Pendler, Urlauber und Menschen auf der Durchreise: so sieht der ganz normale Alltagstrubel auf den Schienen Deutschlands aus. In der Regel kommen alle Reisenden sicher und wohlbehalten ans Ziel. Doch manchmal wirken Einflüsse, die leider unvermeidbar und unkontrollierbar sind. Ob Unterbrechungen durch technische Defekte, Streckenblockierungen wegen Unwettern oder im Ernstfall auch Personenschäden – Zwischenfälle und Unglücke passieren.

Für genau solche Fälle steht das Team von Herr Eichfeld bereit. Er arbeitet als Fachreferent für Produktionsverfahren bei der DB Regio AG in NRW und ist unter anderem verantwortlich für die Organisation und die Durchführung des Notfallmanagements. Wir wollten es genauer wissen und haben mit ihm über seinen Berufsalltag, seine Erfahrungen und Verantwortungsbewusstsein gesprochen.

Frank Eichfeld

FACHREFERENT FÜR PRODUKTIONSVERFAHREN & NOTFALLMANAGER BEI DER DB REGIO AG

„Wenn es Probleme gibt, sind wir zur Stelle und helfen!“

Herr Eichfeld ist seit fast 37 Jahren so genannter „Eisenbahner“. Nach der Schule absolvierte er eine Ausbildung als Energieelektroniker und anschließend als Triebfahrzeugführer bei der Deutschen Bahn. Heute ist er in der Abteilung „Grundsätze Eisenbahnbetrieb“ beschäftigt. Seit 2007 wirkt er außerdem im Notfallmanagement mit. Und das erfordert nicht nur starke Nerven, sondern auch Teamfähigkeit, Spontanität und Verantwortungsbewusstsein.

„Unser Team kommt zum Einsatz, wenn ein Zug von DB Regio oder einem Vertragspartner durch jegliche Gründe zum Erliegen kommt. Das können unter anderem technische Defekte, Streckenblockierungen oder Unfälle verursachen. Wenn es Probleme gibt, sind wir zur Stelle und helfen“, erklärt er. „Wir“ – das ist ein interdisziplinäres Team aus 55 Leuten. „In unserem bunt gestreuten und vielseitigen Team, lernen wir voneinander und geben uns viele unterschiedliche Impulse“, erklärt Herr Eichfeld. Es ist gesetzlich festgelegt, dass jedes Eisenbahnunternehmen über ein Notfallmanagement verfügt, das im Ernstfall zur Stelle ist und Notsituationen entschärft.

„Wichtig für die Reisenden ist das Informieren. Sie haben ein Recht darauf, über die aktuelle Sachlage Bescheid zu wissen“

Wenn ein Notfall eintritt, kontaktiert der Triebfahrzeugführer den Fahrdienstleiter. Dieser reagiert entsprechend der Situation. Bei Bedarf lässt er die Strecke sperren und informiert die Notfallleitstelle. Diese vernetzt sich wiederum mit dem zuständigen Notfallmanagement und landet dann beispielsweise bei Herr Eichfeld. „Wenn ich alarmiert werde, spreche ich zuerst mit dem Triebfahrzeugführer, um die Situation einzuschätzen. Wenn wir dann an der Unfallstelle sind, kümmern wir uns um Kollegen, Passagiere und technische Probleme.“
So unberechenbar wie die Notfall-Ursache ist, ist dann auch das Aufgabenfeld von Herrn Eichfeld und seinem Team. „Jeder Einsatz ist anders und jede Situation erfordert angemessenes Handeln. Das setzt eine hervorragende Zusammenarbeit von Rettungskräften und unserem Team voraus.“

Verhindert die Sachlage ein Weiterfahren in absehbarer Zeit, müssen die Passagiere evakuiert werden. Und das kann sich manchmal ganz schön schwierig gestalten. Allein der Ausstieg aus dem Zug ist ohne Bahnsteig kein leichtes Unterfangen – der Abstand zum Boden ist ziemlich hoch. Außerdem muss ein Ersatzverkehr organisiert werden, der die Unglücksstelle zügig erreichen kann. Neben organisatorischen Herausforderungen müssen sich Herr Eichfeld und sein Team auch um die Passagiere kümmern: „Wichtig für die Reisenden ist das Informieren. Sie haben ein Recht darauf, über die aktuelle Sachlage Bescheid zu wissen um die Situation so besser einschätzen zu können und es beruhigt auch ungemein, wenn Verständnis für die Situation und die Abläufe vorhanden sind. Das wirkt einer Panik entgegen.“

„Es tut gut miteinander zu sprechen. Natürlich geht jeder anders mit solchen Extremsituationen um.“

Ein leider häufiger Einsatzgrund für Herrn Eichfelds Team sind Suizide. Und diese sind in der Regel mit einer psychischen Belastung des Triebfahrzeugführers verbunden. „Der Umgang mit dem Ereignis (oder der Situation) ist einfacher, wenn man nicht so viel von dem Unfall wahrnimmt“, erklärt uns Eichfeld. Tritt ein solcher Fall ein, beginnt die Betreuung des betroffenen Triebfahrzeugführers direkt vor Ort: „Es tut gut miteinander zu sprechen. Natürlich geht jeder anders mit solchen Extremsituationen um. Manche brauchen mehr Unterstützung als andere.“ Für die betroffenen Triebfahrzeugführer ist es dann extrem wichtig, dass Leute ihres Unternehmens ihnen als Ansprechpartner zur Seite stehen. „Es kommt darauf an, Verantwortung abzunehmen und kollegial zu unterstützen.“

Bereits in der Ausbildung wird auf Ernstfälle vorbereitet. „In der Ausbildung wird den angehenden Triebfahrzeugführern bewusst gemacht, dass solche Erfahrungen nicht nur passieren können, sondern höchstwahrscheinlich auch passieren werden“, sagt Herr Eichfeld ernst. „Die Deutsche Bahn stellt zur Verarbeitung erfahrene Psychologen zur Verfügung und bietet jährliche Treffen an, in denen Betroffene sich austauschen und Erlebnisse gemeinsam reflektieren.“

So ernst die Umstände auch manchmal sind – Frank Eichfeld gefällt sein Beruf sehr. „Das Notfallmanagement ist mit einer großen Verantwortung verbunden und wird von uns allen nicht auf die leichte Schulter genommen. Manchmal hilft es aber, die Situationen zu entspannen, indem wir mit einer gewissen Freude und Lockerheit an sie herantreten“, lächelt er. Das gilt natürlich auch für den Büroalltag: Hier teilt er Dienste ein, rekrutiert neue Mitarbeiter, kümmert sich um die Wartung von Fahrzeugen und investiert Zeit in Ausbildung und Schulungen. „Genau diese Vielseitigkeit liebe ich an meinem Beruf. Ich treffe viele neue Menschen, stelle mich fast täglich neuen Herausforderungen und arbeite in einem eingespielten und zusammengeschweißtem Team. Ich bin sehr glücklich mit meinem Job“, schließt er ab.

Nach unserem Gespräch geht es für ihn weiter mit den täglichen Aufgaben: „Heute stehen unter anderem noch die Kommunikation und Absprachen mit Kollegen in verschiedenen Abteilungen über aktuelle Themen an sowie die Vernetzung mit der Regionalzentrale.“ Nach Feierabend freut sich Frank Eichfeld auf seine Familie – und erholt sich für den nächsten Einsatz, der hoffentlich noch lange auf sich warten lässt.