Im AVV-Gebiet gibt es rund 3000 Haltestellen – und jede einzelne hat selbstverständlich einen Namen. Aber mal ehrlich: Habt ihr euch schon mal gefragt, warum die Haltestellen, an denen ihr vorbeikommt, eigentlich so heißen, wie sie heißen? Ähnlich, wie mit Straßennamen, sind wir uns dem Ursprung der Namensgebung meist gar nicht bewusst. Das wollen wir mit unserer Haltestellen Insights-Reihe ändern! Wir haben bereits in Part 1 einige Haltestellennamen genauer unter die Lupe genommen und dabei viel über Aachens Geschichte gelernt. Jetzt geht es weiter in Runde 2. Lest selbst!

Röhe Lederfabrik

Beginnen wir mit einer Haltestelle in Eschweiler. Die Haltestelle Röhe Lederfabrik befindet sich direkt an der Caritas Betriebs- und Werkstätte auf der Aachener Straße in Eschweiler. Die Einrichtung der Caritas ist heute in einem modernen Neubaugebäude, welches letztes Jahr in Betrieb genommen wurde.
Zuvor war das Nachbargebäude die Heimat der Werkstätte: Ein in den Jahren 1914 und 1915 entstandener Bau, welcher seit den 70er Jahren von der Caritas genutzt wurde. Vor den 70er Jahren befand sich dort eine Lederfabrik: die Rheinische Lederfabrik, vorm. Hugo Heusch. Diese löste als größere, einflussreiche Fabrik kleinere Gerbereien ab. Von diesen gab es damals entlang der Inde zahlreiche. Im letzten Jahrhundert gab es noch fast in jedem Ort eine Gerberei, mittlerweile ist die Herstellung von Leder in unserer Region aber schon lange Vergangenheit. Allgemein sind Kleinbetriebe der Lederproduktion in Europa heutzutage übrigens eher die Ausnahme. Die Rheinische Lederfabrik in Eschweiler ist Geschichte, was geblieben ist, ist der Name der Haltestelle, welcher uns bis heute an die ehemalige Fabrik erinnert.

Grundhaus & Hochgrundhaus

Zwei weitere Haltestellen in unserem AVV-Gebiet, deren Name auf historische Gebäude zurückführen, sind die Haltestellen „Grundhaus“ und „Hochgrundhaus“. Sie befinden sich auf der Lütticher Straße, beim Von-Halfern-Park. Beide Häuser existieren noch heute, haben aber eine lange Vergangenheit:
1574 wurde geschichtlich zum ersten Mal das Gut Groutenhof in Aachen erwähnt, welches sich beim heutigen Von-Halfern-Park an der Lütticher Straße befand. Der Fuß des Berges, an dem der Hof lag, nannte man „Groutes“. Dieser Name kommt von Grut, was in Sümpfen wachsende Stauden sind, die damals zum Bierbrauen verwendet wurden. Vermutlich wurde im Groutenhof damals Grut gelagert. 1840 zog Gustav von Halfern nach Aachen, um hier sein Glück als Unternehmer zu versuchen. 1870 kaufte er das Gut Groutenhof, für einen Sommerwohnsitz. Als Gustav von Halfern 1875 starb, erbte sein Sohn Friedrich den Besitz und nannte den Hof um: Aus dem Groutenhof wurde das Grundhaus. Nach und nach kaufte er mehr Land, errichtete den romantischen Von-Halfern-Park und baute weiter oben am Berg das Hochgrundhaus. Während dem Ersten Weltkrieg zog die belgische Spionage-Dienststelle in das Haus ein und wirtschaftete es herunter. Nach dem Ende des Krieges verkaufte die Familie von Halfern den Park an die Stadt. Das Hochgrundhaus gab es als Geschenk dazu, mit der Bedingung, es für soziale Zwecke zu nutzen.

Linzenshäuschen

Auf der Eupener Straße, nah an der belgischen Grenze, liegt die Haltestelle Linzenshäuschen. Auch hier gibt es eine spannende Geschichte dahinter:
Der Name geht zurück auf einen der ehemaligen acht Wachtürme des früheren Aachener Reichs: Alt-Linzenshäuschen. Er wurde bereits 1410 in der Aachener Heide erbaut. Schon zur Römerzeit gab es eine Wegverbindung von Eupen nach Aachen – am Rande dieses Weges befand sich Alt-Linzenshäuschen. Der Wachturm hatte übrigens ursprünglich einen anderen Namen: Wachturm Brandenberg, was Grenzberg bedeutet. Der Ursprung des Namenswechsels zu Linzenshäusschen ist auf den städtischen Turmwächter und Forstbeamten Lenz Bestyn zurückzuführen. Er wohnte um 1510 in dem Wachturm und fiel den Menschen unangenehm auf: Statt den Wald zu beschützen und Leute daran zu hindern, Holz aus dem Wald zu klauen, beteiligte er sich sogar an dem Diebstahl. Im Volksmund wurde über Lenz seitdem nur noch spöttisch als „Lenzchen auf seinem Häuschen“ gesprochen, ernst genommen hat ihn keiner mehr. Diese Bezeichnung setzte sich durch und seit Ende des 16. Jahrhunderts sprach niemand mehr vom Turm Brandenberg. Im Laufe der Zeit etablierte sich der Name Linzenshäuschen. Der Zusatz „Alt“ kommt daher, dass im 19. Jahrhundert ein Nachbargebäude errichtet wurde, das „Neu-Linzenshäusschen“ hieß. Das existiert heute übrigens nicht mehr.

Eiswiese

Die Haltestelle Eiswiese befindet sich an der gleichnamigen Straße in Düren. Dieser Name hat seinen Ursprung im Jahr 1888. Früher befand sich auf dem Gelände der Eiswiese nämlich der Schenkelsweier. Damals gab es in Düren einen Eisverein, der dort eine Eislaufbahn errichten wollte. Am 14. November 1888 erteilte der Stadtrat dem Verein die Genehmigung, ein Rohr von der Rur zum Gelände der Eiswiese zu leiten, um die Eisbahn errichten zu können. Darüber freuten sich auch die Einwohner: Als Gegenleistung musste der Verein nämlich seine Eisfläche an zwei Tagen der Woche für mehrere Stunden zur Verfügung stellen. Im Laufe der Jahre wurde der Betrieb dann eingestellt, da eine neue Eishalle nicht weit entfernt errichtet wurde. 1910 sollte auf dem Gelände eigentlich eine Schwimmhalle errichtet werden, der Bau wurde allerdings nie fertiggestellt. Später wurde das Gebiet als Bauland freigegeben. Nur der Name erinnert heute noch an die damalige Verwendung.

Glashüttenstraße

Last but not least: Ganz in der Nähe der Haltestelle Glashüttenstraße befindet sich die Glashütte Düren. Sie ist eines der bekanntesten Industriedenkmäler der Region und hat eine der größten noch erhaltenen Ringofenanlagen in ganz Europa. 1903 wurde die Glashütte von Leonard Peill zur Produktion von Hohlglas gegründet. Innerhalb weniger Jahre wurde die Anlage um mehrere Hütten erweitert. 1952 wurde die Firma nach einem Zusammenschluss in „Peill + Putzler Glashüttenwerke“ umbenannt und erlangte weltweite Anerkennung. 1997 wurde die Produktion schließlich eingestellt, da der Erfolg der Glasproduktion nachließ. Seit 2003 wird die Anlage nach dem Prinzip „Erhalt durch Umnutzung“ saniert und durch moderne Neubauten erweitert. Heute dient sie zum Beispiel als multifunktionale Veranstaltungsfläche und bietet Platz zum kreativen Arbeiten. Dank der Namensgebung bleibt die ursprüngliche Nutzung im Gedächtnis.

Schillingshof

Dieser Haltestellennamen geht auf das Gut Weiherhof, auch Schillingshof genannt, zurück. Schon im 14. Jahrhundert wurde der Weiherhof zum ersten Mal erwähnt. Der Grund für diesen Namen waren acht um den Hof herum angelegte künstliche Teiche, die die Versorgung mit Fisch sicherstellen sollten. Das Gut wechselte mit den Jahren mehrfach den Besitzer, darunter waren auch verschiedene Kloster. 1804 wurde der Hof durch Napoleon der Kirche entzogen und kam in den Besitz der Familie des Oberförsters Schillings. Seine Söhne Carl und Max Schillings wurden übrigens beide weltberühmt: Carl Georg Schillings war Schriftsteller, Max von Schillings war erfolgreicher Komponist und Dirigent.

Hättet ihr diese Stories hinter den Namen gekannt? Falls ihr weitere Hintergründe von besonderen Haltestellennamen kennt, schreibt sie uns gerne, wir freuen uns über euer Wissen! Ihr erreicht uns über unsere Social Media Kanäle auf Facebook. (Instagram: @aachenerverkehrsverbund ; Facebook: Aachener Verkehsrverbund (AVV)). Wir sind gespannt auf eure Geschichten!