Im AVV-Gebiet gibt es rund 3000 Haltestellen – und jede einzelne hat selbstverständlich einen Namen. Aber mal ehrlich: Habt ihr euch schon mal gefragt, warum die Haltestellen, an denen ihr vorbeikommt, eigentlich so heißen, wie sie heißen? Ähnlich, wie mit Straßennamen, sind wir uns dem Ursprung der Namensgebung meist gar nicht bewusst. Das wollen wir ändern! Wir haben einige Haltestellennamen genauer unter die Lupe genommen und dabei viel über Aachens Geschichte gelernt. Lest selbst!

Muffet

Die Haltestelle Muffet befindet sich auf der Halifaxstraße, nahe dem Muffeter Weg. Diesen Namen verdankt die Straße dem Gut Muffet, welches ein früherer Bauernhof war, der schon in der ältesten Karte Aachens von 1596 verzeichnet ist. Allerdings war dies zu früheren Zeiten kein Ort, den man mit besonders schönen Erinnerungen verband. Am Gut Muffet wurden im Mittelalter nämlich die Urteile für besonders schwere Straftaten vollstreckt – dazu zählten auch zahlreiche Hinrichtungen von Hexen auf besonders grausame Art und Weise. Der Muffeter Weg hatte daher auch bis ins 19. Jahrhundert den Namen „Galgenweg“. Die Vermutung für die Ursache der Namensgebung: Die dort hingerichteten Leichen stanken nach Verwesung, weshalb es im Umkreis des Gut Muffets „muffig“ roch. Wann das nicht mal eine schaurige Namensgeschichte ist. Zum Glück erinnert heute in der schönen Wohngegend nahe dem Königshügel höchstens der Name an die alten Zeiten.

Jupp-Müller-Straße

Weiter geht’s mit einer schöneren Geschichte. Diese Haltestelle ist auf der Roermonder Straße, und zwar auf der Höhe der gleichnamigen Straße: Jupp-Müller-Straße. Aber wer war eigentlich Jupp Müller? Jupp Müller hieß eigentlich Joseph Müller und wurde am 12. November 1802 in Aachen geboren. Er war ein Gymnasiallehrer, Naturforscher und Mundartdichter. Seit 1831 unterrichtete er am heutigen Kaiser Karls Gymnasium die Mittel- und Oberstufe. Neben naturwissenschaftlichen Interessen beschäftigte er sich viel mit dem Öcher Dialekt und veröffentlichte zahlreiche Texte auf Öcher Platt – wat es dat schönn! Er spielte außerdem für die Stadt eine wichtige Rolle, da er sich in vielen Ehrenämtern engagierte und erhielt sogar mehrere Orden für seinen Einsatz. Aus seinem Vornamen Joseph wurde liebevoll der Öcher Spitzname Jupp gemacht.

Oberforstbach Laschet

Nächster Halt: Oberforstbach Laschet! Was den meisten bei dieser Haltestelle in Oberforstbach an der Monschauer Straße wohl zuerst durch den Kopf geht: Sie hat ja den gleichen Namen, wie unser ehemaliger Ministerpräsident. Im Internet kann man lesen, dass dieser wohl auch bei der Einweihung der Bushaltestelle 1998 vor Ort gewesen sein soll. Wir allerdings glauben, dass die Haltestelle weniger mit Armin Laschet und mehr mit der Familie Laschet, der das Hotel-Restaurant Zur Heide gehört, zu tun hat. Die Heide ist direkt an der Bushaltestelle und wird seit mehr als 100 Jahren von der Familie Laschet betrieben, damals noch als kleine Dorfgaststätte. In Anlehnung an die damalige Vegetation bekam sie ihren Namen „Heide“. Wer Lust hat, in uriger Atmosphäre sich leckeres Essen schmecken zu lassen, sollte hier unbedingt einen Besuch abstatten: https://www.heide-aachen.de/de/home/

Köpfchen Altes Zollamt

Diese Haltestelle liegt am Deutsch-Belgischen-Grenzübergang, welcher ein Ort mit sehr viel Geschichte ist. 1901 wurde mit dem Bau der Straßenbahnverbindung von Aachen nach Eupen über den Ort Köpfchen begonnen. Ein großer Stein markierte den Übergang der Straße zwischen der Stadt Aachen und dem Kreis Eupen. Der Ort diente damals als Naherholungsort mit zahlreichen Gaststätten und naturverbundenen Attraktionen, zum Beispiel die Zyklopen-Steine. Als 1919 auf Grundlage des Versailler Vertrags die Grenze gezogen wurde, änderte sich das: Gaststätten wurden zu Zollstationen und die touristische Attraktivität ging verloren. Zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges flüchteten viele Menschen an diesem Grenzpunkt von Deutschland nach Belgien, um sich vor den Nationalsozialisten zu retten. Auch Schmuggel war bis in die 50er Jahre ein großes Thema in der Grenzregion, insbesondere der Schmuggel von Kaffee. In den letzten Jahrzehnten hat sich viel getan und an die angespannte Grenzsituation erinnert heute nur noch das alte Zollhaus. Der Ort lädt wie damals wieder zu einer Auszeit im Grünen ein. Schaut doch mal vorbei!

Maria-Lipp-Straße

Eine weitere Haltestelle, die wir genauer unter die Lupe genommen haben, ist die Maria-Lipp-Straße. Sie befindet sich am Campus Melaten der RWTH Aachen, in der Nähe des Uniklinikums. Am Campus Melaten errichtet die RWTH insgesamt 11 Forschungscluster, um die Wissenschaft nach vorne zu treiben – und Fortschritt und Forschung passt wie die Faust aufs Auge zur Namensgeberin der besagten Haltestelle. Maria Lipp war nämlich eine Aachener Chemikerin und Professorin an der RWTH. Sie ist 1892 in Stolberg geboren. Ihre Liebe zur Chemie entwickelte sie wegen ihrem Adoptivvater und entschied sich 1913 für ein Studium an der RWTH. Damals war sie übrigens die achte weibliche Studentin an der technischen Hochschule und die erste Frau, die nach ihrem Studium dort promovierte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie zur Dekanin ihrer Fakultät gewählt. Für ihre Verdienste und ihre Lebensleistung wurde sie 1962 mit dem Großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Sie steht also für echte Frauenpower! Hättet ihr das gewusst?

Mulartshütte

Wer sich ein bisschen in der Eifel auskennt, dem wird Mulartshütte bekannt sein. Der Ortsteil gehört zur Gemeinde Roetgen und hat um die 300 Einwohner. Die gleichnamige Bushaltestelle liegt in der Ortsmitte. Der Name geht auf eine 1504 erwähnte Eisenhütte zurück. Die Voraussetzung für die Eisenverhüttung waren die Erbrechte am Vichtbach, der durch den Ort fließt. Dessen Wasserkraft wurde nämlich dafür benötigt, sie zu errichten. Mulartshütte ist der älteste Teil der Gemeinde Roetgen und begeistert Besucher und Besucherinnen mit zahlreichen Bruchstein- und Fachwerkhäusern aus dem 17., 18. und 19. Jahrhundert. Ein idealer Tagesausflug zum Träumen von längst vergangenen Zeiten.

Wer hätte das gedacht – die Namen der Haltestellen in unserer Region genauer unter die Lupe zu nehmen, kann ganz schön aufschlussreich sein. Kennt ihr weitere Hintergründe zu einigen Namen? Dann schreibt sie uns doch auf unseren Social Media Kanälen (Instagram: @aachenerverkehrsverbund ; Facebook: Aachener Verkehsrverbund (AVV)). Wir sind gespannt auf eure Geschichten!