich dabei einen interessanten Bus sehe, will ich aber nicht immer die Kamera zücken, wenn das dann ein vollbesetzter Bus mit Schülern ist. Da habe ich dann doch eine gewisse Scheu. Je nachdem, welcher Bus mir dann entgeht tut das aber manchmal ganz schön weh.“

Doch für Christoph Beckmann zählt nicht nur das perfekte Foto eines Busses. Er begeistert sich vor allem für den Lebenslauf der Fahrzeuge, den er aus der Fahrgestellnummer ablesen kann. So dokumentiert er diese in Excel-Listen, die nach Landkreisen und nach Getriebe der Fahrzeuge sortiert sind. Wie er das macht, erklärt er uns: An jedem Nutz-Fahrzeug klebt am hinteren Teil des Busses – meistens neben dem Nummernschild, bei Bussen aus Österreich aber zum Beispiel auch vorne im Fenster – ein Aufkleber mit einer sogenannten SP-Plakette. Auf dieser kann Beckmann die letzten sieben Ziffern der Fahrgestellnummer ablesen. Über diese Nummer kann er dann recht einfach das Baujahr des Busses und weitere Daten, die für seine Dokumentation relevant sind, recherchieren. Doch nicht immer ist es so einfach, manchmal wird es aber auch knifflig. Zum Beispiel dann, wenn sich diese Nummer im Inneren des Busses befindet und Beckmann sie nur bei geöffneter Türe sehen und festhalten kann. „Das kann ganz schön aufregend werden, weil man schnell sein muss.“ Das wichtigste ist für Beckmann aber vor allem eins: Ein sensibler Umgang mit diesen Daten. „Das sind Daten, über die man die ganze Lebensgeschichte eines Busses ablesen kann. Eine gewisse Sensibilität ist für mich selbstverständlich. Sowohl mit unseren Fotos als auch mit den Daten, die ich sammle, muss man vorsichtig umgehen, vor allem wenn es um die Weitergabe der Informationen oder eine Publizierung geht.“ Und auch damit kennt Beckmann sich aus. Er schreibt ehrenamtlich für die Omnibus-Nachrichten. Ein für ihn schöner Weg, ein positives Licht auf das besondere Hobby Busse zu werfen. „Außerdem kann ich so Urlaub und Hobby verbinden“, erklärt Beckmann. Das geht dann, wenn er für den Historischen Verein Stadtwerke Bonn, in dem er – genau wie sein Schwager Ralf Heinzel – Mitglied ist, oder die Omnibus-Nachrichten auf Bustouren unterwegs ist. Wenn es um das Fotografieren geht, ist Beckmann besonders gerne im Raum Aachen unterwegs. Das hat einen Grund: „Hier kennen einen die Fahrer, wenn man Fotos machen will. Man fühlt sich viel sicherer hier. Ich glaube das liegt nicht zuletzt auch an Sascha Wassen und seinem Netzwerk.“

"Mir geht es vor allem um die Qualität und das Setting des Fotos."

Und so vereint das außergewöhnliche Hobby auch den Aachener Sascha Wassen mit Ralf Heinzel und Christoph Beckmann – und das, ganz ohne der dritte Schwager im Bunde zu sein. Der Aachener war 19 Jahre lang Geschäftsführer zweier Diskotheken, verkauft mittlerweile Old- und Youngtimer und fährt in Teilzeit für die ASEAG. „Das mache ich in erster Linie, weil es mir Spaß macht.“ Außerdem fotografiert er Busse, seitdem er zehn Jahre alt ist. Kein Wunder also, dass auch er intensive Kontakte zur Bus-Community pflegt, bei den Aachener Fahrern bekannt und beliebt ist und so anderen Hobbyisten, wie Heinzel und Beckmann, in Aachen die Möglichkeit eröffnet, ungestört ihrem Hobby der Busfotografie nachzukommen. „Mein Schwerpunkt sind Busse in Aachen. Hier begeistern mich zum Beispiel besondere Beklebungen der Busse. An das Hobby bin ich über meinen Onkel gekommen, der früher Eisenbahnen fotografiert hat. Irgendwann habe ich als Kind gemerkt, dass auf Bussen besondere Werbung klebt, früher noch handgemalt. Und die wechselten natürlich, deswegen wollte ich sie damals dann unbedingt als Foto festhalten. Als Kind von morgens bis abends im Bus mitfahren – das war eher nicht so mein Ding. Mein Fokus lag immer darauf, die Fahrzeuge zu fotografieren.“ Daher kennen viele Fahrer Wassen natürlich. „Ich bin schon immer der Typ mit der Kamera“, grinst er. „Ich interessiere mich aber mittlerweile primär für das Historische. Natürlich finde ich auch das Aktuelle interessant, aber alte Fotos und alte Fahrzeuge, die mittlerweile vielleicht zum Beispiel in Russland fahren – das finde ich einfach wahnsinnig spannend.“ Und genau hier kommen dann wieder bestimmte Kontakte innerhalb der Bus-Community ins Spiel, denn über Fahrgestellnummern, die beispielsweise Christoph Beckmann pflegt, kann Sascha Wassen dann den Lebenslauf bestimmter Busse nachverfolgen und Informationen darüber erlangen, welchen Weg Busse auf alten Fotografien eingeschlagen haben. „Auch ich interessiere mich natürlich für die Daten, aber in erster Linie geht es mir bei meinem Hobby um die Qualität und das Setting des Fotos.“

Außerdem sind viele Fotos von Sascha Wassen Teil des Foto-Archives der ASEAG. „Natürlich gebe ich der ASEAG gerne alte Bilder heraus. Und ich bin gegenüber dem Unternehmen, für das ich auch selbst fahre, natürlich auch loyal. Niemals würde ich zum Beispiel das Foto eines ausgebrannten Busses veröffentlichen. Da sollte man schon Fingerspitzengefühl zeigen.“ Seine Verbindung zur ASEAG ist für ihn auch ein Vorteil. „Wenn ich selbst fahre, kann ich an der Endstation natürlich auch tolle Fotos des Busses machen und mir den Bus so zurecht stellen, wie ich ihn gerne ablichten möchte. Außerdem kann ich nach Absprache mit der Betriebsleitung auch jedes Fahrzeug, das der ASEAG gehört, fotografieren.“

Für Wassen ist das Fotografieren von Bussen ein Ausgleich für den stressigen Alltag. „Leider finde ich mittlerweile kaum noch Zeit dafür. Zum Glück hat meine Freundin Verständnis für mein Hobby und dafür, dass ich im Urlaub auch mal eine halbe Stunde am örtlichen Busbahnhof halten möchte“, grinst Wassen. Selbst die sieben Jährige Tochter seiner Freundin erkennt mittlerweile besondere Busse und weist Stiefpapa Wassen daraufhin, wenn er ein bestimmtes Fahrzeug unbedingt fotografieren sollte. „Das ist natürlich echt süß.“

Ein außergewöhnliches Hobby, das eine große Community vereint

Auch, wenn sowohl Ralf Heinzel als auch Christoph Beckmann und Sascha Wassen sich darüber einig sind, dass die Zeit, Busse „zu spotten“ neben Beruf und Privatleben immer knapper wird, ist doch eins für alle drei Bus-Fans klar: Sie teilen das schönste Hobby der Welt. Egal, ob der Fokus auf dem Fahren, dem Sammeln von Modellbussen, der Dokumentation von Fahrgestellnummern und dem Lebenslauf eines Busses oder der Fotografie liegt – sie sind Teil einer großen, deutschlandweiten Community. „Ich würde sagen das Saarland und Bayern beheimaten nicht so viele „Bus-Freaks“, lacht Beckmann. „Aber von Schleswig-Holstein, über Berlin, Brandenburg, bis ins Rheinland, da gibt es sehr viele von uns. Wir beraten uns gegenseitig, wenn zum Beispiel ein Bus-Kauf ansteht, tauschen uns aus und versorgen uns mit Informationen, mit Fotos, treffen uns auf Sonderfahrten.“ Und ganz nebenbei entstehen dabei Freundschaften, die für das Leben halten – wie man an den drei Männern sehen kann. „Und das“, da sind sich alle drei einig, „ist doch echt schön.“