Jedes Kind weiß: Wer über die Straße geht, muss vorher gut gucken, ob auch sicher kein Auto kommt. Und das ist auch gut so, denn die Sicherheit im Straßenverkehr ist für alle Beteiligten extrem wichtig – egal, ob Autofahrer, Fahrradfahrer, Fußgänger und Co. Dies schon den Kleinsten beizubringen, ist unter anderem eine Aufgabe von Norbert Karl. Er ist Polizist und arbeitet seit 18 Jahren als Verkehrssicherheitsberater. Er erzählt uns von seinen beruflichen Aufgaben, wie er diese umsetzt und erklärt, warum sein Job ihn seit Jahren erfüllt.

„Die grundsätzliche Aufgabe des Verkehrssicherheitsberaters ist naheliegend: Wir sorgen für Sicherheit im Straßenverkehr“, erklärt Norbert Karl. Wenn er „wir“ sagt, meint er sich und seine Kollegen. Insgesamt gibt es in der ganzen Städteregion nämlich elf Verkehrssicherheitsberater, deren tägliche Aufgabe es ist, die Straßen sicherer zu gestalten. „Dafür gehen wir auf Menschen zu und versuchen durch Schulungen Unfälle auf der Straße zu vermeiden. Wir leisten also Präventionsarbeit.“ Und diese ist umfangreich: Vom Kindergarten über die Grundschule, die weiterführende Schule bis hin zu Seniorinnen und Senioren wird in den verschiedensten Veranstaltungen aufgeklärt, Wissen verbreitet und Eindrücke vermittelt. „Im Kindergarten fängt das an. Da richte ich mich an die Vorschulkinder und insbesondere an ihre Eltern. Die sollten bei dem Termin immer dabei sein, da eine Veranstaltung nicht ausreicht, um die Kinder allein zu Fuß zur Grundschule schicken zu können. Ich bilde die Eltern sozusagen als Multiplikatoren aus und erkläre ihnen, wie man mit Straßenverkehr plus Kind umgeht und was es zu beachten gibt. Sie müssen das Ganze dann mit ihren Kindern immer wieder üben. Das ist total wichtig.“

Vom Kindergarten geht’s dann weiter in die vierten Klassen der Grundschule. Hier ist Norbert Karl für die Radfahrausbildung zuständig. „Ich habe dann drei Tage Zeit, mit den Kindern zu arbeiten. Wir spielen verschiedenste Situationen im Straßenverkehr durch und schaffen die Basis dafür, dass die Kinder eigenständig und sicher mit dem Fahrrad unterwegs sein können, zum Beispiel auf dem Weg zur weiterführenden Schule“, verrät er. Am Ende der drei Tage, steht für die Kinder eine Prüfung auf dem Programm, bei der übrigens keiner durchfallen kann. Und auch hier wird wieder die Unterstützung der Eltern gebraucht: „Ich brauche die Eltern als Helfer, ohne sie kann ich nicht mit den Kindern draußen fahren. Das ist allein schon versicherungstechnisch nicht anders möglich. Das Schöne dabei ist, dass die Eltern die Inhalte auch nochmal reflektieren und ihr eigenes Wissen auffrischen. Außerdem lernen sie, wie sie bestimmte Dinge von ihren Kindern einfordern können, damit es richtig läuft, bei der gemeinsamen Familienradtour. Das freut mich immer sehr zu beobachten, denn Eltern sind immer der Schlüssel. Sie sind wichtige Vorbilder für ihre Kinder, diese Rolle darf man nicht unterschätzen.“

Neben der Fahrt mit dem Fahrrad, kann man den Schulweg selbstverständlich auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln bestreiten. Auch hier bieten Norbert Karl und seine Kollegen Trainings an, welche die Kinder auf das Busfahren vorbereiten: die Bustour, das rollende Klassenzimmer.

„Seit 2000 gibt es diese Bustouren für Fünftklässler. Früher sind wir da Klassen-weise vorgegangen, mittlerweile ist jedoch die Anfrage so groß, dass wir die Bustour nur noch für Kinder anbieten, die auch tatsächlich mit dem Bus zur Schule fahren“, berichtet Norbert Karl. Der Ablauf einer solchen Bustour ist folgendermaßen: „Wir holen die Kinder mit einem Bus an der Schule ab und fahren mit ihnen zu einer geeigneten Örtlichkeit, an der wir Ruhe und Platz haben, um mit den Kindern zu arbeiten. Schon auf der Fahrt besprechen wir dann wichtige Sachen, wie mögliche Gefahren. Wenn wir angekommen sind, versuchen wir den Kindern anschaulich zu vermitteln, um was es geht. Das ist dann fächerübergreifender Unterricht: Mathe, Physik, Sport und Biologie sind Bestandteil des rollenden Klassenzimmers. Wir breiten zum Beispiel eine Schnur auf dem Boden aus, um den Bremsweg und die Reaktionszeit zu erklären oder lassen die Schülerinnen und Schüler selbst lossprinten und aus dem Lauf sollen sie dann abrupt stoppen. Wir sind mit den Busfahrerinnen und Busfahrern ein festes Team und versuchen gemeinsam den Kindern das Wesentliche verständlich zu machen. Das macht immer allen total viel Spaß“, lächelt Norbert Karl.

Leicht abgewandelt wurde die Bustour im Jahr 2010 zum ersten Mal auch für ältere Leute ins Leben gerufen: die Busschule 60+. „Es gab zum Beispiel Situationen, in denen sich Menschen im Bus aufgrund einer Gefahrenbremsung schwer verletzt haben. Da habe ich mir gedacht, wenn wir wissen, dass es Gefahren gibt, dann könnte man das Programm der Bustour doch auch etwas anpassen und die Seniorinnen und Senioren wappnen“, erinnert er sich. Bestandteil der 60+ Tour sind zum Beispiel Tipps, wie man sich gut im Bus festhält oder wie man am besten kommuniziert, dass man Hilfe benötigt. Norbert Karl und sein Team standen allerdings auch schon vor unvorhergesehenen Herausforderungen in diesem Rahmen: „Einmal sind wir an ein Altenheim herangetreten und wollten die Leute dann abholen. Da hatten wir auf einmal dreizehn Rollatoren mit dabei, die passen ja gar nicht alle in einen Bus“, lacht er. Aufgrund der Schwierigkeit, Interessierte für die Busschule 60+ zu erreichen, fand schon länger keine Veranstaltung mehr statt. „Das ist sehr schade, da uns allen das immer total viel Spaß gemacht hat. Wenn Anfragen kommen, würden wir es jederzeit wieder machen“, betont er.

Ein weiteres, sehr wichtiges Projekt, für dessen Planung er zuständig ist, ist der Crashkurs NRW für Schülerinnen und Schüler der zehnten Klasse. „Das ist ein Programm vom Land NRW, aber jede Behörde ist selber dafür zuständig, es mit Inhalten zu füllen. Der Crashkurs richtet sich an zukünftige junge Fahrer und ist sehr heavy. Er soll Emotionen erzeugen, um ein Bewusstsein für die Gefahren im Straßenverkehr zu schaffen“, so Norbert Karl. Um dies zu erreichen, berichten Menschen, die hautnah dabei waren, von schwersten Verkehrsunfällen. „Mit dabei sind Polizisten, Rettungssanitäter, Feuerwehrleute und Notärzte. Auch eine Mutter berichtet von dem Unfall, bei dem ihre damals fünfzehnjährige Tochter ums Leben gekommen ist. Das ist richtig schlimm.“ Damit die Schülerinnen und Schüler mit den Erlebnissen umgehen können, sind bei den Veranstaltungen stets Seelsorger mit dabei. Außerdem müssen die Eltern ihr Einverständnis zur Teilnahme geben und es wird explizit darauf hingewiesen, dass die Veranstaltung zu jedem Zeitpunkt verlassen werden kann. „Wir wollen schützen und nicht krank machen“, erklärt Norbert Karl.

Es zeigt sich: Die Arbeit als Verkehrssicherheitsberaters ist besonders vielschichtig. „Diese Vielseitigkeit macht mir total viel Spaß. Die Vernetzung mit unterschiedlichen Akteuren aller Art bringt Würze ins Spiel. Deshalb kann ich aufrichtig sagen, dass mich mein Job erfüllt“, schließ Norbert Karl lächelnd ab.