Eure erste Assoziation mit der internen ASEAG-Fahrschule? Uns ging es genauso: Eine Fahrschule eben, in der man als werdender Busfahrer den Führerschein der Klasse D erwirbt und von erfahrenen Fahrlehrern das Busfahren lernt. Genau das lernen die Azubis zur Fachkraft im Fahrbetrieb (FIF) in der ASEAG-Fahrschule hier auch, doch es bleibt nicht das einzige Leistungsprofil der internen Fahrschule. Der Schwerpunkt der Arbeit des vierköpfigen Fahrschul-Teams liegt nämlich in der Vorbereitung auf die Tätigkeit im Fahrdienst. Das heißt: Neu eingestellte Busfahrer, die bereits einen Führerschein und gegebenenfalls sogar Fahrerfahrung haben, müssen die Fahrschule ebenfalls durchlaufen. Hier werden dann Linienverläufe, Fahrzeugkunde, Tarife und vieles weitere unterrichtet. Wir haben Christof Extra getroffen, der uns für euch einen Einblick hinter die Kulissen der Fahrschule gewährt hat.

Ein Blick sagt mehr als tausend theoretische Fachbücher

Da es sehr viel theoretischer und praktischer Lehrinhalte zur bestmöglichen Einführung der neuen Fahrer bedarf, ist die Ausbildung in 2 Phasen unterteilt. In beiden Phasen folgt einem theoretischen ein praktischer Ausbildungsteil. Auf dem Stundenplan der ersten Phase stehen betriebliche Abläufe, Dienstanweisungen und Verhaltensregeln, Strecken-, Tarif-, Fahrscheindrucker- und Betriebsfunkkunde. „Wir starten die Ausbildung mit den betrieblichen Abläufen, in denen es Infos zur Ausrüstung, gewissen Sicherheitsaspekten und Allgemeinem gibt. Darauf folgt der theoretische Teil, den wir ‚Linienübersicht‘ und ‚Fahrzeugkunde‘ nennen. Vor allem die Streckenkunde hat es in sich. Christof Extra erklärt: „Erstmal erarbeiten wir die Linienverläufe und Fahrpläne theoretisch. Danach fahren wir die ca. 50 Linien im Aachener Raum alle mit den angehenden Fahrern natürlich auch praktisch ab. Nur so lernt man die Strecken wirklich kennen, übt sich zu orientieren und knifflige Punkte souverän anzufahren.“ Ein gekonnter Blick sagt eben mehr als tausend theoretische Fachbücher. Und auch die Arbeit am und im Fahrzeug ist wichtig. Die neuen Kollegen, die zwar schon im Besitz ihres Führerscheins, nicht aber der praktischen Erfahrung des Fahrens der ASEAG-Busse und AVV-Strecken sind, lernen, welche Besonderheiten und speziellen Bedienelemente ein Mercedes Citaro, ein MAN-Gelenkbus oder ein Elektrofahrzeug mit sich bringen. „Direkt beim Einschalten der Zündung lernt man die Unterschiede der Fahrzeuge kennen“, ergänzt Christof Extra. Im Part der Tarifausbildung pauken die angehenden Fahrer-/innen fleißig Tarife. Das Trainieren der Fahrscheinverkäufe erfolgt auf der Basis einer theoretischen Einweisung in den Fahrscheindrucker praktisch auf der Strecke. „Und natürlich ganz wichtig: Bevor es raus auf die Strecken geht, müssen die neuen Kollegen lernen, den Betriebsfunk zu bedienen“, lächelt Christof Extra. Der Theorieunterricht umfasst on top Verhaltensregeln für die Fahrer – und dann geht es auch schon in die Praxis.

Die angehenden ASEAG-Fahrer erhalten bei ihrer Einführung in das praktische Fahren im Liniennetz Unterstützung vom Team der Fahrlehrer. „In der Praxis lernen die neuen Kollegen Details, Gefahrpunkte und besondere Stellen auf den Strecken kennen.“ Dabei wird ihre Fahrpraxis erweitert – und das auf 50 Linien. Christof Extra ergänzt energisch. „Und sie lernen natürlich auch Dinge wie das Fahren eines Gelenkfahrzeugs. Das ist schon echt eine Herausforderung, der Umstieg von einem Solo auf solch ein Gelenkfahrzeug.“ In dieser Zeit erheben Extra und sein Team regelmäßig Lernstands-Kontrollen, in denen sie prüfen, ob die angehenden Fahrer die Strecken kennen, sich Haltepunkte und Wege richtig merken und sich am Streckenverlaufsplan orientieren. „Wir versuchen auf den Streckenfahrten durch spannende Geschichten rund um gewisse Gefahrenstellen diese hervorzuheben. Durch solche merkt man sich Hinweise einfach leichter. Und die Fahrer müssen sich ohnehin bereits sehr viel merken.“ Aber damit nicht genug. Ein gut ausgebildeter Fahrer muss im Einsatz für die ASEAG natürlich auch alle Tarife kennen, um den Fahrgästen jederzeit das richtige Ticket verkaufen zu können. Auch das wird auf Strecke trainiert.

„Wenn wir das und die ca. 50 Linien hinter uns gebracht haben, ist die erste Ausbildungsphase abgeschlossen und die ‚Jungfahrer‘ werden dem ‚Fahrbetrieb‘ zur Verfügung gestellt.“ Am Anfang wird jedem „Fahrschüler“ ein Lehrfahrer, also ein erfahrener Kollege, zur Seite gestellt, um mit dieser Unterstützung eine sichere Fahrpraxis und den richtigen Umgang mit den Kunden zu erlangen. Der ‚Jungfahrer‘, der natürlich auch älter sein kann, aber eben weniger erfahren ist, übernimmt dabei den Dienst des Lehrfahrers. Hierdurch vertieft er seine Fahrfähigkeit und Linienkenntnisse. „Dieses System funktioniert bei uns sehr gut, da Jung- und Lehrfahrer oft lange zusammen auf Strecke sind und sich immer besser verstehen.“ Beide wachsen zusammen und bei Fragen und Unklarheiten kann der Lehrfahrer, der als Pate fungiert, jederzeit helfen. Verläuft das begleitende Fahren gut, ist der erste Teil der Ausbildung abgeschlossen und es werden erste Fahrten alleine bestritten. Diese selbstständig durchgeführten Fahrten dienen dem sicheren Umgang mit den Fahrzeugen und der Kenntnis der richtigen Linienführung. Doch damit ist die Weiterbildung noch nicht abgeschlossen. Phase 2 folgt.

„In der zweiten Phase der Ausbildung geht es um Fahrzeuge mit großen Herausforderungen wie zum Beispiel dem CapaCity mit einer Länge von 19,72 Metern.“

Damit die angehenden Fahrer auch alle Fahrzeuge des ASEAG-Fuhrparks erfolgreich bedienen können, folgt eine zweite Ausbildungphase. „Ein Fahrzeug von 19,72 Metern kann einen Fahrer schon vor Herausforderungen stellen“, erklärt Christof Extra. „Deswegen ist eine besondere Schulung auf diesen Fahrzeugen zwingend erforderlich. So etwas lernt man auch gar nicht in der Führerscheinausbildung, sondern erst, wenn die eigenen Fahrfähigkeiten auf Gelenkbussen gefestigt sind.“ Außerdem beinhaltet die zweite Phase der Ausbildung die Schulung auf Linienabschnitten in Belgien oder den Niederlanden – beispielsweise auf der 14 bis Eupen oder der Linie 44 bis Heerlen – sowie die Fahrpraxis im Verkehrsgebiet Eschweiler. „Hier geht es dann klassisch nochmal an die Streckenkunde. Jedoch nur im Raum Eschweiler mit seinen mindesten 20 weiteren Linien, die auch alle abgefahren werden.“

„Nach Abschluss der zweiten Phase sind die ‚Jungfahrer‘ dann bereit, im Fahrdienst alle Tätigkeiten durchzuführen und stehen der ASEAG in vollem Umfang zur Verfügung.“

Der sympathische Fahrlehrer Christof Extra lächelt zu Ende des Interviews zufrieden. Man merkt, dass er für seinen Job brennt, und mit seinem Team die Fahrschüler und die ‚Jungfahrer‘ gerne auf die Aufgaben im ASEAG-Gebiet vorbereitet. „Ich arbeite einfach gern mit anderen Leuten zusammen. Bemühe mich, immer neue Wege zu finden, um Lerninhalte richtig zu transportieren. Und zum Schluss zu sehen, wie die jungen Kollegen es geschafft haben – das macht mir am meisten Spaß an meinem Beruf.“