Am ersten Januar diesen Jahres übernahm die Rurtalbus GmbH die Strecken der DKB und der Bahntochter Busverkehr Rheinland. Seitdem gibt es im Kreis Düren 100 Linien, 180 eingesetzte Busse und ca. 8 Millionen Bus-Kilometer. Wer Ende 2019 unseren Artikel über den Fahrplanwechsel hat, weiß: Hinter diesem Projekt der besonderen Art steckte das Team rund um Betriebsleiter Nik Asbach, die Verkehrsplaner Jürgen Müller & Christoph Müller, Datenmanager Frank Zingsheim sowie die Verkehrsmeister Udo Schüller, Udo Kessel und Rudolf Schleiz. Schon damals war klar, dass mit dem Jahreswechsel und somit dem Startschuss des neuen Fahrplans noch viel Arbeit anfallen würde. Damals – im November 2019 – beendete das sympathische Team unser Interview mit der Hoffnung, sich Ostern gegenseitig auf die Schulter klopfen zu können, weil bis dahin alle Abläufe reibungslos funktionieren könnten. Diesen Wunsch haben wir zum Anlass genommen und das Team Mitte des Jahres noch einmal getroffen, um nachzuhaken: Wie lief der Fahrplanwechsel denn nun?

„Es hat eigentlich alles super geklappt!“

Die beiden Verkehrsmeister Udo Schüller und Rudolf Schleiz beginnen mit einem ziemlich positiven Resümee. „Es hat eigentlich alles super geklappt. Wir waren ja dafür verantwortlich, dass die komplette Infrastruktur steht. Alle Haltestellen-Masten standen zum richtigen Zeitpunkt, wo sie stehen mussten.“ Doch dieser reibungslose Verlauf war anfangs nicht abzusehen. „Die Firma, mit der wir jahrelang zusammen gearbeitet haben, hat uns kurz vor Knapp im Stich gelassen. Es ging um 40 Haltestellen, die noch aufzubauen waren. Wir mussten dann kurzfristig eine neue Firma beauftragen – und zum Glück hat das super geklappt.“ Udo Schüller grinst: “Vor Weihnachten standen dann alle Masten wie eine Eins!“ Rudolf Schleiz, den sein Kollege als „unseren Macher“ bezeichnet, ergänzt: „Alle Fahrpläne hingen rechtzeitig im Dezember, wir mussten knapp 2000 Haltestellen bestücken, Fahrpläne ausdrucken, sie einschweißen. Das hat natürlich einige Überstunden gekostet, aber ich kann sagen, alle Herausforderungen, die wir beim letzten Interview-Termin vor Augen hatten, haben wir gut gemeistert.“

Auch die Kommunikation und Zusammenarbeit mit Behörden und der Polizei lief bis zum Jahreswechsel und darüber hinaus gut, sodass für die Verkehrsmeister mittlerweile wieder das „normale“ Tagesgeschäft angelaufen ist. Doch auch das hat sich im Zuge des Fahrplanwechsels verändert. „Unser Einsatzbereich ist natürlich jetzt erheblich größer. Wir müssen bis in den Norden und in die Eifel, wo wir vorher nie eine Linie hatten. Wenn dort jetzt Baumaßnahmen oder Umleitungen anfallen, ist der Weg zum Einsatz natürlich weiter.“

Ein größeres Liniennetz, neue Strecken, viele Übungsstunden

Der Aufbau einer neuen Infrastruktur innerhalb eines größeren Liniennetzes bedeutete natürlich auch, dass alle Fahrer der Rurtalbus neue Strecken kennen- und fahren lernen mussten. „Das war eine große Herausforderung, denn die Strecken mussten in kurzer Zeit und während des laufenden Betriebs geschult werden. Die Verkehrsplaner Jürgen Müller und Christoph Müller erarbeiteten Schulungspläne, die die neuen Strecken abdeckten. „Wichtig für diese speziellen Pläne war natürlich eine verdauliche Menge an Informationen“, erklärt uns Christoph Müller. Für jeden Mitarbeiter fielen 8 Schulungstage an, an denen alle neuen Strecken erlernt wurden. „Das Tolle war, dass unsere Kollegen aus der Disposition 8 Schulungsblöcke mit jeweils 10 bis 15 Fahrern besetzt haben und das alles während des laufenden Betriebes. Diese Organisation hat sicher viele Überstunden gefordert und viele Fahrer sind zudem an ihren freien Tagen gefahren, um die Strecken zu lernen. Man hat einfach gemerkt, dass wir hier alle richtig gut mitgezogen haben.“

"An einigen Stellen gab es natürlich trotzdem Probleme!"

Doch auch, wenn das Team sich einig ist, dass der Fahrplanwechsel insgesamt reibungslos verlaufen ist, gestehen sie einige Probleme – gerade in der Anfangsphase – ein. „In den ersten Tagen im Januar, als die Schule wieder begonnen hatte, hatten wir stellenweise Engpässe mit den geplanten Kapazitäten. Für bestimmte Fahrten eingesetzte Fahrzeuge reichten für die neuen Linien nicht aus, eine schnelle Lösung musste her. „Wenn Verbindungen gefehlt haben, mussten wir nachbessern. Aber bei der Größe unseres Netzes bleibt so etwas nicht aus. Priorität hat dann natürlich die Schülerbeförderung. Da muss die Planung für gewisse Schulzeiten schnelle Lösungen finden und die Disposition muss dafür sorgen, dass neue Fahrten auch personell besetzt sind.“ Damit alle Probleme schnell behoben werden konnten, waren vor allem die Verkehrsmeister im Außendienst unterwegs. „Wir hatten überall Personal, im Norden, Süden, in der Mitte. So konnten wir überall schnell eingreifen. Außerdem hatten wir uns um Reservepersonal gekümmert, wir waren wirklich gut auf den Wechsel vorbereitet.“

Nik Asbach ergänzt: „Eine große Herausforderung bestand darin, dass die beauftragten Unternehmen aufgrund des von der Rurtalbus durchzuführenden europaweiten Vergabeverfahrens erst im November den Zuschlag erhalten haben. Für die Realisierung des Betriebskonzepts hatten unsere Partnerunternehmen also nur knapp zwei Monate Zeit.“ Das hatte natürlich Konsequenzen in der Disposition und Planung und so fehlten an manchen Stellen Busse und Personal. Und bei kurzfristig rekrutiertem Personal kam es hinsichtlich der Streckenkunde natürlich zu Problemen. Außerdem führten technische Komplikationen, wie zum Beispiel versehentlich falsch eingeblendete Zielschilder an den Bussen, zu Verwirrung bei den Fahrgästen.“

Mit einem zusätzlichen Problem hinsichtlich der neu entstandenen Strecken hatte das Team der Rurtalbus außerdem anfangs nicht gerechnet. Entstanden bei diesen neuen Strecken plötzlich Baustellen, erfolgte keine Information, denn es war nicht bei allen Behörden bekannt, dass nun ein neues Busunternehmen für die Strecke zuständig ist. „Das hat dazu geführt, dass unsere Busse auch mal vor einem Sperrschild standen, von dem wir vorher nichts wussten.“ „Außerdem“, ergänzt Frank Zingsheim, „haben an manchen Stellen aufgrund von Server-Problemen die Fahrscheindrucker nicht funktioniert. Doch dann kam ja Corona und der Fahrscheinverkauf war sowieso erst einmal eingestellt.“

Und dann kam plötzlich die Corona-Krise

Eine Herausforderung, mit der auch die besten Verkehrsplaner nicht rechnen konnten, folgte dann im Frühjahr: die Corona-Krise, im Zuge derer für einige Zeit der Schul- und sogar Pendler-Verkehr ausblieb. „Im Datenmanagement mussten wir unseren Fahrplan schnell auf Ferienplan umstellen, schnell bedeutete, dass der neue Plan von Montag auf Dienstag stehen musste.“ Außerdem musste alle zwei Wochen ein neuer Fahrplan mit Zusatzfahrten und angepassten Fahrtwegen erarbeitet werden. Und auch die Auftragnehmer der Rurtalbus mussten von heute auf morgen – genau wie bei allen anderen Verkehrsunternehmen des Landes – ihre Wochen- und Monatsplanung komplett umstellen. Doch das Team will sich nicht beklagen. „Dadurch, dass es mit Corona etwas ruhiger wurde, konnten wir endlich nochmal Aufgaben mit niedrigeren Prioritäten anpacken. Denn bei uns war der Stress mit der Betriebsaufnahme Anfang Januar nicht weg, er ging dann erst richtig los. Vom 01. Januar bis zum zwangsläufigen Corona-Break waren wir im Dauerstress“, erklärt uns Nik Asbach. „So kam uns Corona eigentlich fast zu Gute, wir konnten Fehler ausgleichen, das Fahrpersonal nochmal intensiver schulen und technische Probleme lösen. Man kann sagen, wir haben die größten Probleme behoben. Unser Konzept ist vor und mit Corona gut gelaufen, doch es gibt immer noch Stellen, an denen es ab und zu brennt. Wir fahren einfach ein riesengroßes Netz mit 8 Millionen Kilometern – da bleiben Probleme nicht aus.“

„Die Verkehrsplanung arbeitet immer mit Blick in die Zukunft!“

Dass es keinen Stillstand, sondern immer etwas zu tun gibt, ist für Jürgen Müller und Christoph Müller Alltag. Die beiden Verkehrsplaner arbeiten immer mit Blick in die Zukunft, denn Schulzeiten ändern sich regelmäßig, Standorte wechseln, Baumaßnahmen beginnen und enden. „Fahrplanänderungen sind nunmal dynamisch, nichts ist hier in Stein gemeißelt.Es ist vielmehr ein Projekt, das uns täglich neu begleitet. Und sobald es zu größeren Änderungen kommt, hat das Einfluss auf das ganze System. Jede Fahrplanänderung ist ein bisschen wie Tetris spielen – wenn ich hier etwas verschiebe, muss ich es woanders auch anpassen.“

Es funktioniert nur, wenn alle an einem Strang ziehen

Die Frage, die das Team kurz vor dem Fahrplanwechsel am intensivsten beschäftigte: „Bekommen wir das hin oder bekommen wir das nicht hin?“ 8 Monate nach dem Wechsel können sie sagen: Sie haben es geschafft. Und dafür kennen sie auch den Grund: „Da wir wirklich als gutes Team zusammengearbeitet haben, hat alles wirklich gut geklappt! Es funktioniert aber nur, wenn alle an einem Strang ziehen. Und das tun wir hier!“ Kritik von Fahrgästen gibt es natürlich dennoch, die nimmt das Team der Ruralbus Ernst, will sich aber nicht aus der Ruhe bringen lassen. „Egal wie impulsiv der Kunde ist, wir müssen auf die Situation sachlich eingehen. Intern haben wir beschlossen, dass wir den Druck bei Beschwerden nicht weitergeben und immer gemeinsam nach einer Lösung suchen.“ Und natürlich wurde auch Lob vernommen, gerade wegen einiger neuer Linien und Schnellbussen. „Das größte Lob ist aber eigentlich immer, wenn man gar nichts hört“, lacht Nik Asbach. „Und abschließend können wir sagen: Für die meisten Beschwerden, die bisher reinkamen, konnten wir Lösungen finden.“